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0028 - Invasion der Monster

0028 - Invasion der Monster

Titel: 0028 - Invasion der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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einer chemischen Fabrik oder etwas ähnliches. Van Gemert wollte den Fuß heben, um das merkwürdige Zeug probeweise zu berühren – und in der gleichen Sekunde begann die Masse sich zu bewegen.
    Zuerst sah es so aus, als werfe sie lediglich Blasen.
    Aus der Tiefe des rötlichen Schleims tauchten zwei etwas hellere Kugeln auf. Ein Aderngeflecht umgab sie, sie drehten sich, schwarze Pupillen klafften, ein roter Irisring leuchtete – und selbst der stoisch veranlagte Rinus van Gemert bekam einen gelinden Schock bei der Erkenntnis, daß es sich um Augen handelte.
    Er mußte schlucken, um das zu verdauen.
    »Hey!« rief er über die Schulter. »Das ist ja ein Tier! ‘ne Art Qualle vermutlich! Ich möchte wirklich wissen, wie…«
    Weiter kam er nicht.
    Das, was er für ein seltenes Seetier hielt, bewegte sich erneut. Tentakel bildeten sich, tasteten unruhig suchend über das Pflaster. Eins der seltsamen Gliedmaßen zuckte jäh und blitzartig vor –, und ehe Van Gemert zurückweichen konnte, hatte sich schon etwas Klebriges, Brennendes um sein Bein geschlungen.
    Er fluchte.
    Vergeblich versuchte er, das widerliche Tier abzuschütteln. Sein Bein brannte. Irgend etwas stieg heiß in ihm hoch, schwappte gleich einer Flutwelle in sein Gehirn – und vor den ungläubigen, entsetzten Augen seiner Freunde begann er sich zu verwandeln.
    Das breite, gutmütige Gesicht verzerrte sich.
    Wie im Fieber glühten die Augen auf, ein Speichelfaden lief aus dem Mundwinkel. Van Gemert krümmte seinen Körper nach vorn, duckte sich wie ein lauerndes Raubtier, und seine Finger bogen sich zu Krallen.
    Langsam, mit wiegenden Schritten kam er auf die anderen zu.
    Noch standen seine Freunde starr da, waren unfähig, das Grauen zu erfassen, daß da so plötzlich in ihre unbeschwerte Gemeinschaft einbrach. Erst Rinus van Gemerts heiserer, unmenschlicher Wutschrei riß sie aus ihrer Erstarrung – doch da hatten sie die entscheidenden Sekunden bereits verloren.
    Wie ein Tier sprang Van Gemert die blonde Maryke Verkerk an.
    Das Mädchen taumelte unter dem Anprall. Gellend schrie sie auf – und im nächsten Moment erstickte ihre Stimme, als sich die Klauen des Angreifers um ihre Kehle legten. Van Gemert keuchte, schien zu hecheln wie ein Wolf. Sein Opfer verlor das Gleichgewicht, beide stürzten zu Boden, und mit einem wilden Fauchen versuchte der Holländer, seine Zähne in den Hals des jungen Mädchens zu schlagen.
    Ove Kristersen kam als erster zu sich.
    »Nicht!« brüllte er.
    Mit zwei Sprüngen war er heran, versuchte, seinen rasenden Freund von dem Mädchen wegzureißen. Auch Michael Obermeier schüttelte die Erstarrung ab, wollte dem Norweger zur Hilfe kommen – aber er schaffte es nicht mehr.
    Van Gemert ließ Maryke los.
    Mit einem dumpfen Knurrlaut kam er hoch und kreiselte herum.
    Nackte Mordlust flackerte in seinen blutunterlaufenen Augen. Ein Hieb von mörderischer Wucht traf den jungen Deutschen in die Magengrube und ließ ihn nach vorn zusammenknicken. Der zweite Schlag krachte gegen Ove Kristersens Gesicht, brach sein Nasenbein und lockerte zwei Schneidezähne. Mit einem erstickten Gurgeln flog der Norweger rückwärts, überschlug sich am Boden – und dabei geriet sein rechter Arm in die rote, gallertartige Masse.
    Kristersen brüllte wie ein Tier.
    Wie ein Raubtier, dachte Michael Obermaier schauernd. Er kniete am Boden, er preßte beide Unterarme gegen den mißhandelten Magen – und wie durch einen grauen Nebel sah er, daß Ove Kristersen sich fauchend auf ihn stürzen wollte.
    Der junge Deutsche sprang auf.
    Er begriff nicht, was vor seinen Augen geschehen war. Er fühlte sich unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Nur die Angst hatte Platz in seinem siedenden Hirn, die blinde, verzweifelte Panik – und der Impuls zur Flucht, der ihn hochtrieb und ihn Schmerzen und Schwäche vergessen ließ.
    Er warf sich herum.
    Weg, nur weg, hämmerte es in seinem Schädel. Stolpernd und taumelnd begann er zu rennen. Er kannte sich nicht aus, er wußte nicht, wohin er sich wenden sollte, wo es ein Versteck gab, einen Ausweg, Sicherheit, und er lief in eine Richtung, die sich – zumindest auf den ersten Blick – nur als tödliche Falle entpuppen konnte.
    Als er merkte, daß er über den Gehweg der Manhattan Bridge rannte, war es zu spät.
    Tragkabel und Hänger ragten in den Himmel, hohe Schutzgitter bildeten unüberwindliche Hindernisse – es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken oder auszubrechen. Michael Obermaier spürte

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