0031 - Teufelstrank um Mitternacht
salutierten.
»Wer ist der Einsatzleiter?« fragte ich.
»Commissioner Sanders«, bekam ich zur Antwort.
»Danke. Wo finde ich ihn?«
Einer der Beamten deutete auf das Feld. »Dort, Sir.«
Suko und ich stiefelten los. Der umgepflügte Ackerboden war weich. Lehm verschmierte schon bald unsere Hosenbeine. Commissioner Sanders gab lautstarke Kommandos. Scheinwerfer leuchteten das Feld ab. Ich sah einen umgestürzten Streifenwagen.
Ich blieb hinter Sanders stehen und tippte ihm auf die Schulter. Wie ein Kreisel fuhr er herum.
»Ja?« bellte er.
»Mein Name ist John Sinclair«, stellte ich mich vor und präsentierte wiederum den Ausweis.
Sanders’ Miene hellte sich auf. Er reichte mir gerade bis zu den Schultern, hatte ein rundes Gesicht und eine regelrechte Himmelfahrtsnase. Auf dem Lackschirm seiner Mütze spiegelte sich das Licht.
»Dann haben Sie den Einsatz hier veranlaßt?« fragte er.
»Genau. Bitte berichten Sie.«
Ich erfuhr, was auch die Polizisten wußten. Als ich hörte, daß Jane und Sir Randolph entkommen waren, atmete ich innerlich auf. Sanders merkte nichts davon.
Der Commissioner war erregt. »Die müssen wahnsinnig gewesen sein«, sagte er mit lauter Stimme. »Wer greift schon einen Polizisten Ihrer Majestät an. Außerdem haben mir meine Leute erzählt, hinter dem Lenkrad hätte ein Fahrer mit einem Totenschädel gesessen. Entweder sind meine Leute verrückt oder überarbeitet. Was sagen Sie dazu?«
Ich hob nur die Schultern. Dann fragte ich: »Eine Verfolgung haben Sie nicht aufgenommen?«
»Nein. Es sind zwar im Umkreis von dreißig Meilen Straßensperren errichtet worden, aber wie mir einer der Beamten sagte, sind die beiden mit Sir Randolph Norfolks Wagen gefahren.«
»Und er selbst?«
»Keine Ahnung«, erwiderte der Commissioner.
»Wo wohnt Sir Randolph?«
Sanders schaute mich an wie ein Kind den Weihnachtsmann. »Meinen Sie, Sir, wollen Sie…?«
»Ja, ich will zu ihm.«
»Aber Sir Randolph ist…«
Ich war es leid. »Und wenn er der Kaiser von China wäre. Hier geht es um Menschenleben. Wo kann ich ihn finden?«
Der Commissioner hatte noch Einwände, die ich jedoch zur Seite wischte. Dann erklärte er mir den Weg.
Ich bedankte mich.
»Und Sie wollen wirklich zu ihm?« fragte Sanders noch einmal.
»Ja.«
Sanders wußte nicht, was er machen sollte. Ich nahm ihm die Entscheidung ab. »Sie können ja später nachkommen«, schlug ich vor. »Aber nehmen Sie sich in acht. Es könnte…« Ich schwieg, weil ich schon zuviel gesagt hatte.
Suko und ich gingen wieder quer über den Acker. Die Türen des Bentleys standen noch offen.
»Glaubst du, daß wir in dieser Nacht das Rätsel noch lösen werden?« fragte Suko.
Ich gab Gas. »Das hoffe ich. Und ich hoffe auch, daß Jane noch nicht so besessen ist, daß sie bereits auf der anderen Seite steht…«
***
Selbst in der Dunkelheit sah Jane Collins, wie gepflegt der große Park war. Kiesbestreute Wege durchschnitten ihn. Es gab Blumenrabatten, Rondells mit Steinfiguren, kleine Teiche und Springbrunnen. Eine breite Einfahrt führte zum Schloß hoch.
In der Nacht wurde es von zwei Strahlern am West- und Ostflügel angeleuchtet. Das Schloß erinnerte Jane an ein prunkvolles Herrenhaus. Die Fassade war ziemlich glatt, wie sie sehen konnte, und hatte zahlreiche Fenster. Das große Portal hätte einem Dom zur Ehre gereicht.
Sir Randolph steuerte nicht auf den Eingang zu, sondern fuhr am Westflügel vorbei.
»Wir nehmen den Westeingang«, sagte er, »das ist sicherer.«
»Können wir nicht direkt in die Maschine steigen?« fragte Jane.
Sie waren unterwegs zu dem Entschluß gekommen, daß sie auf dem schnellsten Weg nach Frankreich fliegen wollten. Die Sucht war auch in Sir Randolph stärker geworden. Er gierte jetzt nach dem verdammten Elixier.
Der Millionär schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte noch etwas holen. Ein paar Kleidungsstücke und auch Bargeld.«
»Okay, aber beeilen Sie sich.«
»Geht klar.« Der Wagen stoppte. »Wollen Sie nicht mit hineinkommen?« fragte Sir Randolph.
Jane überlegte. »Nein, ich bleibe lieber hier draußen im Wagen.«
»Gut.«
Doch die Detektivin stieg ebenfalls aus. Sie sah, wie Sir Randolph auf das Haus zuschritt und eine Tür aufschloß.
Dann war Jane allein. Sie schaute sich um. Hinter dem Schloß gab es eine freie Fläche. Der Rasen war wohlgestutzt, und kein Maulwurfshügel bildete eine Stolperfalle. Glatt wie eine Landebahn, dachte Jane.
Das war es. Eine Landebahn! Als Jane
Weitere Kostenlose Bücher