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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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zu bleiben. Sie umklammerte den Hals des Hengstes.
    »Sei gescheit… wir haben uns doch bis jetzt so gut verstanden«, flehte sie. Fast senkrecht stand der Hengst jetzt auf den Hinterhufen.
    Franz Hämmerli hatte das Gefühl, dem schönen Mädchen zu Hilfe kommen zu müssen. Er nahm Anlauf. »Lassen Sie sich fallen, ich fange Sie auf«, schlug er keuchend vor.
    Aber da war das Unglück schon geschehen: Der Hengst hatte auf einmal die Wildheit einer Bestie. Er fauchte und spie Feuer. Er drehte sich immer schneller auf den Hinterhufen, bis sich Jill Meredith nicht mehr halten konnte und im hohen Bogen zur Seite flog. Sie knallte hart auf dem Waldboden nieder und blieb bewegungslos liegen.
    »Was ist passiert?« Blankes Entsetzen hielt Franz Hämmerli gepackt, als er sich über das bleiche Mädchen neigte. Ob es sich das Genick gebrochen hatte?
    Sie war so schön. Sie lag da wie Dornröschen in ihrem hundertjährigen Schlaf!
    Während er Jill Meredith angstvoll betrachtete, bekam er einen gewaltigen Stoß in den Rücken. Hämmerli wirbelte herum und sah sich dem wildgewordenen Tier gegenüber.
    Von neuem schoben sich die dicken, blaugefärbten Lippen des Araberhengstes zurück und ließen die breiten, gelblichen Zähne sehen.
    Franz Hämmerli hatte plötzlich das Gefühl, als ob er keine Luft mehr bekäme. Er fuhr mit dem Finger zwischen dem Hemdkragen und seinem Hals entlang.
    »Schau mich an! Du bist jetzt ein Diener der Finsternis.«
    Franz Hämmerli rutschten beinahe die Augen aus den Höhlen.
    Das Pferd konnte sprechen… und als es ihn jetzt angrinste, war das gar nicht mehr komisch.
    Ein ächzender Laut kam über Hämmerlis Lippen.
    »Du bist mein Geschöpf. Du wirst tun, was ich von dir verlange«, sagte der Hengst.
    Die roten Augen des Tieres glühten wie zwei Feuerbälle.
    »Weiche dieser Frau nicht mehr von der Seite. Führ’ sie in den Keller. Du erfährst noch, was wir von dir wollen…«
    Das Pferd bewegte sein Maul gar nicht beim Sprechen. Es mußte ein anderer reden. Ein Pferd konnte nicht sprechen. Hämmerli weigerte sich zu glauben, was er selbst erlebte.
    Sekundenschnell veränderte sich der edle Kopf des Hengstes in eine grausige Fratze.
    »Du weigerst dich?« fragte eine Stimme. »Du willst dich uns entgegenstellen?«
    Unvermutet rammte ihn der Hengst. Die gewaltige Kraft brachte Hämmerli zu Fall. Er spürte halb bewußtlos, wie ihn tausende harte Hufe traktierten. Er fühlte die Schläge auf dem Kopf, am Hals und im Magen. Franz Hämmerli hätte gern aus Leibeskräften geschrieen, aber ihm fehlte der Atem dazu. Er war wie ausgepumpt.
    Vor seinen Augen schien ein riesiger Feuerball zu zerplatzen.
    Dann wußte er von nichts mehr.
    »Danielle«, rief Nicole und wies lachend vor sich. »Dort ist Hermes, der Hengst. Lauf, Danielle… dann finden wir auch Miß Meredith …«
    Laut wiehernd jagte die Stute weiter. Die Anmut ihrer Bewegungen war vielleicht ein typisch weiblicher Attribut, um dem weißen Beau zu gefallen. Sie schoß gerade auf den Hengst zu, wurde dann langsamer und setzte ihren Weg mit tänzelnden Schritten fort.
    »Ja, natürlich! Du fängst an, mit ihm zu flirten«, kicherte Nicole und tätschelte Danielles Hals.
    Plötzlich gab es einen Ruck. Danielle stand, als wäre sie auf dem Wiesengrund festgewachsen.
    Ein Zittern lief durch ihre Flanken.
    »Na, nun reg’ dich ab«, tröstete Nicole die Stute. »Man soll einem männlichen Wesen seine Sympathie nie so offen zeigen, Danielle, hörst du? Die nützen das hinterher bloß weidlich aus, und wir Frauen ziehen den Kürzeren.«
    Danielle, die Fuchsstute, warf die Mähne zurück und wieherte gellend. Gleichzeitig stellte sie sich auf die Hinterläufe, warf sich herum und begann zu laufen. Und die Geschwindigkeit, die sie jetzt an den Tag legte, war nicht mit dem gelassenen Tempo von vorhin zu vergleichen.
    »Was soll dieses blöde Ritual? Ist das vielleicht das sogenannte Liebeswerben?« erkundigte sich Nicole beunruhigt.
    Dann aber hatte sie Mühe, überhaupt im Sattel zu bleiben. Sie drehte sich um und sah den Hengst hinter sich. Mit geblähten Nüstern und geiferndem Maul kam er dicht hinter ihnen. Nicole warf einen Blick in die roten, glühenden Augen und erschrak.
    Das war kein normales Pferd. Das war ein Monster in Pferdegestalt. Ein Teufel, der sie und die arme Stute vernichten wollte.
    Sekundenlang nur dachte Nicole an die junge Amerikanerin. Wo war sie? War sie tot wie Ken Baker und ihre Mutter? Hatte die grausame

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