0035 - Die Vampirfalle
hörte ich es zischen. Gas!
Diese Blutsauger wollten wirklich ganz sichergehen…
***
Irgendwo in der Nähe schrie ein Nachtvogel. Es war ein klagendes Geräusch, das den beiden Frauen eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
Sie blickten sich an. Karen hatte sich noch mehr in der Gewalt als Christine. Sie versuchte, Christine Mut zu machen. »Robby und Barry werden schon bald zurückkommen. Die halten sich bestimmt nicht länger als nötig in dem Ding da auf.«
»Hoffentlich.«
Christine sah sich immer wieder um. »Ich kann den Vampir einfach nicht vergessen«, sagte sie. »Der war echt, Karen, glaube mir.«
Karen schüttelte den Kopf.
Sie hatte ihre Haare hochgesteckt. Eine Klammer hielt die Flut. »An Vampire glaube ich nicht. So etwas gibt es doch nur in Horrorromanen.«
»Aber du glaubst an Geister!« Christine ließ nicht locker.
»Nein.«
»Warum hast du denn dann die Tour mitgemacht?«
»Weil ich Robby einen Gefallen tun wollte. Nur deshalb.«
Christine lachte leise. »Dann glaubt er also an Geister und Gespenster?«
»Kaum. Aber er liebt den Nervenkitzel. Er mag es, in alten Schlössern und Burgen herumzustromern. Aber wenn du solche Angst hast, Christine, warum bist du denn mitgefahren?«
»Frag mich mal.« Christine ging einen halben Schritt zur Seite und starrte angestrengt in die Dunkelheit.
»Ist irgendwas?« fragte Karen.
Christines Antwort kam flüsternd. »Ich glaube, ich habe da eine Gestalt gesehen.«
»Wo?« Karen drehte sich.
»Dort, wo der alte Friedhof liegt. Da hat sich was bewegt. Das ist bestimmt der Vampir von vorhin.«
Sie bekräftigte die Worte mit einem Nicken, während ihre Stimme zitterte. Diese Ungewißheit, die Dunkelheit, die unheimliche Umgebung, all das war eigentlich nichts für Christine. Wenn sie ehrlich war, dann hatte sie sich noch nie in ihrem Leben so unwohl gefühlt wie jetzt, in diesem Augenblick.
Sie hoffte, daß alles schnell vorbeiging. Und sie hoffte, sich getäuscht zu haben.
Plötzlich zuckte sie zusammen und stieß einen leisen Schrei aus. Jemand hatte sie an der Schulter berührt.
»Sei doch nicht so nervös«, sagte Karen. »Mann, du bist ja ein richtiger Angsthase.«
»Ach, hör auf. Ich wollte, die beiden wären schon wieder zurück. Hast du die Gestalt wirklich nicht gesehen?«
»Nein, wenn ich es dir sage. Du hast dich getäuscht. Deine Fantasie ist wieder mit dir durchgegangen.«
»Nein, sie hat sich nicht getäuscht!«
Jetzt fuhren beide Frauen mit einem Schrei herum. Christine preßte ihre Hand in Brusthöhe gegen das Herz, während Karen vor Schreck stumm war und den Mund im ersten Augenblick nicht mehr zu bekam.
Vor ihnen stand eine Frau. Rote Haare, ein grünes Kleid mit ovalem Ausschnitt, der die Ansätze ihrer Brüste sehen ließ. Sie hatte ein bleiches, starres Gesicht, in dem nur die Augen zu leben schienen. Die waren es, die Karen und Christine fixierten.
Karen fand als erste die Sprache wieder. »Lieber Himmel, haben Sie uns erschreckt!« stöhnte sie.
Sie bemerkte nicht, daß die Fremde bei dem Wort Himmel zusammenzuckte, sich aber schnell wieder in der Gewalt hatte.
»Ich bin Rebecca«, sagte sie.
»Karen – Christine.«
»Ihr seid freiwillig gekommen?« fragte Rebecca.
»Ja. Unser Bus hatte Achsenbruch. Wir sind hier in der Nähe liegengeblieben und fanden die Leichenhalle. Auch Mr. Farrow hat uns von der Halle berichtet. Wir wollten sie uns sowieso einmal ansehen.«
Karen plapperte munter drauflos. Sie wußte auch nicht, warum sie das tat, wahrscheinlich, um ihre Angst zu unterdrücken. Sie schloß ihre Erzählung jedoch mit einer Frage ab.
»Frieren Sie eigentlich nicht, Rebecca?« Dabei deutete sie auf die beiden kurzen Kleiderärmel.
»Nein.«
»Und warum nicht?«
»Tote können nicht mehr frieren«, erwiderte die rothaarige Rebecca.
Es dauerte einige Sekunden, bis Christine und Karen die Worte begriffen hatten. Christine schüttelte nur den Kopf, und ihre Lippen formten dabei lautlos Worte.
Karen versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse daraus. »Sie – Sie scherzen doch?«
Rebecca lächelte hintergründig und faßte nach Christines Hand. Das Girl zuckte unter der eiskalten Berührung zusammen und wich unwillkürlich zurück.
»Hast du Angst?« fragte Rebecca. Christine nickte.
Karen faßte Mut. »Sagen Sie uns endlich, was hier gespielt wird, Rebecca.«
»Du kannst ruhig du zu mir sagen, denn bald sind wir Schwestern.«
Jetzt wurde es auch Karen unheimlich. Was meinte diese
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