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004 - Die Blutbestie

004 - Die Blutbestie

Titel: 004 - Die Blutbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. F. Mortimer
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hinauf.
    »Steck den Kopf in die Schlinge!« sagte Alice mit heiserer Stimme.
    Sie sah, wie sich die Schlinge bewegte. Sie blickte auf seinen Schatten, sah, wie er mit beiden Händen die Schlinge über den Kopf streifte.
    Ihr Herz pochte ganz oben in der Kehle. Die Aufregung machte sie schwindelig.
    Nun hatte Steve die Schlinge um den Hals. Alice konnte es ganz deutlich am Schattenbild sehen.
    Sie versuchte die würgende Aufregung hinunterzuschlucken.
    Da stand er nun — ihr Steve —, folgsam wie ein kleiner Junge. Er war wie verwandelt, gehorchte aufs Wort, tat alles, was sie von ihm verlangte. Mit einem Mal wirkte er gar nicht wie jene schreckliche Bestie, die ganz Holsworthy in Angst und Schrecken versetzt hatte.
    Sie blickte zu der leeren Schlinge hinauf.
    Wenn das untrügliche Schattenbild nicht gewesen wäre, hätte sie geglaubt, Steve wäre nicht mehr hier.
    Aber er war noch da. Er stand still und aufrecht auf dem Stuhl, die Schlinge um den Hals, und wartete auf ihren Befehl.
    »Steve!« sagte sie leise.
    Ihre Stimme zitterte. Angst, Trauer, Verzweiflung schwangen in ihrer Stimme.
    »Steve... du — du mußt... den Stuhl... umstoßen!« preßte sie mühsam hervor.
    Es war ihr, als hätte sie sich selbst diesen grauenvollen Befehl gegeben.
    Es war ihr, als würde sie sich selbst richten.
    Ihre fiebernden Augen wanderten aufgeregt zu seinem Schatten.
    Sie sah, wie er das Bein hob. In ihrem Kopf brauste die wahnsinnige Aufregung. An ihren siedendheißen Schläfen zuckten die Nerven.
    Sie preßte beide Fäuste an den Mund, um nicht hysterisch loszubrüllen, um ihren furchtbaren, folgenschweren Befehl nicht noch in letzter Sekunde zu widerrufen.
    Sein Bein hing für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft.
    Dieser bange Augenblick ließ das angsterfüllte Mädchen schrecklich erzittern.
    Sie wollte die Augen schließen, als sie das Bein gegen den Stuhl sausen sah. Sie wollte nicht mit ansehen, wie der Stuhl umkippte, wie der schwere Körper nach unten sackte, wie er in den letzten Sekunden seines Lebens heftig zuckte und schließlich still am Strick hing.
    Sie hatte schreckliche Angst davor, Steves Todeskampf mit ansehen zu müssen.
    Aber da war wieder dieser furchtbare innere Zwang, den sie sich nicht erklären konnte.
    Sie mußte hinsehen. Irgend etwas in ihr ließ es nicht zu, daß sie die Augen schloß.
    Sie hörte den Schlag.
    Sie sah den Stuhl klappernd umfallen. Ihr Blick schnellte zur Schlinge hinauf. Sie zog sich mit einem jähen Ruck zusammen. Der Strick straffte sich.
    Sie hörte ein markerschütterndes Röcheln.
    Und dann geschah etwas, das ihre Haare schlohweiß werden ließ!
    Sie prallte in wahnsinnigem Schrecken zurück, riß entsetzt die Augen auf, glaubte, verrückt geworden zu sein, und begann aus Leibeskräften zu schreien, daß es schaurig durch das ganze Haus hallte.
    ***
    Sobald sich der Strick gespannt hatte, also in den letzten Sekunden vor Steves Tod, war der Unsichtbare sichtbar geworden.
    Er sah grauenvoll aus.
    Alice stand kreischend da, während sie ihn mit weit aufgerissenen Augen fassungslos anstarrte.
    Er hatte eine giftgrüne Teufelsfratze. Die Haut war seltsam schuppig. Seine Augen traten weit aus ihren Höhlen. Sie waren blutunterlaufen und versprühten ein glühendes, satanisches Feuer.
    Er hatte das Gebiß eines Vampirs. Seine Zähne waren dolchartig lang und spitz. Die Zunge quoll zwischen grausam geformten Lippen hervor, war blutrot. Auf seinen Lippen bildeten sich graue Schaumflocken.
    Er sah grauenerregend aus.
    Das war nicht mehr Steve. Dieses Ungeheuer hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Alice’ Steve.
    Sie wollte sich von dem schaurigen Anblick abwenden. Sie senkte den Blick.
    Als ihre Augen die Hände des Monsters erblickten, zuckte sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    Mit diesen schrecklichen Händen hatte er sie angefaßt. Sie waren grün wie sein Gesicht. Sie waren ebenso schuppig. Und an den Fingern hatte er messerscharfe, lange Krallen.
    Wahnsinnige Angst schüttelte das Mädchen. Sie wollte sich umwenden, wollte davonlaufen. Doch der furchtbare Blick des Ungeheuers ließ sie nicht los. Er schien sie zu hypnotisieren. Diese grauenerregenden, blutunterlaufenen Augen zwangen sie, zu bleiben.
    Erstarrt stand sie da.
    In diesem Augenblick passierte das Entsetzliche!
    Mit einem dumpfen Laut zerriß der Strick, an dem Steve Dury hing. Er hatte dem schweren Körpergewicht des Monsters nicht standhalten können.
    Alice sah bestürzt den Körper

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