0031 - Teufelstrank um Mitternacht
heilfroh, einen Sonderausweis zu besitzen. Er ist vom Innenminister ausgestellt worden und gibt mir auch die Vollmachten, im großen Rahmen operieren können.
Es kostete mich nur einen Telefonanruf, um herauszubekommen, wo Sir Randolph Norfolk seinen Wohnsitz hatte. Ein weiterer Telefonanruf, und ich bekam die Nummer seines Wagens.
Jetzt griff ich zum drittenmal zum Hörer. Ich hatte zuvor nachgerechnet und war zu dem Ergebnis gekommen, daß der Rolls an Chelmsford noch nicht vorbei sein konnte. Die zuständigen Beamten sollten eine Polizeisperre errichten und den Wagen auf jeden Fall stoppen.
Es dauerte etwas, bis die Sache ins Rollen kam, dann aber hatte ich die nötigen Anweisungen gegeben.
Anschließend nahm ich den Einsatzkoffer mit und lief hinüber zu Suko.
Er stand schon bereit.
»Alles okay?« fragte er mich.
»Ja.«
»Wir fahren zu Norfolk?«
Ich nickte. »Die Adresse kenne ich. Außerdem habe ich veranlaßt, daß eine Polizeisperre aufgebaut worden ist. Jane und Norfolk müssen gestoppt werden.«
»Die Polizisten werden sich wundern«, sagte Suko.
»Tut mir leid, aber das kann ich auch nicht ändern. Außerdem sind wir auch bald da.«
»Willst du fliegen?«
***
Jane Collins wurde nervös. »Was wollen Sie tun?« rief sie. »Wir können doch nicht anhalten. So wie wir aussehen.«
»Ich weiß. Aber wir müssen durch!«
»Und wie?«
»Mit Gewalt!«
»O mein Gott.« Jane starrte durch die Scheibe. Der Rolls fuhr jetzt noch langsamer. Die Detektivin sah zwei Polizisten mitten auf der Fahrbahn stehen. Die Männer schwenkten rote Kellen. Stoppsignale, die nicht zu übersehen waren. Zwei Streifenwagen parkten am Rand der Straße. In Fahrtrichtung Chelmsford.
Es würde verdammt schwer werden, da durchzukommen. Wenn nicht sogar unmöglich.
Die Detektivin ballte die Hände zu Fäusten. Vor lauter Aufregung grub sie die Fingernägel tief in das Fleisch ihrer Handballen.
Vielleicht noch hundert Yards, dann kam die Entscheidung.
Sie wußte nicht, was sich rechts und links der Straße befand. Alles lag im Dunkeln, und sie dachte, daß Sir Randolph durchrasen würde.
Aber er reagierte anders.
Der Millionär riß den Wagen plötzlich nach links, fegte ihn von der Straße. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Jane das erschrockene Gesicht eines jungen Polizisten, wie er soeben noch zur Seite hechtete. Ein immenser Stoß schüttelte den schweren Rolls-Royce durch. Er sprang mit dem Heck hoch und überwand tatsächlich den Straßengraben. Sekunden später wühlten die Räder in lehmigem Ackerland. Der Motor heulte in hohen Drehbereichen, als Sir Randolph weiter auf das Gaspedal drückte.
Der Rolls kam frei. Wie ein Irrwisch jagte Sir Randolph über den Acker. Er hockte gebeugt hinter dem Lenkrad. Sein bleicher Totenschädel schimmerte. Steine und harte Dreckklumpen knallten gegen den Boden des Rolls.
»Wir müssen hier durch!« schrie Sir Randolph. »Irgendwann erreichen wir die Straße, von der ich gesprochen habe.«
Jane Collins nickte nur. Dann warf sie einen Blick zurück.
Die Streifenwagen hatten die Verfolgung aufgenommen. Auch sie rasten nebeneinander über den umgepflügten Acker. Die langen Scheinwerferlanzen tanzten auf und ab. Die beiden Fahrer wollten den Rolls in die Zange nehmen.
Jetzt kam es darauf an, wer der bessere Lenkradartist war.
Jane Collins traute Sir Randolph nicht viel zu. Allein deshalb, weil er sich normalerweise immer fahren ließ. Aber jetzt mußte er beweisen, was in ihm steckte.
Er fuhr nicht mit Gefühl, sondern mit Gewalt, strapazierte den Luxusschlitten bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit. Der Wagen jagte durch tiefe Ackerfurchen, warf Dreckklumpen hoch, erreichte ein Stoppelfeld und walzte mit breiten Reifen darüber.
Aber die Streifenwagen holten auf!
Die Polizisten waren die geschickteren Fahrer, besaßen wesentlich mehr Routine und hatten außerdem den Vorteil, zu zweit zu sein. Gespenstisch drehte sich das Rotlicht auf den Dächern der Wagen, zuckte wie ein Blutstrahl über das brachliegende Land und fuhr plötzlich wie ein Geisterfinger in das Innere des Rolls.
Jane riß den Kopf nach rechts.
Da kam der erste Wagen.
Scheinwerfer blendeten auf, übergossen den Innenraum des Wagens mit ihrer blendenden Lichtfülle.
Jane schloß instinktiv die Augen.
Sir Randolph fluchte. Jagte aber weiter. Trieb den Wagen zu einer noch höheren Geschwindigkeit an, hielt das Lenkrad jedoch nur mit einer Hand, da er die andere dazu benötigte, seine Augen
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