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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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unter der Seine her. Bitte, erzählen Sie weiter.«
    Er unterbrach mich erst wieder, als ich berichtete, daß ich den Eindruck gehabt hätte, jemand wäre uns entgegengekommen und habe unseren Überwältigern befohlen, uns zurückzutragen.
    Da nickte er: »Das ist möglich. Sind Sie sicher, daß Sie den Namen ›A1 Ejodem‹ verstanden haben? Ich bemühe mich seit langem, mehr über ihn zu erfahren, aber ich darf nicht wagen, offen nach ihm zu fragen. Die Leute, die Sie überfielen, gehörten zu einer Bande, und sie handelten vermutlich ohne Einwilligung ihres Chefs. Wissen Sie, Sie können diese Vereinigungen von Verbrechern im fünften Bezirk nicht mit Ihren Gangs in den Staaten vergleichen. In den Staaten bezahlt der Boß seine Leute, und wenn der Boß keine Arbeit hat, polieren sie sich die Fingernägel. Unter den Algeriern kann im allgemeinen jedes Bandenmitglied tun und lassen, was es will. Es gehört weniger einer Bande als einem Verein an, und es steht dem Chef des Vereins nur zur Verfügung, wenn es von ihm dazu aufgerufen wird, zum Beispiel also für einen bestimmten Raubzug. Dann erhält auch jedes Mitglied einen Teil von der Beuie. Bei ihren sonstigen Privatbeschäftigungen müssen die Bandenmitglieder nur darauf achten, nicht gegen die Interesse des Chefs zu verstoßen.«
    Er versank einen Augenblick in Nachdenken und sagte dann zu sich selbst: »Ja, so könnte es sein.«
    »Wie?« fragte ich.
    »Ich glaube nicht, daß ›A1 Ejodem‹ oder ein anderer Bandenführer etwas dagegen hat, wenn seine Leute auf eigene Rechnung Fremde ausplündern, die sich zur Unzeit in den fünften Bezirk getraut haben, aber er wird es nicht schätzen, wenn dort Fremde ermordet werden. Die Aufklärung von Morden an Fremden ist, besonders bei Amerikanern, für die Pariser Polizei eine Prestigefrage. In solchen Fällen schalten sich die Botschafter und die höchsten Regierungsstellen ein. Der fünfte Bezirk muß mit Razzien und vielen Verhaftungen und Verhören rechnen, und wenn die Bandenchefs ihre Leute im allgemeinen gut diszipliniert haben, so wird ihnen bei solchen Großaktionen doch immer schwül, weil sie damit rechnen müssen, daß die Flics einmal an den Richtigen geraten, der umfällt und singt.«
    »Sie glauben also, daß wir abgetan werden sollten und daß nur das Dazukommen des Chefs es verhinderte?«
    »Nach Ihrem Bericht möchte ich annehmen, daß es so gelaufen ist.«
    »Und warum schleppen sie uns dann in diesen Gang, anstatt uns gleich an Ort und Stelle abzutun?« fragte Phil.
    Kommissar Landwehr versank wieder in Grübeln. Das war so ein Charakteristikum an ihm. Er stützte dann das Kinn in die Hand und sah mit leerem Blick vor sich auf die Tischplatte. Dann erhellten sich plötzlich seine Züge, er hob den Kopf und ließ die Hand fallen.
    »Um die Frage genau zu beantworten, müßte man wissen, wohin dieser Gang führte, den man Sie hinuntertrug, aber ich möchte annehmen, daß er zur Seine führt. Das erklärt auch das plötzliche Erscheinen des Chefs. Er kam mit einem Boot. Und es ist kaum zu unterscheiden, ob jemand ertrunken ist oder ertränkt wurde. Es gab da mal vor einiger Zeit einen Fall.«
    »Teddy Doon?« fragte ich.
    »Oh, Sie kennen die Geschichte bereits. Wer hat sie Ihnen erzählt?«
    Ich gab Auskunft. Landwehr nickte und lächelte zufrieden.
    »Sie sind bereits fein in der Mitte, Mr. Cotton und Mr. Decker. Interpol hat nicht gehofft, daß Sie es so schnell schaffen würden. Ja, der arme Teddy Doon. Es war ein Unfall, und es war nie etwas anderes nachzuweisen, aber ich glaube noch heute nicht daran, daß es etwas anderes als Mord gewesen ist.«
    »Dann müßte es mit der ›Y‹ Zusammenhängen. Wissen Sie etwas über die ›Y‹, Mr. Landwehr?«
    »Nicht mehr als Sie, aber in allen Untersuchungen von Interpol ergibt sich kein Anhaltspunkt, daß die ›Y‹ in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Rauschgiftzentrale steht, hinter der wir her sind.«
    »Ich bin nicht der Ansicht«, sagte ich.
    Er sah mir in die Augen und fragte lächelnd: »Warum nicht?«
    Leider wußte ich kerne Antwort darauf. Ich hätte sagen müssen, daß ich es fühlte, aber das wollte mir nicht über die Lippen.
    Landwehr überging mein Schweigen taktvoll.
    »Sie haben bereits die Namen all der Leute genannt, die für die Identität mit der großen Zentrale in Frage kommen. Alle diese Leute erfüllen die Bedingungen, die nach unseren Feststellungen der Kopf der großen Zentrale erfüllen muß, wenn er seine weltweiten

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