003 - Die schwarze Rose
behaupten."
Hastig trat John einen Schritt zurück. Zwei Schritte.
„Ich möchte mit mir selbst experimentieren. Wozu brauche ich eine Dame?"
Darauf wusste John nichts zu erwidern. Der Mann war noch merkwürdiger, als er angenommen hatte.
„Nach meiner Ansicht müsste es ausgezeichnet zu meinem Teint passen. Außerdem glaube ich, dass es der letzte Schrei dieser Saison wird."
Zu seinem Teint? John schüttelte den Kopf, als wollte er Nebelwolken aus seinem Gehirn verscheuchen. „Wovon redest du eigentlich, Percy?"
„Von Spanischen Fliegen, das sagte ich doch. Zweifellos kommt dieses dunkle Grün groß in Mode."
John sah rot. Karmesinrot. „Hast du mich hierher gelockt, um eine Farbe zu erörtern? War das die rein persönliche, dringende Angelegenheit?" Ohne eine Antwort abzuwarten, schrie er: „Weißt du, dass ich deinetwegen meine Frau allein gelassen habe?"
„Beruhige dich, John! Wenn du darüber nachdenkst, wirst du erkennen, wie wichtig die Mode ist."
Diesen Worten folgten mehrere ausdrucksvolle Flüche. Dann machte John auf dem Stiefelabsatz kehrt und eilte zum Haus zurück.
Sir Percy schaute ihm nach. Obwohl ihn der abrupte Aufbruch des Viscount kränkte, verzogen sich seine Lippen zu einem rätselhaften Lächeln.
Immer noch wütend, machte sich John auf die Suche nach Chloe, sobald er das Haus betreten hatte. Sie war nirgends zu finden. Im Wintergarten traf er ihre Großmutter an, die gerade ein paar Kräuter umtopfte. Sie liebte diese Tätigkeit. Normalerweise machten sich Aristokratinnen die Hände nicht schmutzig. Aber die Comtesse de Fonbeaulard bildete in jeder Hinsicht eine Ausnahme.
So wie ihre Enkelin.
„Hast du Chloe gesehen, Simone?"
„Ja, John. Sie ruht sich in ihrem Zimmer aus." Lächelnd drückte sie die Erde rings um eine Pflanze fest. „Du hast das arme Kind ziemlich ermüdet."
Die meisten anderen Männer hätte eine solche Bemerkung in Verlegenheit gebracht. Nicht John. Er lachte voller Genugtuung, und die Comtesse drohte ihm mit dem Finger.
„Geh sanft mit ihr um. Sie ist nicht an deine Leidenschaft gewöhnt."
„Oh, ich behandle sie viel zu sanft. Meine einzige Schwäche", fügte er hinzu, bevor er den Wintergarten verließ.
Eher deine Stärke, dachte die Comtesse und stellte den Blumentopf in ein Regal.
Hinter dem Farnkraut bewegte sich etwas, und sie erschrak. Dann trat der Marquis hervor.
„Maurice! Ich habe dich gar nicht gesehen."
„Non", bestätigte er in rätselhaftem Ton.
„Wie lange bist du schon hier?"
Er wusste, dass sie an etwas anderes dachte - an ein aufschlussreiches Gespräch, das vor einigen Tagen an diesem Ort stattgefunden hatte.
„Noch nicht lange", erwiderte er gleichmütig, und sie schien aufzuatmen. Er zog sie an sich und drückte einen Kuss auf ihre Schulter. „Ist er nicht wie sein Onkel?"
Belustigt lehnte sie sich an ihn. „Genauso."
„Ganz so wild war ich nicht", erwiderte er, die Lippen an ihrem Hals.
„Offenbar leidest du an Gedächtnisschwund."
„Stimmt." Zärtlich nahm er ihr Gesicht in beide Hände. „Ich erinnere mich nur an jenen Teil meines Lebens, in dem du die Hauptrolle gespielt hast, mon amour."
Warum gelang es ihm immer noch, ihr den Atem zu nehmen? „O Maurice ..."
Ein Kuss verschloss ihr den Mund. Wenn Maurice einen Plan hatte, konnte er besonders romantisch sein.
Chloe lag auf dem Bett und schlief tief und fest. Im sanften Wind, der durch das Fenster hereinwehte, bewegten sich ihre offenen Haare und die Rüschen ihres Unterhemds aus weißem Batist. Sie glich einer Märchenprinzessin, die auf den Kuss ihres Prinzen wartete.
Wenn John auch kein Prinz war - er wollte sie trotzdem küssen. Rasch befreite er sich von seinen Kleidern und legte sich zu ihr. Auf einen Ellbogen gestützt, betrachtete er ihr Gesicht, die langen Wimpern, die kleine Stupsnase, das eigenwillige Kinn, die weichen Lippen.
An diesen Mund dachte er, seit sie ihm den seltsamen Heiratsantrag gemacht hatte.
Und jetzt, wo er wusste, wie sich diese Lippen anfühlten, trieben sie ihn allmählich zum Wahnsinn. Sobald sie ihn berührten, erwachte ein heißes Verlangen, und er konnte gar nicht genug von ihr bekommen. Vielleicht war er süchtig nach ihr.
Wie verletzlich sie aussah, wie sie in ihrem weißen Hemd auf dem Bett lag - ein unschuldiges Lämmchen . . . Er neigte sich näher zu ihr, und sein Haar streifte ihre Brust.
„Kalt", flüsterte sie im Schlaf.
„Chloe ..." Um sie nicht zu erschrecken, sprach er ganz sanft und
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