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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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nach irgendwelchen Spuren, die uns über den Verbleib des Ehepaares Aufschluß geben konnten, doch unser Eifer wurde nicht belohnt.
    Eine halbe Stunde später saßen wir wieder im Cadillac und waren zu den Tarkowskijs unterwegs.
    Brenda Merchant hatte keine gute Nacht hinter sich. Sie sah blaß und ungesund aus. Sie verhielt sich still, hockte in einem großen Sessel und knetete ununterbrochen ein weißes Taschentuch, das ziemlich feucht war.
    »Fiel in der vergangenen Nacht noch etwas vor, Mr. Tarkowskij?« erkundigte ich mich. Der Russe schüttelte den Kopf. »Waren Sie bei Andrew De Toth?«
    »Ja.«
    »Was halten Sie von dem Mann?«
    »Scheint eine Menge Dreck am Stecken zu haben.«
    »Er sieht aus wie ein Monster, was?«
    »Es gibt bestimmt Leute, die sich bei seinem Anblick zu Tode erschrecken«, sagte ich. »Er haßt die Menschen.«
    »Er ist selber einer«, sagte ich. »Ja, aber ich glaube, er wäre lieber ein Teufel.«
    »Was für eine Meinung haben Sie von Bathseba?« erkundigte ich mich.
    Der Komponist hob die Schultern. »Sie ist ein Luder. Hat keinen Charakter. Jeder, der sie will, kann sie haben.«
    »Suko nannte sie eine Hexe. Darüber hat sie sich mächtig aufgeregt«, berichtete ich.
    Tarkowskij lachte gepreßt. »Das kann ich mir denken. Und genauso kann ich mir vorstellen, daß sie tatsächlich was mit dem Satan hat.«
    Ich sprach von dem, was uns De Toth erzählte: daß das Ehepaar Agutter und das Ehepaar Telyea spurlos verschwunden seien.
    »Woher weiß er das?« fragte Tarkowskij.
    »Er hat sich selbst davon überzeugt«, sagte ich. »Wir kommen soeben vom Haus der Turmans. Auch sie sind nicht mehr daheim anzutreffen.«
    Der Russe warf seiner Frau einen besorgten Blick zu und fragte mich dann mit heiserer Stimme: »Heißt das, daß auch für uns Gefahr besteht, vom Bösen geholt zu werden, Mr. Sinclair?«
    Stille im Raum.
    Brenda Merchant wandte den Kopf und schaute mich furchtsam an. Auch Glynn Tarkowskijs Blick hing gespannt an meinen Lippen. Ich wollte die Sache auf keinen Fall aufbauschen, durfte sie jedoch auch nicht bagatellisieren.
    Ich legte deshalb jedes Wort, das ich sagte, vorher auf die Waage.
    Und ich antwortete ausweichend: »Ich möchte Sie alle darum bitten, nichts ohne mein Wissen und ohne meine ausdrückliche Genehmigung zu tun. Was auch immer Sie von nun an tun wollen – fragen Sie mich zuerst, wie ich darüber denke. Das soll bei Gott keine Bevormundung, sondern lediglich eine Vorsichtsmaßnahme sein. Habe ich Ihr Wort, daß Sie sich daran halten werden?«
    Juri Tarkowskij nickte ernst. Er versprach es für alle: »Gut, Mr. Sinclair. Sie können sich darauf verlassen.«
    Ich atmete auf. »Okay. Dann können wir uns jetzt unbelastet ins Krankenhaus begeben und uns um Ihren Butler und um Reymond Merchant kümmern.«
    Brenda Merchant erhob sich. Sie kam auf mich zu. Ihre Augen schauten durch mich hindurch. Mit tonloser Stimme sagte sie: »Wenn Sie meinem Mann helfen, werde ich Ihnen das nie vergessen, Mr. Sinclair.«
    »Sie kriegen Ihren Mann unversehrt wieder, Mrs. Merchant. Das verspreche ich«, sagte ich, ohne zu ahnen, welcher Horror im Krankenhaus auf uns wartete. Noch war ich zuversichtlich.
    Noch war ich voller Optimismus.
    Aber unser verdammter Gegner hatte die Absicht, dafür zu sorgen, daß dies nicht so blieb. Er plante, dem Blatt eine überraschende Wendung zu geben.
    Ob es ihm auch gelingen würde?
    Wer konnte das zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit wissen?
    ***
    Wir fanden Dr. Blackman in seinem Arbeitszimmer. Der Leiter des Krankenhauses empfing uns wie alte Bekannte, obwohl wir ihn erst einmal gesehen hatten. Er schüttelte Suko und mir herzlich die Hand, bat uns, Platz zu nehmen und Tee mit ihm zu trinken.
    Ford Blackman war übergewichtig, hatte rosige Schweinchenbacken und rötliches Haar. Wie bei vielen Rothaarigen war auch sein Gesicht von dunklen Sommersprossen übersät.
    Er war ein netter, legerer Typ, mit dem man sich über jedes Thema unterhalten konnte. Sein geistiger Horizont war nicht nur auf die Medizin beschränkt, sondern er verstand auch eine Menge von Wirtschaftspolitik, Energieforschung, Chemie und Physik.
    Eine grauhaarige Krankenschwester brachte den Tee.
    Ford Blackman erzählte uns, daß er in Liverpool geboren und aufgewachsen sei. Nach dem Medizinstudium habe es ihn im Zuge eines britischen Ärztehilfsprogramms nach Kalkutta verschlagen, und als er eines Tages hörte, daß man in Colombo knapp an Chirurgen war, bewarb er sich kurzerhand

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