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003 - Im Kabinett des Grauens

003 - Im Kabinett des Grauens

Titel: 003 - Im Kabinett des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sagen wollen«, erwiderte Larry ungerührt.
    Sie
fanden ein kleines Hotel am Westende der Stadt. Dort waren mehrere Zimmer frei.
Das Hotel lag in einer ungünstigen Lage, etwas abseits. Es machte keinen
sonderlich gepflegten Eindruck. Im ersten Stockwerk erhielten sie ihre Zimmer.
Nummer 6 und Nummer 8. Larry stellte den Koffer vor der Tür Silvia de Sorentes
ab.
    Das
Hotel verfügte nicht einmal über einen Boy, und der Nachtportier war schon so
alt und klapprig, dass Larry es ihm nicht hatte zumuten wollen, die Koffer die
hölzernen, ausgetretenen Treppenstufen hochzuschleppen. Und einen Aufzug gab es
in diesem dreistöckigen Gebäude nicht.
    »Ich
möchte mich bei Ihnen bedanken, Mr. Brent«, sagte Silvia leise, während ihr
Blick Larrys Augen suchte. »Sie haben sehr viel Verständnis für mich gezeigt.«
    Larry
musterte sie wortlos. Silvia de Sorente sah abgespannt aus, und ihre Kleider
machten auch keinen einwandfreien Eindruck mehr. Ihre Feinstrumpfhose hatte
Laufmaschen, war völlig verschlammt und verdreckt. Ihr grauer Minirock und der
Minipelzmantel sahen aus, als habe man Lehm daran gebacken. Selbst in ihrem
Gesicht zeigten sich Lehmspritzer.
    Trotzdem
hatte sie nichts von ihrem Charme, von ihrem verführerischen Reiz verloren. Im
Gegenteil, es schien Larry, dass sie jetzt noch reizender wirkte, etwas
verloren, unsicher, und er hätte sie am liebsten in seine Arme geschlossen.
    »Ich
würde mich freuen, wenn Sie nachher noch auf einen Drink zu mir kommen würden,
Mr. Brent«, begann sie plötzlich noch einmal. »Ich kann jetzt doch nicht
schlafen, und ein wenig Gesellschaft täte mir gut.«
    »In
einer Viertelstunde bin ich bei Ihnen. Ich muss mich etwas erfrischen, etwas
anderes anziehen, dann fühle ich mich wohler.«
    Silvia
de Sorente hatte den gleichen Wunsch. Andere Kleider anzuziehen, wieder
sauberer und weiblicher zu wirken. »Ich habe einen guten Whisky dabei, Mr.
Brent«, sagte sie, während sie die Tür aufschloss, und sie klopfte gegen den
schweinsledernen Koffer. »Ich bin sicher, dass er Ihnen schmeckt.« Larry suchte
sein Zimmer auf. Die Heizung lief auf vollen Touren. Die Luft in dem länglichen
Raum war trocken und warm. Er starrte in einen dunklen, quadratischen
Hinterhof, der wie ein verrußter riesiger Schacht aussah. Das Hotelzimmer war
mit einem einfachen Holzbett und einem schweren, eichenen Schrank eingerichtet.
Neben dem Fenster standen ein silbergraues, mit großen blauen Blumen
gemustertes Plüschsofa, zwei dazu passende Sessel, deren Bezugsstoff schon fast
durchgescheuert war, und ein kleiner runder Tisch. Eine schmale Tür führte zum
WC und dem Bad. Neben dem Schrank hing ein verglaster Bilderrahmen mit einem
blumenumrankten Spruch. Mit großen Pinselstrichen waren zwischen Knospen und
Blüten verschnörkelte Buchstaben gemalt, die den Spruch
     
    NIMM DICH IN ACHT –
     
    Liebe kommt über Nacht
     
     
    ergaben.
Larry musste über so viel Weisheit lächeln.
    Er
kleidete sich aus, ließ heißes Wasser einlaufen und badete. Er duschte sich
eiskalt ab und hatte danach das Gefühl, ein neuer Mensch zu sein. Mit dem
Schweiß schien er die Ereignisse der letzten Stunden einfach weggespült zu
haben.
    Er
zog eine hellgraue Hose an, dazu ein hellblaues Dralonhemd und verließ danach
sein Zimmer. Auf dem Gang zündete er sich eine Zigarette an. Dann klopfte er an
die Zimmertür, an der die mit einfacher Tusche aufgemalte Ziffer 6 zu lesen
war.
    Er
klopfte zweimal an. Nichts rührte sich hinter der Tür. »Miss Sorente?« fragte
Larry leise. Er drückte die Klinke, die Tür wich zurück. Neben dem Plüschsofa
brannte die kleine Tischlampe mit dem dunkelroten Schirm, so dass das Zimmer in
einen dunklen, rötlichen Schimmer getaucht war. »Miss Sorente?« fragte Larry
noch einmal. Keine Antwort. Das Zimmer war leer.
     
    ●
     
    Fletcher
fror. Er warf einen unruhigen Blick auf seine Uhr. Eine halbe Stunde nach
Mitternacht. Seit mehr als dreißig Minuten hielt er sich wie verabredet in der
Nähe der eisernen Tür auf, die sich am Ende der fünf nach unten führenden
Steinstufen befand.
    Tom
hatte versprochen, spätestens um Mitternacht das verabredete Zeichen zu geben.
Doch alles war still. Wer etwas schiefgegangen? Die Unruhe in Fletcher wuchs.
Er blickte in die Runde und sah neben dem vorspringenden Teil des Vorderhauses
einen Teil des leeren, dunklen Parkplatzes. Rechts vorn, wo der Abhang steil
war, wo verkrüppelte Büsche und Sträucher standen, war der schwarze Wagen
versteckt,

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