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0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was essen.«
    Der Pfähler lachte. »Ich frage mich, ob du etwas hinunterbekämest, wenn du das hinter dir hättest, was ich in der vergangenen Nacht erlebt habe.«
    »Das spielt keine Rolle.« Sie stellte ihm das Glas hin. »Darüber werden wir mit dem Pfarrer reden.«
    »Das tust du nicht!«
    »Aber du hast getötet.«
    »Keinen Menschen.«
    »Man wird Jurc vermissen. Du kannst das nicht einfach übergehen. Bestimmt schicken die Holzarbeiter einen Boten hierher, der anfragen wird, was mit Jurc ist.«
    »Dann wissen wir eben nicht Bescheid.« Marek trank einen Schluck Milch und wischte sich mit dem Handrücken die Oberlippe ab.
    »Ich weiß nicht…« Marie setzte sich zu ihm. Besorgt schaute sie ihrem Mann ins Gesicht. »Ob das alles richtig ist, was du da machst, Frantisek?«
    »Ich habe das Erbe übernommen und in der vergangenen Nacht einen Vampir getötet.«
    »Ich kann’s immer noch nicht glauben.«
    »Dann geh hin und überzeuge dich!«
    Marie schlug hastig ein Kreuzzeichen. »Der Herrgott bewahre mich davor. Aber was willst du machen?«
    »Ich muß ihn finden!«
    Maries Augen weiteten sich. »Wen? Kalurac?«
    »Ja.«
    Die Frau sprang auf. »Bitte tu das nicht, Frantisek. Nein, ich bitte dich, du rennst in dein Unglück!«
    Marek schüttelte den Kopf. »Unsinn, ich habe eine Verpflichtung. Denkst du, ich will mir Vorwürfe machen, wenn hinterher etwas schiefgeht?«
    »Aber du bist zu alt«, warf seine Frau ein.
    Der Pfähler lachte bitter. »Wie alt ich bin, habe ich in der letzten Nacht bewiesen.«
    »Da hast du Glück gehabt!«
    »Nein, es war kein Glück, es war…« Das Klopfen an der Tür unterbrach den Schmied.
    »Ich öffne schon«, sagte Marie schnell.
    Sie lief aus dem Zimmer und kam wenig später mit einem hochgewachsenen, breitschultrigen Mann zurück, der verlegen seine Schirmmütze in den schwieligen Fingern drehte. »Ich will nicht stören, aber Petroc Jurc ist heute nicht zur Arbeit gekommen.«
    Marek hatte den Vorarbeiter der Holzfäller sofort erkannt. »Ich weiß auch nicht, wo er steckt.«
    »Ist er nicht in seinem Zimmer?«
    »Nein, soviel ich weiß nicht.« Marek wandte sich zu seiner Frau. »Hast du ihn gesehen, Marie?«
    Sie schüttelte den Kopf und wurde leicht rot dabei. Marie konnte nicht lügen, was Marek wiederum ärgerte.
    Der Pfähler säbelte sich mit einem scharfen Messer Brot ab und belegte es mit Wildschweinspeck. Dabei grinste er den Holzfäller an.
    Der hob die Schultern. »Dann müssen wir heute ohne ihn auskommen. Tut mir leid, daß ich gestört habe.«
    Mit schweren Schritten ging er hinaus. Marek und seine Frau schauten ihm nach.
    »Bestimmt hat er etwas bemerkt«, sagte Marie.
    »Unsinn, der ist harmlos.« Marek biß in den Brotkanten, kaute, schluckte und spülte mit der noch warmen Milch nach. Als er den Mund leer hatte, sagte er: »Ich eröffne meine Schmiede wie immer und arbeite auch. Aber nachts wirst du mich selten noch im Haus finden. Damit mußt du dich schon abfinden, Marie.«
    Die Frau rang die Hände. »Wenn das nur gutgeht«, flüsterte sie.
    Marek stand auf. »Alles halb so schlimm.« Mit einem Tuch wischte er sich den Mund ab. »Ich gehe jetzt arbeiten.«
    Er verließ die Küche und betrat die Schmiede durch eine schmale Tür. Corucz, sein Gehilfe, war noch nicht da. Nun ja, der kam, wenn er Lust hatte.
    Marek öffnete die beiden Flügeltüren des Anbaus und entfachte das Feuer. Er arbeitete hier noch wie seine Vorfahren vor dreihundert Jahren. Mit einem Blasbalg schürte er das Feuer kräftig durch, bis es die richtige Temperatur hatte. Zwei Aufträge lagen vor. Einern Kleinbauern war die eiserne Wagendeichsel gebrochen, und Marek sollte sie wieder zusammenschmieden. Für eine neue hatte der Mann kein Geld.
    Es wurde warm in der Schmiede. Marek hatte sich eine dicke Lederweste über das Unterhemd gezogen. Sein Gesicht wurde von den tanzenden Flammen angestrahlt. Verbissen bearbeitete er das Eisenstück. Er war so in seine Arbeit vertieft, daß er den jungen Mann nicht sah, der plötzlich im Eingang auftauchte.
    Erst als er angerufen wurde, schaute Marek auf.
    »Was willst denn hier?«
    »Da ist ein Telegramm für dich gekommen, Marek!«
    Der Schmied ließ das Eisen sinken. »Für mich?«
    »Ja.«
    »Ich komme.«
    Über die Hauptstraße des Ortes schritt Marek neben dem Jungen her auf das Rathaus zu. Es war in einem alten, baufälligen Steingebäude untergebracht. Die Fahne der Republik flatterte über der Tür.
    Der Bürgermeister, ein dicker Kerl mit

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