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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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Zinnen, Türme, eine verfallene Ringmauer und einen uralten Ziehbrunnen auf dem Schloßhof, von den Folterkammern und Weinkellern ganz abgesehen, die in dem riesenhaften, engverzweigten Gewölbe unter der Erde untergebracht waren.
    Nicole fröstelte.
    Sie hörte auf einmal das Rasseln schwerer Ketten, ein lautes Ächzen, ein Jammern…
    Sie sind wieder da, hier bei mir, durchfuhr es Nicole. Sie drehte sich um, sah aber niemand.
    Ihr Herz jagte im Stakkato.
    Sie eilte, so schnell sie konnte, aus dem Frühstückszimmer.
    Und sie hatte sich schon der trügerischen Hoffnung hingegeben, die Dämonen hätten sich auf Nimmerwiedersehen verkrochen! Die Sonne schien auf die idyllische Landschaft des Loire-Tals nieder, auf den Mischwald im kräftigen Grün und die endlosen Weiden. Auf die rings in der Umgebung verstreuten Gehöfte und die Kirche in der Ferne.
    Dieses Wetter konnte trügerisch sein. An einem solchen Tage konnte man sich nicht vorstellen, daß finstere Mächte sich einen Platz auf diesem schönen Fleck Erde zu erobern suchten und dabei mit ungewöhnlicher Grausamkeit und Brutalität vorgingen.
    Nicole eilte die Steintreppe zur Halle hinunter und wandte sich sofort zur Hoftür.
    Damals als Städterin hatte sie die hohe Kunst des Reitens nicht beherrscht, als Professor Zamorra, ihr Chef, den Entschluß faßte, nach dem Tod seines Onkels Louis für immer auf dem Château zu leben.
    Inzwischen machte sie im Reitsattel eine gute Figur. Heute war es warm genug, daß sich die langen Reithosen erübrigten. Ihr Faltenrock würde auch geeignet sein.
    Nicole suchte sich die lammfromme Fuchsstute Danielle aus und schwang sich in den Sattel. Sie tätschelte den Hals des Tieres.
    »Na?« scherzte sie, und ihr Herz klopfte schneller bei dieser Frage, »du wirst doch nicht auch von Dämonen besessen sein, meine Gute?«
    Danielle wieherte und tänzelte los. Einer ihrer Vorfahren mußte beim Zirkus gewesen sein. Keine Stute konnte sich so graziös fortbewegen wie Danielle.
    Ach was, dachte Nicole. Ich mache mir einfach zu viele Gedanken.
    Die Dämonen können schließlich nicht überall sein. Was ich mir alles einbilde…
    Professor Zamorra hat mich richtig angesteckt mit seinen ständigen Vorahnungen und Empfindungen. Aber bei ihm ist es ja etwas anderes. Durch seine Forschungen und seine jahrelange Beschäftigung mit übersinnlichen, parapsychologischen Problemen hat er geistige Talente entwickelt, die sich nicht nur auf die Bereiche des Bewußtseins beschränken. Er ist ein guter Empfänger für Stimmungen und Ausstrahlungen, die andere Menschen niemals wahrzunehmen im Stande wären. Er spürt künftige Bedrohungen mit ganz besonderer Sensibilität und wachem Instinkt. Seine Sinnesorgane signalisieren ihm verläßlich Alarm.
    Ich hingegen, dachte Nicole – inzwischen teilweise von Zamorra zu seinen Erkenntnissen bekehrt – versuche immer noch alles mit meiner gesunden Logik zu erklären.
    Ihr schwante, daß ihr Patentrezept, alles auf einen möglichst einfachen Nenner zu bringen, hier versagte. Wie gut, daß der Chef da war und den Kampf mit den finsteren Mächten nicht scheute.
    Nicole hielt Ausschau nach Jill Meredith. Das Gespräch, das sie mit ihr führen mußte, würde alles andere als erfreulich sein. Nicole konnte sich jedoch dieser traurigen Pflicht nicht entziehen. Sie mußte dem Mädchen den Tod seiner Mutter mitteilen.
    ***
    Franz Hämmerli war Schweizer aus Klothen bei Zürich. Er war Programmierer in einem großen, staatlichen Rechenzentrum und leistete sich jedes Jahr eine Erlebnisreise. Er schwärmte für Schlösser und Burgen, für Geschichten aus alter Zeit, und wenn er zu Fuß die Gegend durchwanderte, stellte er sich vor, einige Jahrhunderte früher zu leben.
    Franz Hämmerli war zweiunddreißig Jahre alt, groß, blond, und trug mit Vorliebe Kniehosen und hohe Wanderstiefel. Sein Gepäck führte er in einem Rucksack bei sich. Er war anspruchslos und konnte stundenlang in stummer Bewunderung eines alten Bauwerks verharren.
    Er hörte die Pferdehufe viel zu spät. Sie rissen ihn erst aus seiner versunkenen Betrachtung des Château Montagnes, als sich der weiße Hengst durch das nahe Gebüsch drängte.
    Franz Hämmerli sah Jill Meredith wie verzaubert an. So etwa mußten die Schloßfräulein vor langer Zeit ausgesehen haben!
    »Mademoiselle, ich bin Ihr gehorsamster, untertänigster Diener«, sagte er mit tiefer Verbeugung.
    Jills graue Augen zuckten spöttisch. Wer war das? Der Kerl war wohl ein

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