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0035 - Draculas Erbe

0035 - Draculas Erbe

Titel: 0035 - Draculas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Gölem.
    Am Horizont hinter dem See lag schon ein schwacher Lichthauch.
    Gerade genug, um die Silhouetten von Berg und Ufer zu erkennen.
    Und die Hütte der jungen türkischen Frau.
    Zamorra trat an die Tür und klopfte. »Frau Gölem!«, rief er. »Geben Sie endlich Ihre Zweifel auf, bitte. Hier ist Zamorra. Ich bin zurück. Und ich habe Nicole Duval bei mir. Überzeugen Sie sich selbst.«
    Zamorra wusste nicht, von wo aus die Frau ihn beobachten konnte. Vielleicht gab es eine kleine Ritze in der Holzverkleidung. Oder Gora hatte einen Beobachtungsplatz zwischen den Dachbalken.
    Das war jetzt gleichgültig. Es kam darauf an, dass sie Zamorra Glauben schenkte, sodass er sie rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte.
    Ohne ein Wort trat sie plötzlich aus der Hütte und stand neben ihm und Nicole Duval. »Das ist das Mädchen, wie die Leute sie beschrieben haben. Ich glaube dir, Zamorra«, sagte sie und reichte ihm die Hand.
    »Schnell.« Der Professor mahnte sie zur Eile. »Wir müssen weg von hier, ehe der Berg einstürzt.«
    »Sie haben Kräfte, die kein Mensch hat«, sagte Gora. »Ich weiß es. Aber ich kann nicht einsehen, wie der Berg einstürzen soll.«
    »Schnell«, wiederholte Zamorra. »Wir müssen weg von hier. Die Hölle kann jeden Augenblick losbrechen.«
    Die Frau sah auf den Professor, dann auf Nicole, dann auf den Berg und ihre Hütte. »Mein Haus wird zerstört werden?«, fragte sie.
    »Ja«, gab Zamorra zur Antwort. »Es tut mir Leid, aber wir können es nicht mehr verhindern. Kommissar Mihail Petescu sorgt dafür, dass man Ihnen eine Wohnung in der Stadt gibt.«
    »Ich habe alles zusammen«, sagte die Frau.
    »Wie meinen Sie das?«, wollte der Professor wissen.
    »Alles, was ich hab’ und brauche«, sagte Gora Gölem. »Der Mann ist tot, die Hütte wird vernichtet. Ich habe mein Leben noch. Und ich brauche, was ich habe. Wäsche, den Tisch, die Stühle, das Bett, die Hühner und eine Ziege. Ist alles, was ich habe zum Leben.«
    »Vorwärts!«, rief Zamorra.
    Nicole verstand ihn sofort. An seiner Seite lief sie in Goras Hütte.
    Fieberhaft wurden die wenigen Habseligkeiten der jungen Frau herausgetragen und unten am Straßenrand in Sicherheit gebracht.
    Gora führte gerade die Ziege aus der Hütte und ging den Hang vor der Hütte hinab, als das gewaltige Dröhnen im Berg einsetzte.
    »Hinweg!«, rief Zamorra. »Dort hinunter, zur Straße! Weiter nach rechts!« Dann sah er hinauf.
    Was dort hinter der Felsenwand wütete, waren Millionen von Pferdestärken. Millionen Tonnen aus Wasser und Luft.
    Luft, die zusammengepresst wurde und mit knallendem Fauchen entweichen wollte.
    Wasser, das darauf wartete, wie eine Sintflut den Felsen zu sprengen und ins Freie zu gelangen.
    Da brach die Hölle auch schon los. Der Berg bewegte sich, als sei er ein Gummischlauch, den man zu stark aufpumpte.
    Ein kleiner Spalt entstand im Gestein, der sich schnell vergrößerte.
    Wie ein Hurrikan entwichen die aufgestauten Luftmassen.
    Das war der angekündigte Sturm!
    Der Felsen klaffte weit auseinander. Ein Wirbelwind schoss heraus und knickte Bäume und Sträucher. Dann wurde Goras Hütte erfasst und fast hundert Meter durch die Luft geschleudert.
    Der Sturm presste die Hütte nach unten. Sie krachte zu Boden und zerbarst. Wie ein Kartenhaus brach zusammen, was bescheidene Menschen sich mühsam aufgebaut hatten.
    Und nach dem Luftstrom kam das Wasser.
    Es war, als sei ein Staudamm zerborsten. Es war die rächende Flut der Dämonen. Es war das Ende ihres Werkes.
    Zamorra wollte den zweiten der unseligen Rachedämonen noch fassen.
    Er führte Gora Gölem zum Wagen und ließ sie Platz nehmen.
    Nicole würde bei ihr Wache halten, bis er zurück war.
    ***
    Mit langen Schritten lief Zamorra auf die Mitte des Baia-Sees zu. Er musste durch Schlick und kleine Wasserlachen waten.
    Dann war der Eingang zum Felsenschacht gefunden. Dort, wo ihn der Strudel in den Schacht zum Bergmassiv getrieben hatte.
    Wasser tropfte noch von den Wänden. Es war unheimlich kalt hier. Die Gänge lagen wie ausgestorben.
    Aber Zamorra wusste, dass sich der Zweite von Draculas teuflischen Vätern hier unten befinden musste.
    Zamorra hatte nur die Stablampe bei sich.
    Keine Waffe. Außer seinem Geist, seiner übermenschlichen Kraft der Konzentration, und der sehr menschlichen Kraft seiner Fäuste.
    Mit dieser Kraft würde er nichts ausrichten. Das wusste er.
    Er brauchte die Waffen der Dämonen. Die einzigen, die ihre Vernichtung garantierten.
    Er brauchte

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