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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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die Leute auch nicht ärgern, aber ich konnte nichts anderes sagen als: »Ich habe meinen Freund nicht ermorden wollen.«
    Jetzt fing die Litanei von vorne an. Ich hatte aber doch meinen Freund dadurch lebensgefährlich verletzt, daß ich ihm zwei Schüsse in die Brust beigebracht hätte, also hätte ich ihn doch… Und so weiter.
    Ich brachte die Leute dadurch ganz schön in Harnisch, daß ich die Schüsse durch das Jackett zugab, aber hartnäckig bestritt, auf Phil geschossen zu haben. Sie waren viel zu aufgeregt, um den Unterschied zu begreifen. Endlich gaben sie es in diesem Punkt auf und gingen zu einem anderen über.
    »Wo haben Sie das Geld?«
    Ich antwortete wahrheitsgemäß: »Das Geld habe ich nicht.«
    Es stimmte ja auch. Wir hatten es doch in dem Volkswagen hinter lassen, der inzwischen von den Leuten abgeholt worden war, denen ich die Taschen- und Wagenschlüssel geschickt hatte. Der Wagen mußte abgeholt worden sein, denn bei der Rückfahrt im Polizei jeep hatte ich ja deutlich genug sehen, können, daß der Wagen nicht mehr an seinem Platz gestanden hatte.
    »Daß Sie das Geld nicht bei sich haben, das sehen wir. Wir möchten von Ihnen erfahren, wo das Geld versteckt worden ist.«
    Woher sollte ich das wissen? Ich war doch kein Hellseher. Ich konnte doch nicht wissen, wo die Leute, die den Wagen abgeholt hatten, inzwischen das Geld hingebracht hatten.
    Ich antwortete wieder der Wahrheit gemäß: »Ich habe keine Ahnung, wo das Geld sein könnte. Da gibt es tausend Möglichkeiten. Vielleicht liegt es auf dem Schreibtisch des Innenministers?«
    Die dachten, ich wollte sie veralbern. Wenn ich schon mal einen vernünftigen Gedanken laut ausspreche, dann fühlen sich die anderen immer veralbert. Das ist eine Welt!
    Na, ich will Sie nicht mit dem Rest dieser Unterhaltung langweilen. Sie dauerte nach meiner Schätzung beinahe vier Stunden. Immer und immer wieder hackten sie auf der gleichen Frage herum: »Wo ist das Geld?«
    »Und wenn Sie mich fünfundzwanzigtausendmal fragen, ich kann Ihnen keine andere Antwort geben als diese: Meine Herren, ich weiß nicht, wo das Geld ist!«
    »Aber Sie haben doch das geraubte Geld gehabt!«
    »Jawohl, ich hatte es.«
    »Warum haben Sie es nicht mehr?«
    »Weil ich kein Räuber bin, der wegen lumpiger Geldscheine eine Bank überfällt! Ich wollte das Geld doch gar nicht haben!«
    Meinen Sie, die haben mir das geglaubt? Keine Spur. Dabei war es die lautere Wahrheit.
    Kurz vor Ablauf der vierten Verhörstunde klingelte das Telefon. Der Capitan hob den Hörer ab und lauschte eine Weile. Dann sagte er etwas und legte den Hörer wieder auf.
    Die beiden anderen sahen ihn neugierig an. Er sprach eine Weile leise mit ihnen. Dann nahm der Dolmetscher mir wütend die sechste Zigarette aus der Hand, zu der mir der Capitano noch kurz vorher Feuer gegeben hatte, und warf sie wütend zum Fenster hinaus.
    »Wissen Sie was Sie sind?« herrschte er mich zum erstenmal sehr unfreundlich an.
    »Keine Ahnung, was Sie meinen.«
    »Sie sind ein ganz gemeiner, schmutziger, elender Mörder!«
    »Wieso?«
    »Der Generalstaatsanwalt hat soeben angerufen und uns mitgeteilt, daß Ihr Freund im Gefängnishospital seinen Verletzungen erlegen ist. Ihr Freund Phil Decker ist tot. Von Ihnen ermordet.«
    Ich feuchtete mit der Zungenspitze meine trockenen Lippen an. Dann ließ ich langsam den Kopf sinken.
    ***
    Es war ungefähr gegen acht Uhr abends gewesen, als sie mich aus dem Raum hinausführten, in den Hof brachten und dort in einen geschlossenen Wagen setzten. Ich konnte mich nicht über mangelnde Bewachung beklagen: Sie hatten gleich drei Mann zu meiner Überwachung mitgeschickt, und die drei ließen mich keine Sekunde aus den Augen.
    Irgendwann hielt der Wagen, und ich mußte aussteigen. Noch bevor ich mich umsehen konnte, hatten sie mich in eine Hauseinfahrt hineingetrieben.
    Danach wurde ich durch einige Git-, tertüren in einen Raum geführt, in dem zwei Uniformierte saßen. Sie machten ziemlich kurzen Prozeß mit mir. Alles, was ich in den Hosentaschen trug, wurde mir abgenommen. Aus den Schuhen zogen sie mir sogar die Schnürsenkel heraus.
    Alles wurde in Spanisch aufgeschrieben und vor meinen Augen in einen großen Lederbeutel geworfen. Sogar meine Zigaretten. Der Beutel wurde verschlossen und erhielt eine Nummer.
    Ich mußte meine Unterschrift in ein Buch setzen, was ich ebenso willig wie alles andere tat, was sie von mir verlangten. Ich habe zwar noch nie in einem Gefängnis gesessen, aber

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