0031 - Teufelstrank um Mitternacht
abzuschirmen.
»Die Schweine!« schrie er. »Diese verdammten Schweine. Warum lassen Sie uns denn nicht in Ruhe?«
»Vorsicht!« brüllte Jane. »Neben uns!«
Sir Randolph warf einen Blick nach links, an Jane Collins vorbei. Und auch er sah den Polizeiwagen, der sich auf gleicher Höhe befand. Ein Beamter kurbelte das Seitenfenster nach unten, streckte seinen Kopf heraus und schrie etwas, was niemand verstand.
Jane wandte ihm das Gesicht zu. Wenn der Polizist nicht blind war, mußte er sehen, was mit ihr geschehen war.
Und er sah es.
Weit riß er die Augen auf. Erschrecken zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er rief irgend etwas seinem Kollegen zu, dann aber reagierte Sir Randolph.
Hart riß er den Wagen herum.
Die breite Kühlerfront des Rolls bohrte sich in die Flanke des Streifenwagens. Alles ging so schnell, daß die Polizisten nicht mehr dazu kamen, irgend etwas dagegen zu tun.
Blech knallte gegen Blech, riß kreischend. Die breite Stoßstange des Rolls-Royce sägte in die Tür des Streifenwagens. Menschen kippten wie Puppen durcheinander.
Schreie! Glas splitterte. Der viel leichtere Streifenwagen wurde hochgehoben, bekam das Übergewicht und fiel zur Seite. Laut heulte der sonst sanft laufende Motor der Rolls-Royce.
»Okay!« knirschte Sir Randolph.
Dann riß er den Wagen zurück. Die Schnauze wühlte sich aus dem Blech des Streifenwagens heraus. Der rechte Scheinwerfer war hin, nur noch der linke brannte.
Jane und Sir Randolph war nichts geschehen. Die Gurte hatten sie gehalten.
Die Detektivin hoffte nur, daß die Polizisten auch mit dem Leben davongekommen waren.
Aber noch war der zweite Streifenwagen da.
Er stoppte.
Die Beamten sprangen heraus. Und sie hielten Waffen in ihren Händen.
Sie schossen!
An den Mündungen blitzte es auf. Kugeln sägten in die untere Karosserie. Die Männer zielten auf die Reifen, wollten den Rolls zum Stehen bringen.
Sir Randolph schob den Automatikhebel nach vorn, gab Gas. Der Wagen machte einen Bocksprung. Norfolk kurbelte das Lenkrad herum. Die Reifen schleuderten Dreck und Getreidestummel hoch, und der schwere Wagen nahm Fahrt auf.
Eiskalt hielt Sir Randolph auf die Polizisten zu.
»Nein! Nicht!« schrie Jane.
Geduckt standen die Männer da. Schossen gezielt…
Der Luxuswagen war mit vielem ausgerüstet, jedoch nicht mit kugelsicheren Scheiben. Plötzlich zerbröselte die Frontscheibe. Das Projektil jagte hindurch und klatschte in den Totenschädel des Fahrers. Doch Sir Randolph zeigte keine Reaktion.
Er lachte. Und gab weiter Gas.
Fernlicht. Die Lichtfülle des linken Scheinwerfers hüllte die beiden Beamten ein, blendete sie.
»Drauf! Ich halte drauf!« brüllte der Millionär. Er war wie von Sinnen.
Der Rolls-Royce schoß vor.
Im letzten Augenblick sprangen die beiden Beamten zur Seite. Dicht an ihren Fußspitzen rasierten die schweren Reifen vorbei. Sir Randolph gab dem Lenkrad einen leichten Schwenk und tickte mit seiner Rammstange den Kotflügel des Streifenwagens an. Das Blech verbog sich und schlitzte den Reifen auf. Für die Polizisten war es unmöglich, mit diesem Wagen die Verfolgung aufzunehnen.
Freie Fahrt aber für den Rolls.
Sir Randolph lachte. Er schlug mit einer Skeletthand auf den Rand des Lenkrades und rief: »Wir haben es geschafft. Wir haben es geschafft.«
Jane teilte den Optimismus nicht. Sie hatten eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg. Die Detektivin fühlte sich äußerst unwohl. Viel lieber hätte sie sich gestellt und auf John Sinclair gewartet. So aber steckte sie mittendrin.
Brutal trieb Sir Randolph seinen Wagen weiter über das Stoppelfeld. »Gleich«, sagte er, »gleich haben wir es geschafft. Wenn wir erst im Schloß sind…«
»Was machen wir dann?« fragte Jane.
Sir Randolph kicherte. Es war ein böses, diabolisches Lachen, und Jane wurde das Gefühl nicht los, daß sich dieser Mann neben ihr in den letzten Minuten stark verändert hatte. Der Teufelstrank hatte den Mann zu einem Diener des Bösen gewandelt. Bei ihm war die teuflische Saat aufgegangen.
»Sie haben meine Frage noch immer nicht beantwortet«, erinnerte Jane den Millionär.
Er lachte wieder. »De Besançon ruft uns«, flüsterte er. »Er will etwas von uns. Und wir werden zu ihm fahren.«
»Aber er wohnt in Frankreich.«
»Na und? Hinter meinem Schloß steht eine Maschine. Sie ist aufgetankt und braucht nur gestartet zu werden. Damit fliegen wir nach Frankreich. Okay?«
»Ja, okay.«
Jetzt, da die Gefahr vorbei war, spürte Jane
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