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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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stämmig. Der Schwanz lang und nackt.
    Jane hatte das Gefühl, eine unsichtbare Hand würde sich auf ihre Kehle legen und hart zudrücken. Die Ratte setzte sich langsam in Bewegung. Sie schnupperte mit ihrer spitzen Nase, kam näher, immer näher…
    Jane wich vor dem Tier zurück. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn. Ihr Herz trommelte aufgeregt gegen die Rippen. Sie schluckte mühsam. »Bleib mir vom Leib!« zischte sie. Sie war sicher, daß das Biest sie verstehen konnte. »Hörst du? Bleib mir vom Leib!«
    Jane glitt an der rauhen Mauer entlang.
    Die glühenden Augen der Ratte folgten ihr. Jetzt spannten sich die Sehnen unter dem struppigen Fell. Es hatte den Anschein, als würde das Tier gleich auf das Mädchen losspringen.
    Jane bückte sich. Sie zog hastig einen Schuh aus, packte ihn vorn, um mit dem Absatz zuschlagen zu können. Der Nager duckte sich.
    Und dann flog das Biest mit einem schrillen Laut auf Jane zu. Die Privatdetektivin warf sich aufgewühlt zur Seite. Sie schlug gleichzeitig nach der Ratte und traf den kräftigen Körper.
    Das Tier stieß einen Schrei aus, prallte gegen die Wand, fiel auf den Boden, wirbelte herum und stürzte erneut dem entsetzten Mädchen entgegen.
    Die glühenden Augen schienen riesengroß zu werden, als sie auf Jane Collins zusausten. Das Mädchen war einen Moment wie gelähmt. Es sah das schreckliche Maul des Nagers, die gefährlichen gelben Zähne, die auf sie zukamen, sackte an der Wand nach unten und schlug mit dem Schuh nach dem Bauch der Ratte.
    Das Biest überschlug sich in der Luft mehrmals, kam aber wieder auf die Beine und setzte sofort zur nächsten Attacke an. Jane wußte, daß sie diese ungestümen Angriffe nicht mehr lange abwehren konnte.
    Wenn nicht noch ein Wunder geschah, war sie verloren.
    Wie ein Blitz kam der Nager zum dritten Mal heran.
    Jane spürte einen brennenden Schmerz im linken Bein. Sie stieß einen grellen Schrei aus und trat panisch nach dem scheußlichen Vieh, das sie gebissen hatte.
    In ihrer Wut und ihrer Angst schlug und trat sie wie von Sinnen nach dem Tier. Voller Abscheu hieb sie immer wieder auf die Ratte ein. Plötzlich hörte sie hallende Schritte.
    Die schwere Tür wurde aufgerissen. Ein großer, kompakter Mann stürmte in den Raum.
    Roxano!
    Jane hätte nie geglaubt, daß ihr seine Anwesenheit jemals willkommen sein würde, doch nun war sie es. Er brüllte: »Zurück! laß ab von diesem Mädchen! Du kannst sie nicht haben!«
    Die Ratte wich zurück. Roxano stampfte mit aggressiven Schritten auf den Nager zu, der schrille Töne ausstieß und in derselben Sekunde wieder in der Mauer, aus der er gekommen war, verschwand.
    »Verdammtes Drecksvieh!« knurrte Roxano ungehalten. »Das macht er mir nun schon zum vierten Mal. Irgendwann wird er damit mal Erfolg haben. Ich bin nicht immer in der Nähe, um ihn zu verscheuchen.«
    »Wer war das?« fragte Jane mit bebender Stimme.
    »Ihm gehört dieses Haus. Er war mal ein Mensch, hatte Ärger mit einem Magier, der ihn in eine überdimensionale Ratte verwandelte.«
    Roxano blickte auf Janes blutende Wade. Das Mädchen lehnte sich erschöpft an die Wand. Viel hätte nicht gefehlt, und sie wäre dieser blutgierigen Bestie zum Opfer gefallen. Die Detektivin schauderte bei dem Gedanken, was mit ihr geschehen wäre, wenn Roxano nicht dazwischen gegangen wäre.
    Roxano. Ein Mann mit kantigem Schädel, bösen Augen, einem verkniffenen, schmallippigen Mund, um den ständig ein gemeiner Ausdruck lag. Er war breitschultrig, mußte Bärenkräfte haben und war in der Lage, seine Mitmenschen fast augenblicklich in Trance zu versetzen.
    Er wies auf Jane »Kommen Sie mit!«
    »Wohin?«
    »Sie werden es sehen. Hier können Sie nicht bleiben, oder wollen Sie, daß er sich noch einmal auf Sie stürzt?«
    »Ich verlange, daß Sie mich freilassen!« sagte Jane energisch.
    Roxano grinste. »Freiheit. Was ist das schon? Ist das nicht ein relativer Begriff? Warum fühlen Sie sich bei mir nicht frei?«
    »Weil ich nicht tun kann, was ich möchte.«
    »Vielleicht kommt das noch«, sagte Roxano geheimnisvoll.
    »Warum haben Sie mich entführt? Möchten Sie mir das nicht endlich erklären? Haben Sie vor, Lösegeld für mich zu verlangen? Da werden Sie leider eine herbe Enttäuschung erleben. Es gibt niemanden, der in der Lage wäre, für mich eine wenigstens einigermaßen zufrieden stellend hohe Summe aufzubringen. Ich gehöre nicht dem Finanzadel an, Mr. Roxano.«
    »Ich bekomme mein Geld von einer anderen Seite«,

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