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003 - Im Kabinett des Grauens

003 - Im Kabinett des Grauens

Titel: 003 - Im Kabinett des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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harten, kalten Boden, die Dolche und Messer blitzten auf und schienen
sich blitzschnell zu heben, um dann mit tödlicher Wucht auf ihn herabzusausen.
    Ständig
fühlte sich Tom von tausend starren Augen beobachtet, und die Angst schlich in
sein Herz, ohne dass er es eigentlich wollte. Er wusste, dass er allein war –
und doch reichte dieses Bewusstsein nicht aus, um die beklemmende Vorstellung
aufzuheben. Es war wie bei einem spannenden Film, aus dessen Bann man sich
nicht lösen konnte, selbst wenn man sich vorstellte, dass sich das Geschehen
auf der Leinwand unter den Augen zahlreicher Zeugen, Statisten, des Regisseurs,
des Kameramannes und anderer Zuschauer abwickelte.
    Er
spürte beinahe körperlich, dass etwas auf ihn lauerte. Etwas war in diesem
Kabinett nicht ganz geheuer ...
    Du
fängst langsam an, wahnsinnig zu werden, dachte er, während er mit einer
fahrigen Bewegung über sein verschwitztes, blasses Gesicht strich. Sie sind aus
Wachs, sie können dich nicht sehen – immer wieder musst du dir das einreden.
Nur die Umgebung ist so unheimlich, doch selbst der Schauer, das Unheimliche,
ist doch nur eine Vorstellung deiner eigenen Gedanken. Du musst dir nichts
dabei denken, das ist alles, du musst dir nichts dabei denken ... er bemerkte
schon nicht mehr, dass er die letzten Worte im Selbstgespräch vor sich
hinmurmelte.
    Die
Unsicherheit, die davon herrührte, dass er vorhin eine Figur vermisst hatte,
von der er glaubte, sie kurz davor noch gesehen zu haben – trug mit dazu bei,
seine Stimmung ständig unter einer gewissen Spannung zu halten. Das war nicht
gut für das, was er vorhatte. Der geringste Fehler konnte verheerende Folgen
haben.
    Tom
schlich um einen Torbogen herum. Er leuchtete die Gestalt des Buckligen an.
Dieser hässliche Bursche hatte seine Opfer mit langen Stilettmessern
umgebracht. Mr. Flemming, der Besitzer des Kabinetts, hatte in langwieriger
Arbeit alle Stilette zusammengetragen, die der Bucklige während seiner unheilvollen
Tätigkeit benutzt hatte. Es waren insgesamt siebzehn Stück, siebzehn Stilette,
und mit jedem war ein Mord begangen worden. Der Bucklige hatte die fixe Idee
gehabt, jedes Opfer mit einem reinen Messer auszulöschen. Bis zu seinem
zweiunddreißigsten Lebensjahr war er ein besonnener, arbeitsamer Mensch
gewesen, ein Goldschmied, der in seinem abgelegenen, ruhigen Arbeitszimmer
lauter Schmuckstücke für die erfreulichen Seiten des Lebens schuf. Eines Tages
aber schnappte er über. Er hatte es satt, Trauringe, Brillantringe, Kolliers
und Broschen herzustellen. Er hatte plötzlich die fixe Idee, dass die Menschen
eigentlich gar keine schönen Dinge verdienten. Mochten sie ihn überhaupt, ihn,
den Buckligen und vom Leben Vernachlässigten? Er kaufte blitzblanke Stilette,
und damit man auch sah, dass sie von ihm stammten, vergoldete er jeden
Stilettgriff und gravierte die Initialen der Opfer ein, von denen er überzeugt
war, dass sie ihn überhaupt nicht mochten.
    Siebzehn
vergoldete Stilette – siebzehn verschiedene Namen, siebzehn verschiedene Leben
...
    Dieses
Kabinett wühlte im Schlamm der menschlichen Seele. Es war einmalig in seiner
Art, und es war nicht verwunderlich, dass es selbst von angesehenen
Kriminologen und Polizeibeamten immer wieder als eine Art Museum angesehen und
besucht wurde. Tom griff vorsichtig nach einem Stilett. Sie waren mit
Fingerabdrücken übersät, matt und verwischt, denn täglich nahmen Besucher des
Wachsfigurenkabinetts sie in die Hände, um sie zu begutachten. Vielleicht
stellte sich manch einer vor, dass er selbst ein solches Stilett ins Herz oder
zwischen die Rippen bekommen hätte, wenn er in der Stadt des Buckligen gewohnt
hätte und vielleicht sein Kunde gewesen wäre ...
    Tom
hob ein Stilett nach dem anderen auf und steckte sie in seine Brusttasche, so
dass ihr Gewicht das Innenfutter herabzog. Die Klingen klirrten gegen die
flache, metallische Schale, in der sie lagen, und das helle Geräusch pflanzte
sich in der unheimlichen Stille des Gewölbes fort, so dass diese noch stärker
zur Wirkung kam. Unwillkürlich hielt Tom den Atem an. Er war zu nervös.
Ausgerechnet bei dem letzten Stilett musste ihm das passieren.
    Zwei,
drei Minuten lang bewegte er sich nicht. Doch das Geräusch war verebbt, und
nichts wies darauf hin, dass jemand alarmiert worden war. Tom hatte sich zuvor
genau erkundigt. Mr. Flemming und der greise Kassierer wohnten allein in dem
angrenzenden Haus. Und außerdem schien Flemming keinen Diebstahl zu

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