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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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lokalisiert. Unsere neuen Geister aber schwirren in der ganzen Gegend herum und spielen Terror. Wie kann man sich gegen sie schützen?«
    »Ich muß herausfinden, wer sie sind«, sagte Zamorra wie zu sich selbst.
    »Sie wollen das Übel also an der Wurzel packen.«
    »Ganz recht, Nicole. Und zu diesem Zweck werde ich mich in der Bibliothek verschanzen. Ich werde die alten Chroniken der Familie de Montagne wieder einmal zu Rate ziehen.«
    »Dann schlagen Sie nur gleich das Jahr 1022 auf«, erklärte Nicole und blinzelte. »Diese Geschichte geht bestimmt wieder auf das Konto des schrecklichen Leonardo de Montagne.«
    Ein Lächeln trat in Zamorras kluge, graue Augen. Wie gut, daß seine Sekretärin ihn stets wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Ohne Nicole Duval würde ihm, der sich stets mit so übersinnlichen, telepathischen Themen beschäftigte, die Würze der Lebensfreude fehlen, ohne die ein Dasein triste ist.
    »Einverstanden. Ich werde zuerst das Kapitel über ›Le Terrible‹ lesen!« versprach er. »Würden Sie sich inzwischen um unseren Gast kümmern?«
    »Mal sehen, wo Miß Jill steckt. Ein schwieriges, junges Ding, wie?«
    »Ich erinnere Sie bloß an Ihre eigene Person, Nicole. Auch Sie hatten früher für meine Arbeit keinen Funken von Verständnis.«
    Nicole nickte.
    »Ich hoffe nur, daß Miß Jill nie am eigenen Leibe die Dämonen erleben muß«, fügte Zamorra ernsthaft hinzu.
    Der alte Butler Raffael trat nach kurzem Anklopfen ein.
    »Monsieur Zamorra, soeben rief Monsieur Malice von der Polizeistation an. Mrs. Meredith hatte auf der Fahrt nach Anjou einen Autounfall.«
    Zamorra und Nicole erschraken.
    An der bekümmerten Miene des alten Mannes erkannten sie, wie schwer der Unfall gewesen war.
    Zamorra erhob sich. Sein Gesicht war grau. »Ich rufe Malice an, Nicole. Und Sie suchen bitte Miß Jill.«
    »Sie ist vor einer Stunde ausgeritten«, berichtete der Butler. »Sie hat den Araberhengst genommen, Monsieur Zamorra.«
    »Von nun an muß sie ständig in unserer Nähe sein«, entschied der Professor unruhig. Er starrte den Butler an. »Mrs. Meredith ist tot, Raffael?«
    »Ja, Monsieur, Mrs. Meredith ist tödlich verunglückt.«
    Zamorra ging stumm hinaus.
    Raffael räusperte sich. »Mademoiselle, woher wußte er, daß sie tot ist?« wandte er sich verstört an Nicole.
    Nicole erhob sich und strich ihren Faltenrock glatt. Der eng anliegende ärmellose Sweater unterstrich ihre attraktive Figur. »So etwas fühlt der Chef, Raffael. Außerdem konnte man es Ihrer Miene entnehmen. Sogar ich wußte, daß sie nicht mehr lebt.« Sie nagte an ihrer Unterlippe. »Wo finde ich jetzt bloß Miß Jill? Sie hat den Verlobten und ihre Mutter innerhalb kurzer Zeit verloren. Auch sie ist, fürchte ich, in größter Gefahr.«
    »Soll denn alles wieder von vorn losgehen, Mademoiselle?« klagte der alte Butler.
    »Eines wissen wir aber inzwischen genau«, murmelte Nicole und starrte an Raffael vorbei, »diese neu aufgetauchten Dämonen mögen offenbar keine Fremden. Hoffentlich akzeptieren sie den Chef und mich als Einheimische.«
    »Sie glauben, daß die Amerikanerin von Dämonen getötet wurde? Sie hatte einen Autounfall, Mademoiselle.«
    »Und Mr. Baker ist gestern dem Kaminfeuer zu nahe gekommen und an den Brandwunden gestorben«, erwiderte Nicole mit großem Ernst. »Nein, Raffael, wir müssen begreifen lernen, daß sie wieder unter uns sind. Sie töten gern. Und sie geraten in Ekstase, wenn sie vernichten können. Auch das, was wir jetzt miteinander sprechen, Raffael, hören sie jetzt mit an. Sie können sich unsichtbar machen.«
    Der alte Raffael Bois fuhr zusammen. »Mademoiselle, Sie machen mir Angst.«
    »Wird schon nicht so schlimm werden«, beruhigte Nicole schnell den alten Butler, der trotz seines Schocks erstaunlich gerade und steif vor ihr stand. »Der Chef wird das schon wieder hinkriegen.«
    »Der Chef ist auch nur ein normaler Sterblicher, Mademoiselle«, lautete die Antwort des Butlers. Er drehte sich um wie eine Aufziehpuppe und ging Schritt für Schritt aus dem Frühstückszimmer.
    Nicole trat zu dem kleinen Fenster mit den Butzenscheiben und öffnete es weit.
    Früher hätte sie jeden ausgelacht, der ihr prophezeit hätte, daß sie einmal in einem so alten, riesigen Schloß wohnen würde. Château Montagne, zu dem vom Dorf eine mit Schlaglöchern perforierte Serpentinenstraße hinaufführte, konnte alle Attribute aufweisen, die sich jeder sofort bei Nennung eines Schlosses vorstellte.

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