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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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machen.
    »Er fragte, ob wir vielleicht die Männer seien«, erklärte mir Phil, »aber ich sagte ihm, wir hätten uns untereinander um ein Mädchen geschlagen und dann wieder vertragen, weil sie es nicht wert gewesen wäre.«
    »Wo sind wir eigentlich wieder ans Licht gekommen?«
    »Montparnasse. Das liegt oberhalb des fünften Bezirks. Aber wieso wieder ans Licht gekommen?«
    Es stellte sich heraus, daß Phil nichts von dem unterirdischen Trip bemerkt hatte.
    Wir überlegten vergeblich, wer die Polizei alarmiert haben konnte, als wir unter die Räuber fielen. Die Einwohner des Viertels standen sicher mit allen Sympathien auf der Gegenseite. Wir fanden keine Lösung des Problems, und wir waren heilfroh, als wir endlich an Bord der ›Gundula‹ unsere brum-- menden Schädel ins kalte Wasser tauchen konnten. Es war nicht einfach, den Chauffeur zu bezahlen, denn wir fanden weder unsere Brieftaschen noch unsere Portemonnaies, aber in einem zweiten Anzug an Bord entdeckten wir noch ein paar Dollarnoten, die der Fahrer gerne annahm. Im übrigen waren unsere Verluste nicht sehr groß. Die Ausweise verrieten nichts von unserem wahren Beruf, und das meiste lag in Form von Reiseschecks in einer kleinen Kasse an Bord der ›Gundula‹.
    Während wir uns anzogen, sprachen wir über unser Erlebnis. Wir konnten uns keinen Reim darauf bilden. Ich vermutete, daß die Burschen dabei gewesen waren, uns zu erledigen, und daß irgendwer es ihnen verboten hatte, obwohl ich nicht einsehen konnte, aus welchen menschenfreundlichen Gefühlen der Betreffende gehandelt haben sollte.
    Inzwischen war Mitternacht fast vorbei. Phil bereitete in der winzigen Kombüse einen späten Imbiß und holte den Whisky aus dem Eisschrank. Ich ging an Deck. Ich wollte zum Citroën, der am Straßenrand des Kais parkte, weil ich glaubte, daß im Handschuhfach noch Zigaretten wären.
    Als ich von Bord auf den Kai sprang, sah ich einen Mann bei unserem Wagen stehen, untersetzt, mittelgroß und mit randloser Brille in dem Gesicht mit den beginnenden Hängebacken. Es war dieser Bursche, den ich jetzt zum dritten- oder viertenmal sah. Es war — zum Henker — der Mann, den ich bisher überhaupt in Paris am häufigsten getroffen hatte, und ich entschloß mich, ihn zu stellen.
    »Hallo!« rief ich. »Was tun Sie an meinem Wagen?«
    »Nothing, Sir!« antwortete er in einem korrekten Englisch, dessen Akzent zwar fremd, aber nicht französisch war.
    Ich war mit ein paar langen Schritten bei ihm.
    »Ich habe Sie schon ein paarmal hier herumspionieren sehen«, sagte ich absichtlich grob. »Merken Sie sich, daß ich Ihnen einiges brechen werde, wenn Sie es nicht lassen.«
    Der Bursche lächelte über seine Brille hinweg.
    »Das dürfte Ihnen schwerfallen!«
    »Go ahead!« befahl ich mit einer unmißverständlichen Geste.
    »Sie müssen eine Menge heute nacht erlebt haben, daß Sie so reizbar sind«, antwortete er in einem Ton voller Nachsichtigkeit. »Ich möchte Sie einiges fragen. Kommen Sie am besten zur Rue François I. Es ist nicht weit von hier. In Nummer sechsunddreißig ist ein kleines Bistro mit einem Hinterzimmer. Ich erwarte Sie im Hinterzimmer. Achten Sie ein wenig darauf, daß Ihnen niemand folgt, aber ich glaube nicht, daß es schon so mit Ihnen steht. Bis gleich also, Mr. Cotton«, schloß er, zog höflich seinen Hut und ging zur Treppe, die vom Kai zur Straße führte.
    Ich ging kopfschüttelnd zu Phil zurück in die von Rühreiduft erfüllte Kombüse.
    »Ich hatte gerade eine Unterredung mit dem Mann, den wir in unserer Nähe schon ein paarmal gesehen haben«, sagte ich. »Er erwartet uns in Nummer sechsunddreißig der Rue François I.«
    Phil tastete vorsichtig nach den Beulen auf seinem Kopf.
    »Nehmen wir den 38er mit?« fragte er. »Ich habe eigentlich für den Augenblick genug von diesen Dingern, wie sie hier auf meinem Kopf blühen.«
    Trotzdem ließen wir die Kanonen in ihrem Versteck an Bord. Die Rue François I war eine fast vornehme Straße nicht weit von den Champs Elysées. Nummer sechsunddreißig entpuppte sich als ein kleines chinesisches Restaurant. Ein freundlich grinsender Asiate empfing uns.
    »Mister seien im Hinterzimmer, sagte, er erwartet zwei Gentlemen mit Beulen und Schrammen. Bitte sehr, hier entlang!«
    »Sehr witzig«, knurrte ich, aber wir folgten dem Chinesen.
    Der Mann vom Kai saß in dem winzigen Zimmer, das nur zwei oder drei Tische enthielt, vor einer Flasche Bier. Er hatte den Mantel und den Hut abgelegt. Sein graues,

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