0032 - Der Turm der 1000 Schrecken
Ihnen erzählte«, sagte Grey.
»Ich lief meiner Freundin nach. Sie schien sich nicht über das Wiedersehen zu freuen. Im nachhinein kam mir erst in den Sinn, daß sie recht eigenartig war…«
»Der Einfluß des magischen Schattens«, sagte Cedric Knight.
Odetta hörte seine Stimme und drehte sich in seine Richtung. Sie hatte ihn beim Eintreten übersehen. »Cedric. Was machst du denn hier?«
»Das kann er Ihnen später erzählen«, sagte Inspektor Grey. »Fahren Sie fort, Miß Harrison.«
»Ich freute mich so sehr darüber, Carla wiedergefunden zu haben, daß ich an nichts anderes denken konnte. Sie führte mich in eine Seitenstraße. Ich ging arglos mit ihr, wollte wissen, wo sie die ganze Zeit gesteckt hatte. Da zerrte sie mich plötzlich in eine düstere Hauseinfahrt und schlug mich mit der Faust nieder.«
»Sie konnte keine Begleiterin brauchen«, sagte Cedric Knight.
Suko und ich waren fest davon überzeugt, Carla Berg in jener Burg zu finden. Wir verständigten uns mit einem Blick und erhoben uns dann.
»Was haben Sie vor?« fragte uns Grey mit finsterer Miene.
»Mein Freund und ich machen jetzt einen kleinen Ausflug«, erwiderte ich.
»Zur Burg?«
»Wohin dachten Sie denn?«
»Ich gebe Ihnen ein paar zuverlässige Männer mit«, sagte Thomas Grey.
Ich schüttelte entschieden den Kopf.
»Aber…«
»Manchmal ist weniger mehr, Inspektor«, sagte ich lächelnd. »Mein Partner und ich haben für einen Fall wie diesen die nötige Erfahrung. Wir kommen bestimmt allein besser zurecht, als mit ein paar von Ihren Leuten, ohne daß ich denen ihre Fähigkeiten absprechen möchte.«
Grey nickte ernst. »Dann kann ich nichts weiter für Sie tun, als Ihnen viel Glück zu wünschen.«
»Den Wunsch nehmen wir dankend an.«
Cedric Knight hob die Hand, um sich zu Wort zu melden.
»Mr. Knight?« sagte ich.
»Nehmen Sie sich vor Herb Scatwell, dem Verwalter der Burg, in acht, Oberinspektor. Der Bursche steckt mit dem magischen Schatten unter einer Decke.«
»Vielen Dank für den Tip«, sagte ich und verließ mit Suko Greys Büro.
***
Wie in Trance fand Carla Berg ihren Weg zurück. Sie bewegte sich durch das Ganglabyrinth, als wäre sie hier unten aufgewachsen. Sämtliche Türen waren offen und fielen hinter ihr mit einem dumpfen Knall ins Schloß.
Der magische Schatten begleitete sie auf ihrem Weg durch das Gewölbe.
Als sie den Raum erreicht hatte, in dem sie gefangen gehalten worden war, blieb sie stehen. Sie legte die gläserne Zauberkugel auf einen der beiden unsichtbaren Sarkophage, blieb reglos davor stehen, wartete.
Plötzlich hing das glühende Augenpaar vor ihr in der Luft. Der magische Schatten lachte zufrieden. »Du hast deine Aufgabe gut gelöst, Mädchen.«
Er stieß einen schrillen Pfiff aus. Damit entließ er Carla Berg aus der Hypnose. Angst machte sich sofort wieder in ihrer Brust breit und legte sich schwer auf ihr Herz.
Der Unheimliche lachte wieder. »Hast du die Qualen schon vergessen, die ich dir bereitet habe?«
»Du bist widerlich.«
Der magische Schatten ergriff mit unsichtbarer Hand die gläserne Zauberkugel. »Ich bin mächtig. Von nun an ist mir so gut wie nichts mehr unmöglich. Wenn ich will, kann ich den Himmel einstürzen lassen.«
»Wirst du in das Reich der Schatten zurückkehren?«
»Ja. Aber nicht heute Nicht morgen. Irgendwann einmal. Zuvor werde ich die Menschen noch das Fürchten lehren. Ich werde sie in Angst und Schrecken versetzen. Und niemand wird mir Einhalt gebieten können!«
Der magische Schatten lachte schrill. »Das peinigt dein Gewissen, was? So ist es richtig, Mädchen. Geißle dich. Das gefällt mir.«
Carla schoß eine Zornwelle in den Kopf. »Ich werde nicht zulassen, daß du die Menschheit tyrannisierst!« schrie sie. Gleichzeitig sprang sie auf den Unheimlichen zu und wollte ihm die Glaskugel entreißen.
Sie hatte die Absicht, das verfluchte Ding gegen die Wand zu schleudern, damit es zersprang. Ihre Hände legten sich auf die glatte Kugel. Das Glas war plötzlich furchtbar heiß.
Carla mußte es sofort wieder loslassen. Ein Schmerzensschrei entrang sich ihrer Kehle. Tränen quollen aus ihren Augen, während das Wesen aus den Dimensionen des Schreckens sie auslachte, verhöhnte und verspottete.
Verzweifelt ließ das Mädchen die Hände sinken. »Ich gebe mich geschlagen«, sagte sie tonlos.
»So ist es richtig. Wenn man einem Gegner nicht gewachsen ist, muß man sich mit ihm arrangieren.«
Carla erschrak zutiefst. »Das will ich
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