0035 - Die Vampirfalle
Frau damit? Wenn doch nur die beiden Männer wieder zurückgekommen wären, dann hätte alles anders ausgesehen. So aber mußten sie hier stehenbleiben und sich mit der fremden Frau unterhalten. Diese Fremde, die eine Kälte ausströmte, wie sie Karen noch nie erlebt hatte. So fühlten sich Tote an. Aber hatte die Frau nicht gesagt…
Panik flackerte in Karens Augen auf. Doch ehe sie etwas sagen konnte, übernahm Rebecca die Initiative.
»Kommt mit«, sagte sie, »ich möchte euch etwas zeigen.«
»Wir können nicht.« Karen schüttelte den Kopf. »Wir warten auf unsere beiden…«
»Ich weiß, auf wen ihr wartet. Zu ihnen will ich euch führen.«
»Zu Barry und Robby?« fragte Christine schrill. »Ich weiß nicht, wie sie heißen, aber sie haben mich bereits kennengelernt.«
Schon längst schrillte die Alarmglocke in Karens Hirn. Am liebsten wäre sie mit Christine geflüchtet, aber sie konnten ihre Freunde nicht im Stich lassen. Irgend etwas war geschehen! Ob es mit dem Auftauchen des Vampirs zusammenhing? War diese rothaarige Frau vielleicht ein Vampir? Hatte sie nicht gesagt, daß sie schon längst tot war? O Gott, wie sollte das noch alles enden?
»Kommt«, lockte Rebecca, »kommt mit. Es ist wirklich interessant, was ich euch zu zeigen habe.«
Christine schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht so recht, doch Karen faßte sie am Arm und flüsterte scharf: »Denk an Robby und Barry!«
Da ließ sich auch Christine überzeugen. Die rothaarige Rebecca machte es geschickt. Sie schob sich zwischen die beiden Mädchen und hakte sich bei ihnen unter. Sowohl Christine als auch Karen zuckten zusammen, als sie die eiskalte Haut auf der ihren spürten. Schauer liefen über ihren Rücken. Rebecca Ceprac, aus der Wiener Vampirfamilie, bemerkte es wohl, sagte jedoch nichts. Sie wußte, daß ihr diese beiden Frauen nicht mehr entkommen würden. Bewußt war sie allein gegangen, hatte die verbündete Mortimer-Sippe aus England zurückgehalten und auch ihren Vater Carl Ceprac. Die beiden Brüder Gorum und Vlado waren ja unterwegs, um den Geisterjäger John Sinclair abzuholen.
Der alte Ezra Mortimer und seine drei Söhne lauerten irgendwo in der Umgebung. Sie behielten den Friedhof und den Kuppelbau genau im Auge und lauerten auf jeden Ankömmling. Einer der Mortimer-Söhne war es auch gewesen, der sich auf das Dach des Busses fallen lassen und die Insassen in Panik versetzt hatte.
Die rothaarige Rebecca schritt mit den beiden Frauen nicht auf die Tür zu, durch die die beiden jungen Männer verschwunden waren, sondern ging um die Leichenhalle herum.
»Wo führen Sie uns hin?« Karen stemmte sich gegen den Griff.
Rebecca drehte den Kopf. »Laßt euch überraschen. Ihr werdet eure Freunde bestimmt wiedersehen, das verspreche ich. Sie fühlen sich wohl bei uns.«
Karen und Christine glaubten der Untoten kein Wort, aber die Angst und die Sorge um Robby und Barry erstickten jeden Widerstand im Keim. Und so gingen sie weiter, mit klopfendem Herzen.
Sie näherten sich Schritt für Schritt dem Verderben. Als sie ein Stück gegangen waren, stoppte Rebecca. Erst bei genauerem Hinsehen erkannten die beiden Girls die schmale, in das Mauerwerk eingelassene Tür. Sie war kaum breiter als die Schultern eines normal gewachsenen Mannes.
Rebecca lächelte wissend und klopfte dreimal gegen die Tür. Das Zeichen.
Von innen wurde sie aufgezogen. Die Angeln quietschten erbärmlich, mit der Unterkante schabte die Tür über den Boden. Als sie halb offenstand, kam sie zur Ruhe. Ein düsteres Zwielicht gähnte den beiden jungen Mädchen entgegen. Irgendwo mußten sich Fackeln befinden, denn der auf und ab tanzende Schein konnte eigentlich nur von einem offenen Feuer stammen. Der flackernde Schein schuf eine unheimliche Atmosphäre, die genau zu dieser Leichenhalle paßte.
Die Mädchen hatten die Person nicht gesehen, die ihnen die Tür öffnete. Eine nie gekannte Furcht umkrallte ihre Herzen, schien sie zusammenzudrücken und erschwerte das Atmen. Es war nackte Angst…
Christine und Karen zögerten. Christine wich sogar einen Schritt zurück, doch Rebecca zog sie auf die Tür zu. »Nein…«, flüsterte Christine.
»Denk an Barry«, sagte Karen leise. Ihr war auch nicht gerade wohl zumute, und sie wäre ebenfalls am liebsten davongelaufen, aber sie mußte wissen, was mit ihrem Verlobten geschehen war.
Längst waren sich beiden Mädchen darüber im klaren, daß sie es hier nicht mit normalen Menschen zu tun hatten. Sie ahnten aber auch,
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