0039 - Das Todesmoor
sollen.«
»Wir müssen uns damit abfinden.«
»Kannst du mir verzeihen, Ted?«
»Natürlich.«
Plötzlich erhellte ein geisterhaftes Licht die Szene. Ein hohntriefendes Gelächter hallte durch den Dschungel. »Meine Güte, wie rührend!« rief eine donnernde Stimme.
Ellen blickte ihren Mann erschrocken an. »Ted, was ist das? Woher kommt das?« Die Frau steckte bereits bis zum Halsansatz im Morast. Sie würde zuerst sterben. Ihr Mann würde ihr dabei zusehen müssen. Grauenvoll…
Ted Turman hob den Kopf. Über dem Todesmoor ballte sich eine mächtige, unheimliche Wolke. Ein abscheuliches Ungeheuer schälte sich heraus. Es war riesengroß und änderte pausenlos sein Aussehen. Mal sah es einem häßlichen Drachen ähnlich, dann wurde es zu einem graugesichtigen Scheusal, dessen Anblick so abscheulich war, daß einem davon übel werden konnte.
Mal war dort oben eine Werwolffratze zu sehen, und gleich darauf glich die Erscheinung einem überdimensionalen bleichen Totenschädel. Der Unhold spielte die gesamte Monsterpalette durch.
Er lachte gemein und triumphierend. »Da steckt ihr nun im Todesmoor. Ihr seid mir in die Falle gegangen!«
»Warum? Warum müssen wir sterben?« rief Ellen Turman verzweifelt.
»Weil ihr es gewagt habt, zu versuchen, euren Sohn wiederzubekommen!«
»Das ist doch nur natürlich!«
»Ihr hättet mir euren Jungen widerspruchslos überlassen müssen!«
»Das darf niemand von uns verlangen!« kreischte Ellen.
»Warum wurde Alex geraubt?« fragte Ted Turman mit belegter Stimme. Er hatte Angst vor dieser riesigen, bedrohlichen Erscheinung, aber er versuchte, sie nicht zu zeigen. »Was hast du Scheusal mit unserem Jungen vor?«
»Das geht euch nichts an!« donnerte der Dämon.
»Wir sind seine Eltern.«
Das Ungeheuer lachte spöttisch. »Ihr seid nichts. Hört ihr? Nichts seid ihr mehr.«
»Wo ist Alex?« wollte Ellen wissen. »Wir wissen, daß wir verloren sind. Wir haben uns damit abgefunden, daß wir sterben müssen. Aber laß uns nicht mit dieser schrecklichen Ungewißheit sterben. Ich flehe dich an, sag uns, wo unser Sohn ist!«
Der Dämon lachte knurrend. »Die Ungewißheit wird euch bis zu eurem nahen Ende quälen. Ihr werdet nicht erfahren, wo sich euer Sohn befindet! Das erhöht eure Pein. Ich werde euch auch nicht verraten, was ich mit eurem Jungen vorhabe. Eure Fragen sollen euch bis zu eurem Tod foltern. Hahaha! Aber wenn ihr wissen wollt, was aus Amanda und Danner Agutter und aus Tara und Vic Telyea geworden ist, das will ich euch gern zeigen…«
Gräßliche Todesschrei waren auf einmal zu hören.
Dicke Hagelschloßen rollten Ellen und Ted Turman über den Rücken. Sie blickten sich verstört um.
Neben ihnen steckte Danner Agutter im Sumpf. Der Dämon ließ vor ihnen den Todeskampf des Mannes wie einen Film ablaufen.
»Danner!« rief Ted Turman, doch Agutter hörte ihn nicht. Sein Gesicht war angstverzerrt. Er schlug wie von Sinnen um sich und wühlte sich immer tiefer in den Sumpf hinein.
Dann gellte Amanda Agutters Hilfeschrei durch die Nacht. Auch sie war verzweifelt bemüht, sich aus dem breiigen Sumpf zu kämpfen. Auch sie sank mehr und mehr in den Morast ein.
Danner Agutter stieß noch einen letzten Schrei aus, bevor er unterging.
Daraufhin tauchten Tara und Vic Telyea aus der Schwärze der Nacht auf. Ellen und Ted Turman waren gezwungen, auch ihren verzweifelten Todeskampf mit anzusehen, und sie nahmen sich fest vor, nicht zu schreien, wenn sie mit dem Sterben an der Reihe waren.
Sie wollten dem grausamen Dämon diesen Triumph nicht gönnen.
Doch sie waren nicht in der Lage, an ihrem Entschluß festzuhalten. Als der klebrige Brei über Ellen Turmans Gesicht kroch, warf sie den Kopf entsetzt zurück und schrie ihre unbeschreibliche Angst zu jenem furchtbaren Monster hinauf.
»Ellen! Mein Gott, Ellen!« brüllte Ted Turman.
Er wollte sich an seine Frau heranarbeiten, doch der Sumpf ließ es nicht zu. Ellen versank. Dem Mann wollte es das Herz zerreißen, als er nur noch die blassen Arme seiner Frau aus dem Sumpf herausragen sah.
Und wenige Minuten danach folgte er ihr in den unvermeidbaren Tod…
***
Nach vier Stunden Schlaf waren wir wieder gestärkt. Wir nahmen ein reichliches Frühstück zu uns. Anschließend klemmte ich mich ans Telefon.
Nach wie vor beschäftigte mich das, was uns Andrew De Toth erzählt hatte: Sowohl das Ehepaar Agutter als auch das Ehepaar Telyea war von der Bildfläche verschwunden.
Nachdem ihr Kind geraubt worden war,
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