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0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mein Gehirn war angefüllt mit Paragraphen, aber dennoch wollte ich kein sturer Rechtsverdreher werden. Ich hatte keine Lust, mein ganzes Leben in irgendeinem Anwaltsbüro zu verbringen, mich vielleicht irgendwann selbständig zu machen, um dann das große Geld zu verdienen.
    Nein, ein Stubenhocker war ich nicht.
    Und deshalb hatte ich mich bei der Polizei beworben. Die Prüfungen waren hart gewesen, Scotland Yard stellte keine Nieten ein, wie mir der Leiter mitteilte, aber ich hatte sie bestanden.
    Und in drei Tagen sollte mein Job beginnen.
    Bis dahin hatte ich Urlaub.
    Ich wohnte noch immer in meiner Bude, die ich mir für die Londoner Zeit gemietet hatte. Es war ein mieses Zimmer in der Nähe von Soho. Ein teures Apartment hätte ich nicht bezahlen können. Meine Eltern gehörten nicht zu den reichsten Leuten. Mein Vater hatte als kleiner Bankangestellter nie große Sprünge gemacht, aber dafür gesorgt, daß sein Sohn studieren konnte. Er hatte jeden Penny für meine Ausbildung gespart, das wußte ich von meiner Mutter. An diesem Abend hatte ich vor, meinen Abschied von der Schul- und Studentenzeit zu feiern. Ich hatte mir vorgenommen, einen draufzumachen, mit allem, was dazu gehört.
    Allerdings allein. Meine Freunde aus der Studienzeit hatten bereits ihre Jobs angetreten, nur ich hing noch ein paar Tage in der Luft. Ich zog meinen leichten Bieranzug an – Cordhose, Hemd und Lederjacke – und verließ mein Zimmer.
    Die Wirtin stand auf dem Flur. »Na, Mr. Sinclair«, sagte sie, »dann ist ja bald das Studentenleben vorbei.«
    Ich nickte. »Und wie.«
    Das breite Gesicht der Frau verzog sich zu einem Lächeln. Nur ihre Augen lächelten nicht mit. Mrs. Canderly war eine eiskalte Geschäftsfrau. Sechs Zimmer vermietete sie. Den Mietzins mußten die Gäste ihr immer bar auf den Tisch legen. Sie strahlte jedesmal, wenn sie in den Scheinen wühlte.
    »Was werden Sie denn bei der Polizei machen?« erkundigte sie sich.
    Ich hatte ihr einmal beiläufig erzählt, daß ich beim Yard anfangen wollte. Jetzt platzte sie natürlich.
    »Ich gehe zur Mordkommission«, erklärte ich. Warum sollte ich lügen.
    »Huch.« Sie legte ihre Hände gegen den wogenden Busen. »Ist das nicht zu gefährlich?«
    Ich hob die Schultern. »Was ist heutzutage nicht gefährlich, meine liebe Mrs. Canderly. Wenn Sie über die Straße gehen und nicht achtgeben, kann es Ihnen passieren, daß Sie von einem Wagen überrollt werden.« Ich lächelte. »So ist das eben, Mrs. Canderly.«
    »Ja, ja. Sie sind jung und haben gut reden. Viel Vergnügen heute abend.« Sie drehte sich um und verschwand in ihrer Wohnung.
    Ich schloß die Flurtür auf und betrat das Treppenhaus. Wie immer roch es nach Schmierseife. Meine Wirtin hatte zusätzlich noch einen Putztick. Sie wienerte morgens und abends.
    Das Haus lag an einer verkehrsreichen Straße. Sohos Einfluß machte sich hier bereits bemerkbar. Zahlreiche Kneipen und Bars lockten mit ihren Leuchtreklamen.
    Gemütlich schlenderte ich los.
    Im ersten Pub trank ich ein Bier, hörte mir Musik aus der Box an und ging dann weiter zu einer Snack-Bar, um das übliche Studentendinner zu mir zu nehmen.
    Zwei Hamburger mit viel Ketchup.
    Einigermaßen gesättigt stürzte ich mich in den vollen Trubel. Ich mied Lokale, die einen schlechten Ruf hatten. Ich wollte mich nicht mit Rockern prügeln, sondern mit netten Leuten unterhalten.
    In einer Discothek machte ich die Bekanntschaft zweier Freundinnen, die mir unbedingt ihre gemeinsame Wohnung zeigen wollten. Es waren nette Girls, aber an diesem Abend wollte ich nicht.
    Durch die Blume gab ich den beiden dies zu verstehen.
    »Schade«, sagten sie und zogen ab.
    Schließlich landete ich in einer Kneipe, die den Namen »Red Alert« trug. Übersetzt bedeutet dies soviel wie Roter Alarm. Der Name war treffend.
    Sämtliche Wände waren mit roten Glühbirnen gespickt. Intervallweise leuchteten die Wände auf. Dabei wurden immer ein Teil der Gäste mit rotem Licht übergossen. Über der Bar hing eine Sirene. Jedesmal, wenn der Discjockey eine neue Platte auflegte, heulte das Ding schaurig auf.
    Mir fiel es auf den Wecker, den anderen Gästen wohl nicht, denn das Lokal war gerammelt voll.
    Nur mit Mühe erwischte ich einen Platz an der Bar. Schräg mußte ich mich hinstellen. Neben mir klebten zwei Typen, denen ich nicht gern im Dunkeln begegnet wäre. Sie waren zwar elegant gekleidet, aber eine Spur zu elegant.
    Als ich mich an die Bar stellte, bedachten sie mich mit einem kalten

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