004 - Die Blutbestie
reden.
Er war zum primitiven Tier geworden, das mit dem Instinkt eines reißenden Wolfes tötete.
Alice schluckte aufgeregt. »Kannst du verstehen, was ich sage, Steve?«
Das Fauchen wurde drohender.
Das Mädchen wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Warum mußte das Schicksal ausgerechnet mit uns beiden so hart verfahren, Steve? Wir waren so glücklich. Wir waren so unbeschwert. Wir hatten die herrlichsten Pläne.... Warum mußte es so mit uns kommen?«
Das Fauchen verstummte.
»Du — du hast so schreckliche Dinge getan, Steve«, sagte das Mädchen verzweifelt. »Du hast so viele Menschen getötet. Das darfst du nicht, Steve. Du darfst nicht wieder morden. Es ist so — so entsetzlich, was du getan hast. So grauenvoll. Du hast das Blut... der Menschen getrunken, Steve. Warum hast du so etwas Abscheuliches getan?«
Der Unsichtbare begann wütend zu fauchen. Sein kalter Atem schlug dem Mädchen ins Gesicht, entsetzte sie, ließ sie wieder ängstlich zittern.
Sie bemühte sich, ruhig zu werden. »Steve, du darfst nicht mehr töten!«
Der Unsichtbare begann mit einem Mal, wie ein hungriges Tier zu knurren.
Alice befürchtete, daß er nun über sie herfallen würde.
Sie hob erschrocken die Arme, um ihn abzuwehren, falls er sich auf sie stürzte.
»Wie soll es mit dir denn weitergehen, Steve?« sagte sie mutig. »Wie viele unschuldige Menschen müssen deinetwegen noch ihr Leben lassen? Willst du ganz Holsworthy ausrotten? Was wirst du dann machen? Nachher, wenn du es getan hast? Wirst du dann in eine andere Stadt gehen und dort weitertöten? Oh, Steve, das ist alles so unerträglich für mich. Ich wollte, ich könnte dir helfen. Ich weiß, daß du die Leute nicht töten willst. Ich weiß, daß du im Grunde genommen immer noch gut bist. Du willst nicht töten, aber du tust es. Ein schrecklicher Drang zwingt dich dazu, diese grauenvollen Taten zu begehen ... Alle Leute von Holsworthy mochten dich sehr. Kannst du dich daran noch erinnern? Sie redeten nie schlecht über dich. Sie liebten dich. Warum tust du ihnen nun so schreckliche Dinge an, Steve? Warum?«
Alice brach ab.
Sie schauderte.
Dieses unsichtbare Tier hatte plötzlich verzweifelt zu schluchzen angefangen.
Ein fürchterliches Rasseln kam aus der unsichtbaren Kehle. Das Schluchzen war grauenvoll anzuhören.
»Das Böse hat an jenem unheilvollen Tag von dir Besitz ergriffen, Steve!« sagte das Mädchen eindringlich.
Sie spürte, daß sie auf dem richtigen Weg war. Vielleicht hatte Steve noch so etwas wie ein Gewissen. Er liebte sie noch immer. Er konnte ihre Worte verstehen, das bewies die Tatsache, daß er nun so grauenvoll schluchzte.
Vielleicht gelang es ihr, seine Mordlust zu unterdrücken.
Deshalb redete sie tapfer weiter.
»Du mußt dich dagegen wehren, Steve. Immer, wenn dich dieser schreckliche Drang überkommt, mußt du dich dagegen zur Wehr setzen. Du darfst ihm nicht unterliegen. Du mußt an meine Worte denken, du mußt an mich denken. Wenn du einem Mädchen begegnest, das allein ist, darfst du über sie nicht herfallen. Du mußt sie ansehen, mußt mich in ihr sehen. Du darfst sie nicht töten, denn wenn du sie tötest, tötest du damit gleichzeitig auch mich!«
Ein gellender Schrei entrang sich der rauhen Kehle des unsichtbaren Monsters.
Dury war verzweifelt, das merkte das Mädchen. Sicher hätte er jetzt alles getan, um diesem schrecklichen Zwang zum Morden entgegenzuwirken.
Jetzt!
Aber würde er sich an ihre Worte erinnern, wenn er dieses Haus verlassen hatte, woran ihn niemand zu hindern vermochte?
Würde er sich daran erinnern, wenn sein Trieb in ihm wieder erwachte, wenn seine Gier nach Blut schrie?
Er würde wieder zuschlagen. Genauso grausam wie bisher. Genauso schrecklich wie immer.
Alice konnte sicher sein, daß er wieder morden würde, selbst wenn es jetzt so aussah, als hätte sie ihn unter Kontrolle.
Er hörte zu schluchzen auf.
Im selben Moment begann er zu fauchen. Ein wütendes Knurren jagte aus seiner Kehle. Er schien sich nun nicht länger beherrschen zu können. Er wurde unruhig, seine Füße stampften auf den Boden.
Alice begann zu zittern.
Plötzlich ging von Steve eine erschreckende Ausstrahlung aus.
Seine Unruhe schien höchste Erregung anzuzeigen. Es sah so aus, als würde er sich nun nicht länger im Zaum halten können. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß nun seine Gier nach Alice’ Blut erwacht war.
Seine eiskalte Pranke schnellte vor.
Alice spürte einen entsetzlich harten Schlag im
Weitere Kostenlose Bücher