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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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schleuderte neuen Mörtel auf die vor mir aufgeschichteten Ziegel. Ein neuer Stein wurde aufgesetzt. Klatsch. Und der nächste. Die Mauer, die vor mir aufgezogen wurde, überragte mich bereits, so daß ich nicht erkennen konnte, wer mich auf diese grausame Weise beseitigen wollte. Ich drückte mühsam meine weichen Knie durch und richtete mich so weit wie möglich auf.
    Und dann sah ich, wer so eifrig an meinem Untergang arbeitete.
    Es war niemand anders als Maeve Easton.
    Ich verstand die Welt nicht mehr.
    ***
    »Maeve!« stieß ich fassungslos hervor. Meine Stimme kratzte. Ich hatte noch Mühe, mich verständlich zu machen.
    Das Mädchen stieß ein hexenhaftes Gelächter aus. »Da staunst du, was? Du bist mir wie ein Tölpel in die Falle gegangen, John Sinclair. Der berühmte Geisterjäger hat sich wie ein Anfänger benommen.«
    »Haben Sie mich niedergeschlagen?« fragte ich verdattert.
    »Natürlich. Wer denn sonst?«
    »Dann haben Sie gar keine Mädchenschreie in der Abtei gehört.«
    »Niemals!« rief das Mädchen vergnügt.
    »Maeve, warum tun Sie das?« fragte ich erschüttert.
    »Kannst du dir das nicht denken, Sinclair? Ich bin kein gewöhnliches Mädchen. Ich bin eine Braut des Satans. Eine Hexe.« Sie starrte mich mit haßsprühenden Augen an. »Du hast genug Unheil unter meinen Brüdern und Schwestern angerichtet, John Sinclair. Es ist endlich an der Zeit, daß dir jemand die Rechnung dafür präsentiert! Du wirst sterben, Geisterjäger! Hier auf diesem alten Friedhof der Abtei. Niemand wird wissen, wo du hingekommen bist. Wir haben alles hervorragend vorbereitet, wie du siehst. Gestern Nacht, als du meinen Dämonenbruder verfolgt hast, habe ich dich von ihm abgelenkt. Mein Schrei hat dich davon abgehalten, ihn weiter zu verfolgen. Ich erzählte dir, er habe sich in Luft aufgelöst, doch das war gelogen. Dazu war der Dämon nämlich gar nicht fähig.«
    Die Hexe kicherte gemein.
    Klatsch. Sie warf mit der Kelle wieder neuen Mörtel auf die Ziegel, setzte den nächsten Stein auf. Die Mauer wuchs besorgniserregend schnell. Es fehlten nicht mehr viele Steine.
    Was dann?
    Wie sollte ich aus dieser Nische herauskommen? Ich war gefesselt, und die Mauer würde allen meinen Bestrebungen freizukommen standhalten.
    »Wir haben geschickt die Fäden gezogen, Geisterjäger!« lachte die Hexe. »Du hast an diesen Fäden gehangen, ohne es zu merken. Ich kam hierher, um alles für deinen Tod vorzubereiten, und nun steht dein Ende kurz bevor. Es gibt kein Entrinnen mehr für dich, Sinclair. Dein Tod ist dir absolut sicher!«
    »Wo sind die beiden Mädchen?« fragte ich benommen.
    »Nicht hier«, kicherte Maeve. Klatsch. Ein weiterer Stein.
    »Was wird hier überhaupt gespielt?« fragte ich die Hexe.
    »Wir sind ein bestens organisiertes Team«, tönte Maeve Easton. Ich konnte immer noch nicht begreifen, daß es ihr gelungen war, mich so geschickt zu täuschen. Ich war auf ihr hübsches Gesicht hereingefallen, auf ihre hilfebedürftige Art, auf ihr nettes Wesen.
    »Welche Ziele verfolgt ihr?« wollte ich wissen.
    Maeve setzte zuerst einen neuen Stein auf, ehe sie antwortete: »Wir arbeiten mit Mr. Roxano zusammen.«
    Roxano. Ich erinnerte mich wieder an den Namen. Er war einer jener Leute, die einen Hubschrauber besaßen. Er hatte Jane hierher gebracht oder bringen lassen. »Was macht Roxano?« fragte ich heiser.
    »Er handelt mit Seelen.«
    Mir rieselte es eiskalt über den Rücken, als ich daran dachte, daß Roxano auch mit der Seele meiner Freundin sein verfluchtes Geschäft machen wollte. Jill Grabowski und Jane Collins waren einem Seelenhändler ins Netz gegangen. Und wer weiß, wie viele Menschen Roxano sich noch geholt hatte.
    »Wo befindet sich Jane?« fragte ich die Hexe.
    »Bei Roxano«, sagte Maeve lachend. »Er wird auch ihre Seele an den Höllenfürsten verschachern, und du, John Sinclair, wirst nicht in der Lage sein, es zu verhindern.« Ich zerrte verbissen an meinen Fesseln, doch die Stricke schnitten nur noch schmerzhafter in mein Fleisch. Das war alles, was ich damit erreichte.
    »Ihr Bestien!« schrie ich.
    »Dein Ende wird in zweifacher Hinsicht schlimm sein«, sagte Maeve begeistert. »Du wirst neben deinen körperlichen Qualen auch noch geistige erleiden. Während du langsam verrecken wirst, wird dich die Sorge um Jane Collins langsam zu Tode foltern. Was sagst du dazu? Haben wir uns das nicht prima ausgedacht, Sinclair? Nun erhältst du endlich die Strafe, die dir lange schon zusteht. Du hast dich

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