0032 - Der Turm der 1000 Schrecken
mehr für dich. Nicht einmal den kleinen Finger rühre ich für dich!«
»Hör endlich mit diesem weibischen Gezeter auf und hör mir zu!« herrschte der magische Schatten den Kegelbruder an.
»Ich will nicht…«
»Schluß jetzt!«
Etwas Unsichtbares schwirrte durch die Luft, legte sich um Knights Hals und schnürte ihm die Kehle zu. Er japste mit furchtverzerrtem Gesicht nach Luft.
Es brauste laut in seinen Ohren, und in dieses Brausen hinein sprach der unheimliche Besucher: »Als ich mit dir auf der Burg bei deinem ersten Besuch Kontakt aufnahm, hatte ich tatsächlich die Absicht, dich nur einmal um einen Gefallen zu bitten. Nun trat aber etwas Unvorhergesehenes ein. Deshalb greife ich auf deine Dienste ein zweitesmal zurück.«
»Luft!« gurgelte Knight. »Luft! Ich sterbe!«
Er wankte. Seine Lippen färbten sich blau. Der magische Schatten ließ ein bißchen locker. Knight pumpte seine Lungen gierig mit Sauerstoff voll. Grelle Kreise tanzten vor seinen Augen.
»Du hast die Wahl, Cedric«, sagte der Schatten. »Du kannst wählen zwischen töten und getötet werden.«
Knights Gesicht wurde leichenblaß. »Töten?« stammelte er überwältigt. »Ich soll töten?«
»Ganz recht. Du sollst für mich einen Mord begehen.«
»Das… das kann ich nicht.«
»Stirbst du lieber?«
»N-nein!«
»Führst du den Auftrag aus?«
»N-nein!«
Der Druck an Knights Kehle verstärkte sich sofort wieder. »Entscheide dich schnell!« zischte der Spuk. »Sonst ist es zu spät!«
Knight versuchte verzweifelt, sich zu wehren. Er faßte sich an die Kehle, doch da war nichts, was er hätte wegreißen können. Er wand sich. Er röchelte. Er merkte, wie die Ohnmacht mit Riesenschritten auf ihn zukam.
Nach der Ohnmacht würde der Tod kommen. Knight wollte nicht sterben. Sein Selbsterhaltungstrieb kämpfte gegen das Ende an.
»Ich warte immer noch auf dein Ja, Cedric!« hörte Knight den magischen Schatten knurren.
»Ich…«
»Ja, Cedric. Sag endlich ja, sonst hauchst du dein Leben aus!«
»Ich… Ja. Ja! Ja!« krächzte Knight.
Der Unheimliche lachte zufrieden. »Ich wußte, daß du dich nicht gegen dich entscheiden würdest. Du bist nicht verrückt, Cedric.«
Knight massierte mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Kehle. Das Brausen in seinen Ohren verebbte. Er erholte sich mit der Hilfe des Schattens schnell wieder.
»Was… was muß ich tun?« fragte Knight gebrochen. »Wen soll ich für dich töten?«
»Oberinspektor John Sinclair«, lautete die Antwort des Unheimlichen.
***
Als ich ins »New County« zurückkam, fiel mir sofort auf, daß mir Suko etwas Unangenehmes zu erzählen hatte. Wir nahmen in der Hotelbar einen Drink. Mein Freund legte mit seiner Neuigkeit nicht sofort los, sondern ließ zuerst mich erzählen.
Ich berichtete ihm von meinem Gespräch mit Inspektor Thomas Grey und was dieser mir erzählt hatte. Ich sprach von den Kegelfreunden, die eine Burgbesichtigung zu zehnt begonnen und zu neunt beendet hatten.
»Ein Mädchen hat sich der magische Schatten auf die Burg geholt«, sagte Suko nachdenklich. »Wozu?«
»Keine Ahnung«, erwiderte ich.
»Ob die Deutsche überhaupt noch lebt?«
»Wir werden versuchen, das herauszufinden«, sagte ich. »Am besten noch heute. Du kennst doch den Spruch: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Und jetzt bist du dran. Ich sehe dir an, daß während meiner Abwesenheit irgend etwas passiert ist. Erzähl’s mir.«
Suko bleckte seine regelmäßigen Zähne. »Der verfluchte magische Schatten hat sich einen neuen Gag einfallen lassen. Er schickte mir einen toten Hoteldiener aufs Zimmer, der meine Reisetasche packte und mir einredete, daß ich abreisen wolle.«
Der Chinese schilderte den Hergang genau. Seine Miene war grimmig.
»Es wird Zeit, daß wir dem magischen Schatten auf die Finger hauen«, sagte ich, als Suko geendet hatte.
Der Hüne nickte eifrig. »Dafür bin ich sofort zu haben. Mir fällt der Bursche langsam auf den Wecker. Und da der Angriff die beste Verteidigung ist, sollten wir uns jetzt gleich in deinen Bentley verfrachten und die kleine Spritztour machen, ehe es dunkel wird.« Suko erhob sich. Er rieb sich tatendurstig die gewaltigen Hände. »Wenn wir Glück haben, gelingt es uns obendrein, Carla Berg zu befreien: Zwei Fliegen mit einer Klappe. Das wäre wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.«
»Setz dich wieder«, sagte ich zu meinem vitalen Freund.
»Wir haben es eilig, John.«
»Bleib hier. Ich muß noch mal
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