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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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sagte er. »Völlig richtig. Ein altes Erbstück.«
    »Hat es einen Anhänger, Herr Professor?« erkundigte sich der Schweizer neugierig.
    Zamorra zögerte. Bisher hatten nur Bill Fleming, sein amerikanischer Freund, und Nicole Duval das Amulett genau betrachten dürfen.
    Wenn er es aber dem Schweizer verweigerte, würde er vielleicht die Bedeutung des Amuletts erraten und möglicherweise auf dumme Gedanken kommen. Noch kannte er den jungen Mann nicht näher. Wenn es sich nun um einen Verbrecher handelte, der zum Stehlen hier aufgetaucht war?
    »Es handelt sich um ein Familienerbstück«, erklärte Zamorra gelassen und zog das Amulett aus dem Hemdenausschnitt.
    »Oh, das ist ja hochinteressant, Herr Professor!« Franz Hämmerlis Augen begannen zu funkeln, als er das Schmuckstück dicht vor Augen hatte.
    Es war aus ziseliertem Silber gefertigt. In der Mitte glänzte der Drudenfuß. Kreisförmig um ihn waren die zwölf Tierkreiszeichen angeordnet. Den äußeren Ring bildete ein schmales Silberband mit Zeichen und Hieroglyphen, die Zamorra noch nie entziffert hatte.
    »Wundervoll! Eine gediegene, alte Arbeit«, schwärmte Hämmerli.
    Achtlos ließ Zamorra es wieder unter den Stoff seines Oberhemdes gleiten. »Es hat mehr ideellen Wert, Herr Hämmerli. Beim Juwelier würden Sie dafür höchstens den augenblicklichen Rohsilberwert bekommen.« Er sah auf die Uhr. »Wenn Sie wollen, können wir schon ins Hauptgebäude gehen. Das Essen wird in einer Viertelstunde serviert.«
    »Gern. Hoffentlich bin ich für diesen Zweck gut genug gekleidet?«
    Verlegen sah Hämmerli an sich nieder. »Ich wußte ja nicht, daß ich auch einmal ein Schloß von innen besehen darf. Sonst bestaune ich diese malerischen Bauten immer nur aus der Ferne und von außen.«
    Warum geht dieser Mann nicht näher auf meine Bemerkung über die Dämonen ein? überlegte Zamorra. Wenn er wirklich harmlos ist, müßte er doch versuchen, mehr über die Dämonen herauszubekommen.
    Kurze Zeit später saßen sie zu viert an dem langen Tisch im Speisezimmer.
    Nicole Duval hatte Rock und Sweater mit einem kühlen Rohseidenkleid in Bleu vertauscht, das ihr Figur vorteilhaft unterstrich.
    Das hellbraune Haar stand in gutem Kontrast zu der schmeichelnden Farbe.
    Auch Jill Meredith trug heute – entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit – ein Kleid. Es war dunkelblau und schmucklos. Am Nachmittag mußte sie zum Leichenschauhaus in Tours fahren und ihre tote Mutter identifizieren. Jill war sehr blaß. Sie hatte Angst vor dieser traurigen Pflicht. Es schien, als hätten die Nachricht vom Tod ihrer Mutter, das erregende Erlebnis mit dem Hengst und schließlich die Umstände, die zu Ken Bakers Tod führten, sie erwachsen gemacht.
    Franz Hämmerli strahlte und aß mit gezierten Bewegungen seine Teller leer. Es schien ihm ein arges Verbrechen zu sein, etwas übrig zu lassen. Auch dem Wein sprach er eifrig zu. Sein Gesicht rötete sich. Er lachte über alles und fand die Welt offenbar irrsinnig komisch.
    Zamorra beobachtete ihn unauffällig. Er wußte selbst nicht, was ihn an Hämmerli störte. Zamorra war keiner von denen, die sich einfachen Leuten überlegen fühlten und es ständig betonten. Aber sein Instinkt sendete Alarmzeichen aus, wenn er sich gedanklich mit Franz Hämmerli befaßte.
    Schließlich erhob sich Zamorra mit einer gemurmelten Entschuldigung.
    Er verließ eilig das Speisezimmer und wandte sich dem Hof zu.
    Ihm war eingefallen, daß er vorhin, als er die Gefahr geahnt hatte, in der sich Nicole und Jill befanden, die Bibliothek nicht abgeschlossen hatte.
    Im Westturm angekommen, sah Zamorra die Bescherung.
    Die wertvolle, in rotes Leder eingeschlagene Chronik der Montagnes lag auf dem Boden. Als er den Band untersuchte, entdeckte er die Stelle, an der zwei Seiten herausgerissen worden waren.
    Zamorra sah sich aufmerksam in dem kreisrunden Raum um. Er untersuchte den Papierkorb, und er war überzeugt davon, daß er beobachtet wurde.
    Vorsichtig stellte er den Chronikband wieder in das Regal zurück, riß sein Amulett heraus und beschrieb mit ihm das Zeichen des Kreuzes.
    Undeutlich vernahm er vom Fenster her ein Ächzen und Stöhnen.
    »Dieser Raum steht im Banne dieses Amuletts«, sagte Zamorra mit halblauter Stimme. »Verlaßt diesen Raum.«
    ***
    »Kehrt nie wieder hierher zurück. Und begebt euch in das Verlies hinter der Wappentür. Ich befehle es. Ich befehle es«, schloß er wiederholend.
    Er verließ den Bibliothekraum, versperrte ihn sorgfältig und ging

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