0032 - Der Turm der 1000 Schrecken
Magen, wenn ich an das dachte, was vor uns lag.
Wir hatten es mit einem gefährlichen Wesen zu tun, dessen Fähigkeiten wir mit irdischen Mitteln bekämpfen mußten. Zugegeben, uns stand das Wissen der Weißen Magie und einige außergewöhnliche Waffen zur Verfügung, aber würde das gegen den magischen Schatten ausreichen?
Suko schien dasselbe zu denken. Er richtete den automatischen Sicherheitsgurt und schaute mich dann von der Seite her an.
»Ehrlich, ich hätte es am liebsten schon hinter mir«, sagte er, und ich sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.
»Ich auch«, murmelte ich.
»Ob wir für das Mädchen noch etwas tun können?«
»Das hoffe ich«, sagte ich.
»Wie werden wir vorgehen? Schalten wir zuerst diesen Scatwell aus, damit er uns zu einem späteren Zeitpunkt nicht in die Quere kommen kann?«
»Ich würde das Ziel lieber ohne diesen Umweg ansteuern.«
»Du möchtest Scatwell umgehen?«
»Das müßte sich doch machen lassen«, sagte ich. »Der Burgverwalter kann schließlich nicht überall sein.«
»Vielleicht gibt es Sensoren, die ihm die Anwesenheit jedes ungebetenen Besuchers verraten«, sagte Suko.
»Die müßte ihm der magische Schatten zur Verfügung gestellt haben.«
»Hältst du das für ausgeschlossen?«
»Das nicht, aber ich hoffe, daß sich der magische Schatten auf seiner Burg so sicher fühlt, daß er auf eine solche übersinnliche Alarmanlage verzichtet.«
Suko seufzte. »Hoffentlich wird deine Hoffnung nicht vom Gegenteil getrübt.«
»Das werden wir ja sehen«, sagte ich und lenkte den Bentley in eine der letzten engen Kurven.
»Besser, du fährst nicht ganz an die Burg ran«, raunte mir mein chinesischer Freund zu.
»Ich hatte nicht die Absicht«, gab ich zurück. »Da wir beide recht gut zu Fuß sind, können wir ruhig ein Stück laufen.«
Ich entdeckte eine Stelle, wo Haselnußsträucher bis zur Fahrbahn herunterwucherten. Dahinter ließ ich den Bentley ausrollen. Suko löste den Gurt, der sich sogleich aufrollte.
»Das war’s dann wohl«, sagte er und stieß die Tür auf.
Ich stellte den Motor ab und steckte den Zündschlüssel ein. Suko wartete beim Kofferraum auf mich. Ich öffnete und entnahm meinen Einsatzkoffer. Suko ergriff einen Leichtmetallanker samt Nylonseil.
Ich klappte den Kofferraumdeckel zu und bemerkte: »Dann mal los, Junge.«
Inzwischen war es dunkel geworden. Über uns rauschte der Wind in den hohen Baumwipfeln. Ein gespenstisches Raunen huschte durch den dichten, schwarzen Wald.
Wir rechneten nicht damit, daß der magische Schatten uns bereits zu diesem Zeitpunkt attackierte.
Nach kurzer Zeit erreichten wir die hoch aufragende Burg. Ein bulliges Bauwerk. Stolz und trotzig. Mit kantigen Erkern, schwarzen Schießscharten und schmalen Fenstern.
Drei Fenster waren erhellt. Die Butzenscheiben strahlten in leuchtenden Farben. Dort mußte Herb Scatwell wohnen. Der Mann, dem wir aus dem Weg gehen wollten.
Wir liefen an der hohen Burgmauer entlang, stiegen in den Graben hinab und erreichten schließlich eine Stelle, die mir für unser Vorhaben geeignet schien. Suko hob den Kopf. Er blickte zu den eckigen Zinnen hoch.
»Hier?« fragte er leise.
»Ich denke ja«, gab ich ebenso leise zurück. »Was meinst du?«
»Ich bin mit allem einverstanden, wenn wir nur schnell genug in diesen Steinkasten hineinkommen.«
»Also dann«, sagte ich und wies auf den Aluminiumhaken. Suko nickte. Er rollte das Nylonseil auf, in das wir alle dreißig Zentimeter einen Knoten gemacht hatten, damit wir es beim Hochklettern leichter hatten.
Der Chinese trat zwei Schritte zurück und begann den Haken wie ein Lasso zu drehen. Augenblicke später flitzte das Ding zu den Zinnen hoch. Wir hörten ein dünnes Klacken, als sich der Haken zwischen den Zinnen verkrallte.
Gleich darauf herrschte wieder absolute Stille. Suko spannte das Seil. »Es hält«, sagte er zufrieden. Nach oben weisend fragte er: »Möchtest du zuerst, John?«
»Ja«, sagte ich.
»Okay«, brummte mein Partner.
Ich hakte meinen Spezialkoffer an meinem Gürtel fest, ergriff das widerstandsfähige Nylonseil und machte mich an den Aufstieg. Bald schon baumelte ich zwischen Himmel und Erde.
Mit gegen die Steinmauer gestemmten Beinen kletterte ich Meter um Meter höher. Ein Sturz aus der erreichten Höhe wäre tödlich gewesen. Ich dachte nicht daran.
Meine Armmuskeln waren straff angespannt. Jetzt machte sich das tägliche Fitneßtraining bezahlt. Ich hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten,
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