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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Beine los. Ich fiel unsanft auf den Boden.
    Vorne wurde heftig in einer Sprache palavert, die mir nicht Französisch zu sein schien. Richtiger gesagt, es sprach nach wenigen Augenblicken nur ein Mann, und er sprach ziemlich laut.
    Obwohl ich kein Wort verstand, hatte ich den Eindruck, daß die Horde, die uns überfallen hatte, kräftig heruntergeputzt wurde. Ich blinzelte vorsichtig durch die Wimpern. Viel war nicht zu sehen. Die Taschenlampen fuchtelten hin und her. Einmal riß ihr Licht das Gesicht eines weißbärtigen, verrunzelten alten Mannes mit einer Schiffermütze aus der Dunkelheit. Hatte Ghergieff nicht den Mann so beschrieben, der hin und wieder beim Loswerfen oder Anlegen der ›Y‹ gesehen wurde? Dann erwischte der Schein einer fuchtelnden Lampe für Sekundenbruchteile eine bizarre Gestalt, die einem Märchenbuch entsprungen zu sein schien. Ich sah nicht mehr als ein Schattenbild, breit, mit einer hochgezogenen rechten Schulter, die den Kopf zu überragen schien. Die Gestalt strebte mit langen, aber hinkenden Schritten auf mich zu. Ich schloß rasch wieder die Augen. Gleich darauf spürte ich Licht auf meinem Gesicht und fühlte, daß sich jemand über mich beugte. Eine Welle von Geruch schlug mir entgegen, ein seltsames, aber nicht unangenehmes Parfüm.
    Jetzt sagte eine scharfe Stimme etwas ganz in meiner Nähe, und ein anderer Mann antwortete einen kurzen Satz. Ich glaubte die letzten Worte zu verstehen. »Al Ejodem!« Aber vielleicht hatte ich mich auch verhört.
    Jedenfalls wurde ich wieder aufgehoben und jetzt im Eiltempo zurückgetragen. Ich hatte den Eindruck, daß der Weg anstieg. Ich wagte noch einmal zu blinzeln, konnte aber keine Veränderung des Weges feststellen. Dann kam eine Treppe. Auch diese Treppe wurden wir hinaufgeschleift, und meine Träger keuchten bereits hörbar. Oben angelangt, setzten sie uns noch einmal ab. Wieder beugte sich jemand über mich, aber jetzt roch ich nicht das seltsame Parfüm, sondern nur den Geruch eines Mannes nach Tabak.
    Eine Hand fuhr mir ins Gesicht, schüttelte mich.
    »He! Hallo!« rief der Mann. »Hörst du mich?« Er sprach Englisch. Es war die Stimme des Burschen, der den Überfall in die Wege geleitet hatte.
    Ich stöhnte zur Vorsicht, öffnete aber die Augen nicht. »Besser ist besser!« brummte der Mann und setzte noch ein paar Worte in der fremden Sprache hinzu. Im nächsten Augenblick zuckte wieder etwas über meine Schädeldecke hinweg, und ich verlor erneut die Besinnung.
    ***
    Ich kam davon zu mir, daß mich jemand an den Schultern rüttelte und heftig auf mich einredete. Zwischendurch sagte er: »Mon Dieu!«
    Ich stützte die Ellbogen auf und richtete mich hoch.
    »Schon gut!« brummte ich.
    »Oh, Englishman!« rief der Mann, der sich um mich bemühte. »Wie geht's?« Es war ein kleiner, schwarzgekleideter Bursche mit einem ängstlichen Gesicht und einer Brille.
    »Wo bin ich hier?« kratzte ich mein klägliches Französisch zusammen.
    »Rue Mouton! Montparnasse!«
    »Danke! Hatte noch 'nen Kameraden bei mir! Einen Freund, verstehen Sie? Haben Sie ihn nicht gesehen?«
    »Dort liegt er, Monsieur! Direkt neben Ihnen!«
    In der Tat, Phil lag neben mir, kaum eine Armlänge entfernt, und schien sogar friedlich zu lächeln.
    Ich taumelte zu ihm hin. Er war so wenig tot wie ich, aber als ich seinen Kopf abtastete, hatte er zwei genauso große Beulen wie auch ich. Ich bearbeitete sein Gesicht. Inzwischen hatte sich eine Gruppe von Menschen angesammelt. Eine Dame lieh mir ein Fläschchen Eau de Cologne. Ich besprenkelte Phil damit, und als er sich zu regen begann, goß ich den Rest über meinen eigenen Kopf, der beachtlich brummte.
    Phil richtete sich auf und gab 'ne Menge unfeiner Worte von sich.
    Schließlich erschien auch ein Flic, wie sie hier die Cops nennen, und wollte uns absolut zu seinem Revier schleifen.
    Phil wimmelte ihn ab, nannte den Namen unseres Schiffes und bat ihn, er möge uns morgen dort besuchen. Der Flic besorgte uns mit echt französischer Höflichkeit ein Taxi.
    »Port de Plaisir!« sagte Phil, und wir ließen uns in die Polster des Fonds fallen.
    Der Taxifahrer wandte sich um und sagte einen Satz. Phil übersetzte: »Er sagt, er müßte einen Umweg fahren. Der fünfte Bezirk sei abgesperrt. Es fände eine Razzia dort statt. Die Polizei sucht zwei Männer, die von Algeriern überfallen worden seien.«
    Der Taxifahrer fragte noch etwas. Phil antwortete und setzte ziemlich unwirsch hinzu, er möge sich jetzt auf die Socken

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