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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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– mit den Augen den Boden absuchend – durch den Wehrgang auf das ehemalige Vorratshaus zu.
    Fast war ihm so wie früher als Kind, als sie Verstecken gespielt hatten. Das »Heiß-« und »Kalt-Spiel« hatte sich großer Beliebtheit erfreut.
    Auch jetzt spürte er, wie ihm heißer und heißer wurde. Seine sensiblen Antennen alarmierten ihn. Er blieb in dem Durchgangsraum des Vorratshauses stehen und ließ seinen Blick umherschweifen.
    In wenigen Minuten hatte er die zusammengeknüllten Pergamentseiten aus der Familienchronik zwischen allerlei Gartengeräten gefunden. Er glättete die Bogen und wurde in seiner Ahnung bestätigt.
    Diese beiden Seiten beschrieben das grausame Vergehen seines Urahnen Leonardo de Montagne an den vierzig Bettelmönchen.
    Jetzt war er seiner Sache ganz sicher. Er hatte die Seelen der damaligen Bettelmönche durch die Bauarbeiter freilegen lassen. Er hatte die Dämonen, in die der Geist dieser Mönche gefahren war und die beseelt waren von Rache und dem Trieb nach Vergeltung, vor sich.
    Sie irrten im Schloß und seinen Nebengebäuden herum.
    Zamorra schloß die Augen. Er versuchte eine gedankliche Verbindung zu den Dämonen aufzunehmen, doch es gelang ihm nicht. Er ahnte, daß ihr Haß ins Unermeßliche angewachsen war. Leonardo de Montagne war längst tot. Aber sein Urahn lebte noch in ihm. Und mit ihm die Menschen, die – Zamorra zweifelte keine Sekunde mehr daran – in Vertretung des schrecklichen Leonardo auszurotten waren. Alle. Ohne Ausnahme.
    Zamorra ahnte, daß die Dämonen sich vorgenommen hatten, das Château Montagne und den gesamten Schloßbesitz in ihre Gewalt zu bekommen und jeden Menschen, der sich diesem Kreis des Grauens näherte, unerbittlich umzubringen.
    Sein erster Gedanke war, die Bauarbeiter auszuzahlen und fortzuschicken. Der zweite Gedanke befaßte sich mit Nicole und den beiden Gästen. Wenn er sie nun alle zur Eile antrieb, das Château zu verlassen? Wenn er nur ganz allein zurückblieb im Schloß, geschützt durch die Macht seines Amuletts?
    Sein dritter Gedanke aber blieb bei Franz Hämmerli haften.
    Er spürte, ohne einen triftigen Beweis empfangen zu haben, daß Franz Hämmerli wie eine Marionette von einem dieser Dämonen gelenkt wurde.
    Hämmerli war vorhin, ehe er auf den alten Ziehbrunnen zuging, aus der Richtung des alten Vorratshauses gekommen.
    Zamorra atmete tief.
    Hatte er in Hämmerli den Täter vor sich, der die Seiten aus der Chronik gerissen hatte? Nicht aus eigenem Antrieb natürlich, sondern auf Befehl eines Dämonen?
    Wer war Maurice?
    Diesen Namen hatte ihm Nicole genannt. Maurice… war er der Anführer der Mönche, auf den sie auch jetzt noch hörten?
    Professor Zamorra atmete tief. Wie immer, wenn er sich seiner Ahnungen bewußt geworden und sicher war, die richtige Spur gefunden zu haben, zog eine große Ruhe in ihm ein.
    Dennoch hütete sich Zamorra, dem Amulett rückhaltlos zu vertrauen.
    Konnte die Macht des Amuletts nicht einmal nachlassen und schließlich ganz schwinden?
    Könnten in dem unendlichen Heer der Dämonen nicht einmal einige auftauchen, die immun waren gegen die Wirkung des Amuletts?
    Nein, dachte Zamorra. Ich bin nicht unverletzlich wie Siegfried, nachdem er im Drachenblut badete. Und doch muß ich meinen Kampf gegen die Mächte der Finsternis fortsetzen. Auch die Dämonen sind nicht unverwundbar, wie das Amulett gezeigt hat.
    Er begab sich sofort zu der Tür mit dem Wappen der Montagnes: Ein Adler mit drei schlanken Lilien.
    Zwölf Stufen am Ende des Ganges führten hinab zu der dunklen Tür mit den rostigen Eisenbeschlägen.
    Immer, wenn sich Zamorra im Château aufhielt, trug er die Schlüssel für diese Tür bei sich. Hinter ihr hatten damals die Geister gelauert, hinter dieser Tür hatte sich das Drama seiner Dämonenaustreibung abgespielt.
    Zamorra steckte den großen Schlüssel in das Schloß und drehte ihn langsam herum. Die mächtige Pforte schwang auf. Die rostigen Türangeln quietschten.
    Alles war ruhig.
    Zamorra wartete.
    Würden sie sich bemerkbar machen?
    Er hörte ein Geräusch hinter sich, entdeckte aber nur eine kleine junge Ratte mit listigen Augen, die ihn von einem der Regalbretter an der Wand anschielte.
    Zamorra wartete noch immer. Eine versperrte Tür war für Dämonen kein Hindernis. Sie konnten hier sein. Hatte er ihnen nicht befohlen, sich in diesen Raum zu begeben?
    Noch immer nahm der Professor den tödlichen Pesthauch wahr, der in dem niedrigen, sich endlos ausdehnenden Kellerraum mit den

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