0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne
Millionärstochter zu ertragen.
Jetzt aber schien sie von dem Wahn gepackt zu sein, diesem übersinnlichen Phänomen auf die Spur zu kommen.
Ich arbeite schon so lange daran, dachte er, und stehe immer noch vor Rätseln über Rätseln.
Jill Meredith soll sich nicht in Gefahr begeben!
»Vielleicht wäre es doch besser, wenn Sie Ihre Frau Mutter nach Anjou begleiten würden, Miß Jill«, schlug er vor.
»Nein. Ken war mein Verlobter, und es wird vermutlich eine polizeiliche Untersuchung geben. Ich muß mich auch um seine Leiche kümmern.«
Zamorra ahnte nicht, was sie Monsieur Malice von der Polizei erzählen würde. In jedem Fall würde der gute Malice an seinem Verstand zweifeln, wenn er die Tatsachen erfuhr.
»Abgesehen von meiner Gastfreundschaft, die ich Ihnen nicht entziehe«, wiederholte Zamorra, »so wäre es für Sie in jedem Fall sicherer, wenn Sie mit Ihrer Mutter nach Anjou gingen.«
»Erzählen Sie mir lieber, was das für ein komischer Schmuckanhänger ist. Hat er Zauberkräfte?« erkundigte sich Jill neugierig.
Da gab Zamorra es auf.
»Sorgen Sie dafür, daß meine beiden Koffer wieder nach unten kommen«, sagte Lana Meredith nervös. »Wenn dir etwas geschieht, Jill, wasche ich meine Hände in Unschuld. Ich habe dich gewarnt.«
»Ja, Mummy«, antwortete Jill sanft. »Schau, ich habe den Geistern nichts getan. Warum sollten sie mich töten wollen?«
»Hat Ken vielleicht etwas getan?« fragte die Lady gereizt. Sie machte den Eindruck einer wütenden Tigerin. »Adieu!«
Sie trippelte hinaus. Zamorra begleitete sie.
Nicole sah abwechselnd von Jill zu dem Toten.
»Ja, ich muß wohl telefonieren. Der ganze Wirbel fängt jetzt von vorne an«, sagte Nicole. »Noch ist es Zeit für Sie, Miß Jill, Ihre Mutter zu begleiten.«
»Ich will aber nicht!« fauchte Jill, plötzlich die Beherrschung verlierend. »Diesem Zirkus hier will ich auf die Spur kommen, Miß Duval, das versprech’ ich Ihnen.«
»Mit dem Wort Zirkus kann man das in keinem Fall bezeichnen«, lehnte Nicole ab. »Wenn okkulte Mächte im Spiel sind, Miß Jill, ist ein normaler Sterblicher ziemlich hilflos. Mit Logik hat das nichts mehr zu tun.«
»Die ganze Wissenschaft des Professors ist mir suspekt.« Jill sah Nicole kühl an. »Merkwürdig, daß Professor Zamorra nicht anwesend war, als Ken ermordet wurde.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ganz einfach. Vielleicht hat er die Ermordungsszene von drau- ßen geleitet? Vielleicht hat er es mit Hypnose getan.«
»Auch ein Professor Zamorra kann kein Feuer hypnotisieren. Und haben Sie hinterher nicht den Flammengeist gesehen?«
»Eine phänomenale Vorstellung«, spottete Jill. »Ich weiß, daß der große Meister des Übersinnlichen schlau ist und sich vieler Tricks bedienen kann. Auch Zauberer tun das.«
»Ich möchte doch mit aller Entschiedenheit richtig stellen, daß Professor Zamorra mit dem Mord an Ken Baker nichts zu tun hat!«
Nicoles Stimme klang plötzlich scharf. »Er hat Sie gewarnt und Sie gebeten, das Schloß zu verlassen, bis hier wieder Ruhe eingetreten ist. Nur die Sensationslust Ihrerseits war schuld, daß Sie hierblieben. Daß die Dämonen aber so rasch in Aktion treten würden, dachte ich nicht.«
»Sie machen doch einen halbwegs vernünftigen Eindruck, Miß Duval. Warum erzählen Sie mir solchen Unsinn?«
Nicole sah dem zarten, schönen Mädchen in die grünen Nymphenaugen. Es war Nicole klar, daß Jills Hierbleiben für den Professor eine schwere Belastung bedeutet. Er trug ja jetzt als Gastgeber die Verantwortung für sie.
Zamorra kehrte zurück.
»Sie ist abgefahren!« meldete er. »Ich habe Mr. Malice von der Dorfgendarmerie und den Arzt verständigt. Wir müssen jetzt warten. Darf ich Sie nach nebenan bitten, Miß Jill?«
Er erstickte die Flammen im Kamin und breitete eine Decke über den Toten.
Dann begleitete er die beiden Mädchen nach nebenan ins Billardzimmer.
»Lassen wir die Tür ein bißchen offen«, forderte Jill. »Ich will nicht, daß Kens Leiche heimlich verschwindet. Wie soll ich’s bloß seinem Vater beibringen? Wußten Sie, daß er Fleischfabrikant in Chicago ist?«
»Nein.«
»Soll ich Mr. Baker vielleicht sagen, daß Geister Ken umgebracht hätten?«
»Ich weiß nicht, was Sie ihm sagen. Die Polizei wird vermutlich behaupten, daß das Kaminfeuer nicht sorgfältig gewartet wurde und daß ich die Aufsichtspflicht des Feuers vernachlässigt habe.«
»So kann es ja auch gewesen sein. Vielleicht haben Sie Kens Anzug vorher
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