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0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Schloß.
    Es sah mehr als primitiv aus. Ich konnte es mit einem Tritt leicht sprengen.
    Aus der Wohnung vernahm ich Stimmen. Eine Frau weinte, die Kerle lachten höhnisch.
    Wieder überkam mich die Wut. Ich hob mein rechtes Bein an und trat wuchtig zu.
    Mit einem berstenden Krach wurde die Tür aus den Angeln gefegt. Sie lag noch nicht auf dem Boden, da stürmte ich bereits los, gelangte in eine winzige Diele, konnte meinen eigenen Schwung gerade noch stoppen, und schon kam mir der erste Ganove entgegen.
    In der schwachen Beleuchtung sah ich ihn aus einem Raum links von mir treten.
    Und er hielt ein Eisenrohr in der Hand.
    Sofort drosch er zu. Ich sprang geschickt zur Seite, und das Eisenrohr klatschte gegen die Wand, wo es einen Streifen Tapete abfetzte. Dann konterte ich. Mit der rechten Faust.
    Der Ganove erwischte den Schlag voll, verdrehte die Augen und legte sich schlafen.
    Ich rieb mir die Knöchel und sprang in das Zimmer, aus dem der Knilch gekommen war.
    Der Hieb traf mich im Sprung und drückte mich zu Boden. Anfängerhaft war ich dem zweiten Gangster in die Falle gelaufen. Er hatte im toten Winkel neben der Tür gelauert, sah mich am Boden liegen und begann hämisch zu lachen.
    Mein Kopf schien zu explodieren. Ich hob ihn ein wenig an. Breitbeinig stand der Ganove vor mir.
    Er trug Lackschuhe. Seine Hosen waren scharf gebügelt. Die Falten kamen mir vor, wie die Kanten eines Messers.
    Dann bückte sich der Bursche. Eine Hand wühlte sich in meinen Jackettkragen, ein kräftiger Ruck, und ich schwebte. Der Gangster richtete mich auf, drückte mich gegen die Wand und hielt mich mit der linken Hand fest. Wenigstens glaubte er das tun zu müssen. Er unterschätzte meine Kondition, denn ich fühlte mich wieder einigermaßen fit. Man hatte mich im Training hart gemacht.
    Der Kerl schüttelte mich durch. Er grinste gemein und irgendwie bissig. Zum erstenmal sah ich sein Gesicht direkt aus der Nähe. Sein säuerlicher Atem fächerte mir entgegen. Die Gesichtshaut war aufgedunsen. Auf der Oberlippe klebte ein Schnauzbart. Die feinen Härchen zitterten.
    Es war der Schalträger, der mich gepackt hielt. »Es ist dir doch klar, mein Junge, daß du etwas bei uns im Salz liegen hast – oder?«
    »Ich weiß nicht.«
    Der Schalträger lachte. »Sieh mal an, er weiß es nicht. Oh wie nett, der Kleine. He, Carl, was meinst du dazu?«
    Mit Carl meinte er seinen Kumpan. Aber Carl gab keine Antwort. Er schlief den Schlaf des Ungerechten.
    Der Blick des Schalträgers zuckte zur Tür. Unwillkürlich lockerte er seinen Griff.
    Und das war meine Chance.
    Meine beiden Arme fuhren hoch, und mit einem Ruck sprengte ich den Griff des Ganoven. Der Kerl taumelte zurück, griff aber sofort unter sein Jackett und zog ein Stilett.
    Die Klinge schnappte heraus.
    Aber da war mein Fuß. Wie im Karatekursus es mir mein Lehrer hundertmal gezeigt hatte.
    Die Spitze traf genau. Der Gangster schrie und ließ die Klinge fallen. Er setzte sich ab, lief rückwärts zur Tür und ich – mutig geworden wegen meines Treffers – folgte ihm.
    Der Schalträger hatte mir was vorgespielt. Seine Rechte mit dem Messer kam von unten nach oben. Ich riß noch den Kopf zurück, aber seine Knöchel streiften mich am Kinn.
    Mir wurde auf einmal ganz anders. Schwindlig. An einem Tisch fand ich Halt. Das Zimmer drehte sich vor meinen Augen.
    Die Ganoven hatten keine Lust, sich auf eine lange Auseinandersetzung einzulassen. Durch die offene Tür sah ich, daß der Schalträger seinem immer noch benommenen Kumpan auf die Beine half und in das Treppenhaus zog.
    Erst wollte ich die beiden dennoch verfolgen, dann aber riß mich ein Stöhnen herum.
    Die alte Frau lag neben der Couch auf dem Boden. Sie blutete an der Stirn. Obwohl es mir nicht gerade blendend ging, hob ich sie hoch und bettete sie auf die Liege.
    »Warten Sie, Madam, ich hole einen Arzt.«
    Ihre gichtkranke Hand faßte nach der meinen. »Nein, junger Mann, lassen Sie. Keinen Arzt. Er kann mir auch nicht mehr helfen.«
    Sie sprach in einem harten Dialekt.
    »Aber warum nicht, Madam? Sie sind verletzt und…«
    »Ich werde sterben, junger Mann«, sagte sie. »Mein Herz, es macht nicht mehr mit. Und diese beiden Männer haben nicht gefunden, was sie sich erhofft hatten.« Die Frau machte einen tiefen Atemzug. »Setzen Sie sich zu mir, junger Mann.«
    Wie durch einen inneren Zwang gehorchte ich.
    »Sagen Sie mir Ihren Namen.«
    »John Sinclair!«
    Und plötzlich lächelte sie. »John Sinclair.« Jede Silbe

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