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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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gönnte sich einen langen erholsamen Schlaf. Nach einer Hochzeitsnacht stand es der Braut zu, dass sie sich an den gedeckten Tisch setzte.
    Für die Barbarin bestand kein Zweifel an dem, was gestern zwischen Maddrax und ihr passiert war. Vor ihrem Gott Wudan waren sie nun ein Paar, das dem Stamm viele Kinder schenken musste, um das Überleben der Gemeinschaft zu sichern! Allerdings gab es für Aruula keinen Stamm mehr. Sie hatte ihre Brüder und Schwestern verlassen, um Maddrax zu begleiten.
    Summend warf sie sich ein Stück grob gewobenen Stoff über die Schultern und trat aus dem Zelt. Sie wollte zum nahen Bach gehen, um sich zu waschen. Draußen wurde sie sogleich von Arak empfangen, der offensichtlich schon eine ganze Weile auf ihr Erscheinen gewartet hatte.
    Als Aruula sah, wie der Junge verdutzt auf ihre blanken Brüste starrte, zog sie schnell das Tuch vor ihrem Hals zusammen. Offensichtlich stand Arak näher an der Schwelle zum Mann, als sie gedacht hatte.
    »Alles in Ordnung?« erkundigte sich der Junge, dessen Wangen von einem roten Schimmer überzogen wurden. »Ich habe dir etwas Shassenfleisch und Erdfrüchte mitgebracht, weil du nicht zum Essen gekommen bist.«
    Aruula schmunzelte über die Verlegenheit des Jungen, der ihr eine Holzschüssel entgegenstreckte, in der ein Brei aus gekochten Pflanzenknollen und Tierfleisch dampfte. Es war offensichtlich, dass Arak sie gerne mochte, deshalb bedankte sie sich für seine Freundlichkeit.
    »Begleitest du mich zum Bach?« fragte sie ihn.
    Arak war von diesem Angebot begeistert. Natürlich wollte er bei seiner Retterin bleiben, um sich mit ihr zu unterhalten. Munter plauderte er drauflos und erzählte von den anderen Kindern der Sippe, die sich , seiner Meinung nach , den ganzen Morgen über albern benommen hätten.
    Aruula hörte lächelnd zu, denn sie war ebenfalls sehr an einem Gespräch mit dem Blondschopf interessiert. Sie wollte Arak gerne über einige Dinge befragen, die er in Gegenwart der Eltern sicherlich nicht beantworten durfte.
    »Warum habt ihr eigentlich euren Clan verlassen?« erkundigte sich die Barbarin übergangslos, als sie den Bachlauf erreichte.
    »Ihr hättet doch wissen müssen, dass ihr überall auf Ablehnung stoßt.«
    Araks Redefluss versiegte schlagartig.
    Aruula sah zu dem schweigsam gewordenen Jungen hinüber, der plötzlich verlegen auf den Boden starrte. Als sie das Tuch von ihren Schultern gleiten ließ, sah er zwar überrascht auf, wandte den Blick aber sofort wieder schamvoll ab.
    Die Barbarin tat so, als hätte sie seine Reaktion nicht bemerkt. Mit anmutigen Bewegungen beugte sie sich über den plätschernden Bachlauf und , schöpfte das erfrischende Nass über ihren Körper. Dann zerrieb sie ein paar Soafblätter, die sie mitgebracht hatte, und seifte sich schweigend mit der cremigen Substanz der Pflanze ein.
    Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass Arak immer wieder verstohlen zu ihr hinüberschielte, doch sein gequälter Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er ihren barbusigen Anblick nicht mehr richtig genießen konnte.
    Schließlich hielt der Halbwüchsige die bedrückende Stille nicht mehr aus. »Vater hat sich mit unserem Häuptling Bendrake überworfen«, erklärte er stockend.
    »Warum?« fragte Aruula, die sich den Schaum wieder vom Körper spülte.
    »Wegen unserer Kräfte!« erklärte Arak. Dabei sah er sie an, als wäre es doch wohl selbstverständlich, dass es nur darum gehen könnte.
    »Du weiß bestimmt selbst, wie das ist. Wie schnell sich alles gegen einen kehrt. Bendrake hat es schon so weit getrieben, dass er sich selbst verändert, sagt Vater. Deshalb haben wir uns davongemacht. Alleine sind wir aber zu schwach, deshalb müssen wir zurückkehren.«
    »Hoho, nicht so schnell«, unterbrach Aruula sein unzusammenhängendes Gestammel, während sie sich mit dem groben Tuch abtrocknete. »Jetzt erzähl mal schön der Reihe nach - was hat dieser Bendrake zu weit getrieben?«
    Ehe Arak zu einer Antwort ansetzen konnte, ließ ihn der wütende Aufschrei seiner Mutter zusammenfahren.Da schoss Zila schon heran und verpasste ihrem Sohn zwei schallende Ohrfeigen, bevor sie ihn wütend ins Lager zurückschickte.
    Gedemütigt rannte der Junge davon, während seine Mutter sich kampflustig zu Aruula umwandte.
    Die Barbarin trocknete sich in aller Seelenruhe weiter ab.
    Ihr tat es zwar leid, dass Arak Schläge einstecken musste, doch sie wusste genau, dass sie keine Tätlichkeiten von der schmächtigen Frau zu

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