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0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier nicht der Fall war.
    Wir konnten wohl mit einer Sportmaschine bis Sibio fliegen, dem ehemaligen Herrmannstadt in Siebenbürgen. Aber da sagte man uns, daß über den Karpaten der Nebel wie eine dicke Brühe hinge.
    Ich war sauer.
    Dann versuchte ich es mit Geld. Plötzlich war der Nebel nicht mehr so dick, und als ich noch einen Schein zulegte, erklärte sich ein Pilot bereit, den Flug zu wagen. Die fünfzig Meilen von Sibio bis Petrila mußten wir dann im Bus zurücklegen.
    Die Sportmaschine war eine zweimotorige Chessna. Normalerweise wurden damit nur Parteigrößen geflogen, doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.
    Das war ein Flug. Dreißig Minuten nach dem Start sollten die Berge in Sicht kommen. Sie kamen auch, aber eingehüllt in dichte Wolken.
    Von den Karpaten sah ich nichts, nur Nebel und Wolken. Unser Pilot fluchte, was sein Repertoire hergab, und ich lernte einige rumänische Schimpfworte. Er hätte lieber beten sollen.
    Irgendwann erreichten wir unser Ziel. Zum Glück lag der Nebel nicht so dicht über dem Boden, daß eine Landung nicht möglich gewesen wäre.
    Ich gab dem Pilot noch ein Trinkgeld hinzu. Mit wackeligen Knien lief er in die nächste Kneipe. Das hätte ich auch gern gemacht, aber wir mußten weiter.
    Der Bus war weg. Wie hätte es auch anders sein können.
    Suko kam auf die Idee, einen Leihwagen zu nehmen, aber so etwas war nicht aufzutreiben.
    Dafür jedoch ein Taxi.
    Der Fahrer – er war so klein, daß er kaum über das Lenkrad seines Polski-Fiats schauen konnte – blickte uns an, als hätte er Geisteskranke vor sich.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Nach Petrila.«
    »Das Wetter ist viel zu schlecht.«
    »Dann heitern wir es etwas auf«, sagte ich und hielt ihm eine Zwanzig-Pfund-Note unter die Nase. Für den Kleinen massig viel Geld. Die Härchen seines Oberlippenbarts sträubten sich zwar, er aber nicht mehr.
    »Ich fahre Sie.«
    »Wer sagt’s denn«, meinte Suko.
    Der Knabe mußte erst noch volltanken, und dann ging die Reise los. In Richtung Süden. Tief in das Gebirgsland der Karpaten hinein.
    Unser Fahrer war ein lustiges Kerlchen. Er pfiff vor sich hin und stellte sein Radio dazu an, das ebenso pfiff wie er. Wir ließen uns mit rumänischer Folklore berieseln.
    Hin und wieder gab es Nebellöcher. Da sahen wir dann etwas von der Landschaft.
    Sie erinnerte mich manchmal an Schottland. Viel Wald, sanfte Hänge, dann wieder enge Täler und reißende Bäche.
    Hier also hatte der gefürchtete Vlad Dracula gelebt.
    Eine wildromantische Gegend, diese Karpaten. Ich verstand, daß sie ein Anziehungspunkt für viele Touristen ist.
    Suko und ich saßen im Fond. Mein chinesischer Partner schlief, und auch mir fielen bald die Augen zu.
    Wie lange wir geschlafen hatten, wußte ich nicht. Die Stimme des Fahrers weckte uns.
    »Noch fünfzehn Minuten, dann sind wir da.«
    War ich froh.
    Wir fuhren durch einen Wald. Die Straße war zwar asphaltiert, aber Schlaglöcher hatten sie zu einer miesen Piste gemacht. Natürlich hing draußen noch der Nebel. Es kam mir vor, als würde er wie eine Wand zwischen den dicht beieinanderstehenden Bäumen kleben.
    Suko hatte wieder eine passende Bemerkung auf Lager. »Dieser Nebel könnte auch in London oder Schottland sein. Tja, Nebel sieht überall auf der Welt gleich aus«, philosophierte er.
    Ich tippte mir gegen die Stirn. »Von deinem berühmten Konfuzius hast du diese Weisheit sicherlich nicht.«
    »Nein, aber von mir.« Suko strahlte, und sein Pfannkuchengesicht wurde dabei noch breiter.
    Es kamen Kurven. Eng, ohne irgendwelche Leitplanken abgesichert. Die Reifen des Fiats wimmerten auf der nassen Straße, doch der Fahrer pfiff weiterhin fröhlich.
    Dann allerdings verging ihm das Pfeifen.
    Er bremste.
    Hart und ohne Voranmeldung. Suko und ich wurden nach vorn geschleudert, machten die Arme lang und stützten uns an den Vordersitzen ab.
    »Was ist?« rief ich.
    Der Fahrer hatte auf einmal Angst. Wie wild kurbelte er gegen, da der Wagen auf der nassen Straße ins Schleudern geriet.
    Und dann kam der Graben. Beinahe gemütlich rutschte der Fiat hinein und blieb mit dem Heck darin hängen.
    Der Fahrer jammerte und schrie. Er trommelte mit beiden Händen auf dem Lenkradring.
    Ich schlug ihm gegen die Schulter. »Ruhig Blut, Freund, wir werden deinen Schlitten schon freischaufeln. Aber was war mit der Gestalt?«
    »Da ist sie!« Suko zischte die Worte. Dabei klinkte er schon die Tür auf.
    Ich vergaß den Fahrer, richtete meinen Blick durch die

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