004 - Die Ausgestoßenen
die Argumente, die für eine Trennung von Borks Sippe sprachen, wie weggeblasen. So sehr Matthew sich auch bemühte, er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
Aruula sah Matt überrascht an, als dieser nicht weiter sprach. Seine Miene war verkniffen. Instinktiv spürte die Barbarin, dass etwas nicht stimmte. Gleichzeitig fühlte ein eigentümliches Kribbeln in ihrem Körper. Noch nie zuvor hatte sie etwas Vergleichbares empfunden. Hing es mit den geistigen Fähigkeiten zusammen, die sie bei Arak festgestellt hatte? War auch sein Vater mental begabt?
Neugierig lauschte Aruula, um zu erfahren, welche Gedanken Bork aussandte. Doch es gelang ihr nicht, zu ihm durchzudringen. Etwas wie ein dunkler Schatten legte sich wie ein Tuch über ihre Sinne und hinderte sie daran. Ehe sich die Barbarin von dieser Überraschung erholen konnte, folgte schon die nächste.
»Gut«, verkündete Matt, aber seine Stimme klang seltsam gepresst. »Wir begleiten deine Sippe zu eurem Stamm. Ich freue mich schon auf das Fest, dass ihr mir zu Ehren geben wollt.«
Aruula traute ihren Ohren nicht. Während der Fahrt hatte sie sich mit Maddrax unterhalten, und dabei hatte er deutlich gemacht, dass er sich so schnell wie möglich wieder auf die Suche nach seinen Kameraden konzentrieren wollte. Wie kam es nun zu diesem plötzlichen Sinneswandel?
»Aber wolltest du nicht weiterfahren nach Norden?« fragte sie nach.
»Nein!« fuhr Matt sie an. »Wir begleiten diese Menschen! Oder hast du etwas dagegen?« Aruula war überrascht von seiner plötzlichen Aggressivität. Was war nur los mit Maddrax?
»Nein, natürlich nicht«, gab sie zurück.
»Entschuldige.« Dann wandte sie sich an Bork und übersetzte ihm Maddrax's Worte.
Matt schlug Bork freundschaftlich auf die Schulter. Gemeinsam gingen die Männer zum Lagerplatz, an dem die Ausgestoßenen ihr Feuerholz aufschichteten. Doch Aruula spürte, dass die Vertrautheit zwischen den beiden nicht echt war. Allerdings machte Matt nach außen hin ganz den Eindruck, als würde er aus freiem Willen handeln.
Kopfschüttelnd folgte die Barbarin den beiden. Bereits nach wenigen Schritten bemerkte sie, dass die Holzsucher ihre Tätigkeit eingestellt hatten. Sie neigten allesamt den Kopf zur Seite, als ob sie nach einem bestimmten Geräusch lauschen würden. Wie auf ein unsichtbares Kommando sahen sie zu Bork hinüber.
»Was soll das?« fragte Doran überrascht.
»Dieser Mann hat uns gerettet! Wieso…«
»Maddrax ist entschlossen uns zu begleiten, bis wir unseren Stamm erreicht haben«, fiel Bork seinem Schwager harsch ins Wort. »Ich bin sicher, es wird alle hier freuen, dies zu hören.«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut, aber es war trotzdem nicht zu übersehen, dass einige aus der Sippe mit ihrem Oberhaupt unzufrieden waren. Selbst Arak sah seinen Vater vorwurfsvoll an.
»Steht hier nicht herum wie die Ölgötzen«, schnauzte Bork die Holzsucher an. »Macht endlich Feuer und bereitet ein Lager für die Nacht.«
In der darauf einsetzenden Hektik verschwand das bedrohliche Gefühl, das Aruula verspürt hatte. Trotzdem versuchte sie mehrmals in die Gedanken der Ausgestoßenen zu lauschen, um mehr über deren Pläne zu erfahren. Ihre Bemühungen liefen jedoch ins Leere. Es war, als würde ihr innerer Sinn in eine weiche Wand eintauchen, die so nachgiebig und unergründlich wie ein Sumpfloch war. Schließlich stellte sie ihre Versuche ein.
Stattdessen half sie Maddrax das kleine Zelt aus Wakudaleder aufzubauen, in dem sie gemeinsam schlafen würden. Sie nahmen noch eine karge Mahlzeit am Lagerfeuer ein, dann zogen sie sich zur Nachtruhe zurück.
Borks Sippe benötigte nur ein paar Felldecken, mit denen sie sich am lodernden Feuer eine große Schlafstätte bereiteten, um die gegenseitige Körperwärme zu nutzten.
Nachdem sich Aruula im Zelt bis auf den Lendenschurz entkleidet hatte, beobachtete sie Maddrax dabei, wie er seinen Kampfanzug ablegte. Ihre Blicke glitten über seinen muskulösen Oberkörper, der viel feiner geschnitten war als bei den Männern ihres Stammes.
Sie mochte den Anblick seiner hellen, unbehaarten Haut. Am liebsten hätte sie es Borks Sippe gleichgetan und sich ebenfalls an Maddrax gekuschelt. Die Art und Weise, wie sie sich halbnackt im Licht der Taschenlampe räkelte, hätte in jedem anderen Mann denselben Wunsch wecken müssen. Aber aus ihr unerklärlichen Gründen hielt Maddrax in diesem Punkt stets Abstand zu ihr.
Vielleicht hätte sie sich ihm nicht schon kurz nach seiner
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