0035 - Draculas Erbe
Wasser und Tageslicht!
Das Wasser schien restlos abgeflossen zu sein.
Aber nein! Plötzlich, knapp hinter der Felsenplatte, die sich über dem Schacht erhob und wo er den ersten Dämonen angetroffen hatte, führte ein Seitenschacht in die Felsenwand.
Tonnen von Gestein waren hier niedergestürzt und hatten eine dichte Mauer gebildet. Und hinter dem Hindernis glänzte etwas Helles!
Wasser! Ein Wassergraben hatte sich gebildet!
Der Dämon konnte nur vor Zamorra sein. Der Professor hatte bei seinem Gang durch den Stollen in jede Ritze geschaut, hinter jeden Felsblock.
Der Dämon war vor ihm.
Fieberhaft begann Zamorra zu arbeiten. Stein für Stein trug er das Hindernis ab. Die Mauer aus herabgestürzten Steinen wurde immer kleiner.
Und plötzlich gab sie nach. Mit lautem Gurgeln drängte das Wasser heraus und schoss den Schacht hinab.
Zamorra sah die Gestalt in der gleichen Sekunde. Es war Nathan Draccu, Györgys Bruder.
Er sah die tödliche Gefahr, die ihm von dem Wasser her drohte.
Mit wutverzerrtem Gesicht sah er auf Zamorra. Dann drehte er sich um und floh vor dem reißenden Bach, mit dem er nicht mehr gerechnet hatte.
Zamorra musste ein Stück schwimmen. Dann war das Wasser aus dem Schacht geschossen, dem Hauptstollen entgegen, der ins Freie führte. Dort, wo durch Dämonenkraft der Berg gesprengt worden war.
Zamorra hörte das Brüllen des Dämons.
Und hetzte hinter ihm her.
Das Wasser hatte den Ausgang noch nicht erreicht, als Draccu, irre vor Angst, ins Freie trat.
Er wandte sich zur Seite, um nicht vom herausstürzenden Wasser erfasst zu werden.
Da trat die Sonne über die Berge. Der Morgen war gekommen.
Zamorra verließ den Schacht, als der Dämon vom Sonnenlicht erfasst wurde. Die Helligkeit des Morgens, die frühe Glut der Sonne waren wie Feuer für Draculas zweiten Höllenvater.
Zamorra sah nur, wie der Dämon in sich zusammenfiel. Kleine Flammen züngelten auf. Dann lag nur noch ein Häufchen Asche vor Zamorra.
Der Spuk war beendet. Die Gefahr war gebannt. Die Höllenväter Draculas hatten ihre gerechte Strafe erhalten.
***
Mihail Petescu überreichte Zamorra zwei Fahrkarten Erster Klasse.
»Wohin?«, fragte der Professor.
»Wir können Ihnen kein fürstliches Gehalt oder Honorar zahlen«, meinte der Kommissar. »Aber ich habe Anweisung aus Bukarest, Ihnen und Ihrer verehrten Mitarbeiterin einen dreiwöchigen Urlaub zu gewähren. Am Schwarzen Meer. In einem unserer besten Hotels, Professor. Ich wünsche Ihnen und Mademoiselle, dass Sie sich gut erholen. Es ist ein kleiner Dank für das, was Sie für uns getan haben.«
Zamorra wehrte bescheiden ab.
Dann sah er auf Nicole. Das hübsche Mädchen nickte ihm zu.
Sie fand wie er, dass man auf anderer Leute Kosten getrost einmal Urlaub machen konnte.
»Wir nehmen dankend an«, sagte sie in Zamorras Namen zu Mihail Petescu.
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 34 »Das Teufelsauge«
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