003 - Der Hexer von Sumatra
mir im Nacken. Sollte so mein Ende aussehen?
Sollte auch ich ein mordlüsterner Kannibale des Hexers werden?
Das schwarze Wesen beugte sich über mich. Triumphierend.
Sein Vorhaben schien ihm zu gelingen.
Plötzlich Schritte.
Der Kerl stutzte, wich zurück. Drei, vier Schritte. Noch weiter.
Die Hintertür des Tanzlokals wurde aufgerissen. Ich wandte den Kopf. Meine Augen gewannen ihre Sehschärfe wieder. Ich erblickte Mr. Silver, der mit sorgenverhangener Miene heraustrat, und ich sah, wie der Indonesier augenblicklich Fersengeld gab. Innerhalb von wenigen Sekunden war er verschwunden.
»Tony, was ist los?« stieß der Ex-Dämon mit belegter Stimme hervor.
Ich erhob mich schwerfällig wie ein alter Mann und schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden.
»Was hat’s gegeben, Tony?« wollte der Ex-Dämon wissen.
»Einen Freistilkampf. Catchascatchcan. Und der Publikumsliebling hat die Hucke gehörig vollgekriegt.«
»Ich nehme an, der Publikumsliebling bist du.«
»Wer denn sonst?«
»Und wer war der andere?«
»Erinnerst du dich an den Kerl, von dem ich dir erzählt habe?«
»Meinst du diesen Indonesier, der dich in der Hotelhalle beobachtete?«
Ich nickte. »Mit dem habe ich mich geschlagen. Er ist einer von Barsoks Kannibalen, wie sich herausstellte, und es hat nicht viel gefehlt, dann wäre auch ich zum Diener des Hexers geworden.«
»Tony Ballard, der Publikumsliebling, mit Sägezähnen. Schrecklich«, feixte der Ex-Dämon.
»Wieso wußtest du, daß ich hier bin?«
»Einer von Tukets Leuten hat es mir gesagt.«
»Hast du die Adressen von Marba und Muana?«
»Ja, es ist dieselbe Anschrift. Die Mädchen wohnen zusammen.«
»Wenn wir Glück haben, kennt Tuket auch den Burschen, der mich soeben fressen wollte«, sagte ich. Es ging mir schon wieder besser. Ich kämmte mich mit den Fingern, kramte unter den Kisten meinen Colt Diamondback hervor und schob ihn in die Schulterhalfter. Verflucht, bei dieser Auseinandersetzung hatte ich nicht gut ausgesehen. Wenn Mr. Silver den Indonesier nicht verscheucht hätte…
Mir lief es eiskalt über den Rücken. Ich betrat mit dem Ex-Dämon wieder das Tanzlokal.
»Darf ich Sie noch einmal kurz stören?« fragte ich Tuket.
Der Mann lächelte freundlich. »Selbstverständlich, Mr. Ballard.«
Ich beschrieb den Kerl, der mich umbringen wollte, so präzise, daß man davon ein Porträt hätte anfertigen können. »Kennen Sie den?« fragte ich zum Schluß.
Zu meiner freudigen Überraschung nickte Tuket sofort. »Nach dieser Beschreibung kann es sich nur um Djalar handeln, Mr. Ballard. Er arbeitet im Touristikbüro. Ist Mädchen für alles. Reiseleiter. Fremdenführer. Er arrangiert Ausflugsfahrten und ist auch für die MißWahl verantwortlich.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Ist mit ihm irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Wissen Sie, wo er wohnt?« fragte ich zurück.
Tuket hob die Schultern. »Ich kenne nur seine alte Adresse. Er ist vor ein paar Tagen umgezogen. Wenn Sie etwas mit ihm zu besprechen haben, begeben Sie sich am besten ins Touristikbüro. Da treffen Sie Djalar noch am ehesten an.«
Die Reihe der Kannibalen hatte sich um einen Killer verlängert.
Marba, Muana, Mort Messina – und jetzt auch noch Djalar. Das waren die schwarzmagischen Wesen, die wir kannten.
Aber wie viele gab es, die wir noch nicht kannten?
Wen holten sie gerade in diesem Augenblick auf Barsoks Seite?
***
Isabella Rabal wußte nicht recht, was sie mit dem Tag anfangen sollte. Sie begab sich auf ihr Zimmer. Ihr Blick fiel auf das Bett, und sie war nahe daran, sich hinzulegen und wenigstens bis Mittag zu schlafen. Aber dann versagte sie sich das doch, denn es war viel zu schön draußen. Sie zog ihren knappen Bikini an, ölte sich ein, schlüpfte in ihr Frotteestrandkleid und verließ das Zimmer wieder.
Dösen konnte sie auch am Strand. Sie wollte es in der Nähe von Mort Messinas Yacht tun und das Schiff beobachten. Vielleicht sah sie Mort. Vielleicht konnte sie sich ein Herz fassen und zu ihm an Bord gehen, um sich für ihre Entgleisung von gestern zu entschuldigen.
Sie mochte Mort Messina, und es lag ihr viel daran, daß er kein falsches Bild von ihr hatte.
In der Hotelhalle – sie dachte immer noch an Mort – sprach er sie plötzlich von hinten an. Sie drehte sich überrascht um. »Mort!« sagte sie erfreut. »Hallo, wie geht’s?«
»Ausgezeichnet, und dir?«
»Ich hatte schon bessere Tage.«
»Das kommt vor.«
»Meine Entgleisung von gestern abend ist
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