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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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stieg aus und trat zu Gordon Bray.
    »Ich glaube, wir haben uns schon einmal gesehen«, begrüßte er ihn, und die Herzlichkeit, mit der sein Gruß erwidert wurde, beseitigte jeden Zweifel an dem Gemütszustand des anderen.
    Sie plauderten eine Weile über die Eigenheiten King Kerrys.
    »Halten Sie ihn nicht auch für einen vortrefflichen Menschen?« fragte der Enthusiast.
    »Doch«, erwiderte Hermann trocken.
    »Er ist auch seinen Angestellten gegenüber so großzü gig«, fuhr der junge Mann fort, der gar nicht ahnte, daß kein Wort, das er zum Lobe King Kerrys vorbrachte, dazu angetan sein konnte, in der Brust des anderen entsprechenden Widerhall zu wecken. »Ich traf Else Marion heute beim Lunch.«
    »Else Marion?« wiederholte Hermann mit sichtlichem Interesse.
    Gordon nickte.
    »Ja, seine Sekretärin, wissen Sie. Wir haben unter demselben Dach gewohnt« - er lächelte -, »ehe Else ihr Glück machte.«
    »Und was hat sie über diesen großen Mann zu sagen?« fragte Hermann mit einem Anflug von Spott.
    Der junge Mann lächelte. »Ich fürchte, ich bin ein bißchen zu sehr Enthusiast, und wahrscheinlich machen seine Methoden auf Sie, der Sie als Amerikaner an das Hasten und Jagen und die Unternehmungslust Ihrer Landsleute gewöhnt sind, nicht solchen Eindruck wie auf mich.«
    »Auf mich haben sie ungeheuren Eindruck gemacht«, erwiderte Hermann, aber er meinte es nicht genau in dem Sinne wie der andere. »Ich hätte gern ein kleines Schwätzchen mit Ihnen gehalten, Herr Bray«, fuhr er liebenswürdig fort, »es gibt so vieles, was wir besprechen können. Man hat mir gesagt, Sie seien zugegen gewesen, als meine Schwester verurteilt wurde.«
    Der junge Mann drehte sich um und sah ihn erneut an.
    »Ja«, sagte er ruhig.
    »Es ist doch furchtbar schade, daß sie sich so lächerlich gemacht hat! Meinen Sie nicht auch?« fragte Hermann.
    Gordon Bray schoß das Blut ins Gesicht. »Ich bin der Ansicht, daß sie einen Grund dafür gehabt hat.«
    Zeberlieff unterdrückte ein Lächeln. Das war doch noch ein ergebener Verehrer, einer von den platonischen Liebhabern, der sich von der reichen Frau, die die Geduld hatte, ihn bei Fuß zu halten, streicheln und treten ließ.
    »Das ist Ansichtssache«, versetzte er laut. »Mir persönlich sind die Frauenrechtlerinnen ein Greuel, und die Entdeckung, daß auch meine Schwester dazu gehört, war ein harter Schlag für mich. Aber das gehört nicht hierher. Wollen Sie zu einem Schwätzchen mitkommen?«
    »Wann?« fragte Bray.
    »Wir können gar keine bessere Zeit finden«, entgegnete Zeberlieff gut gelaunt.
    Der junge Mann starrte ihn an. »Aber es ist doch schon so spät.«
    »Durchaus nicht, wenn Sie Zeit haben.«
    Er ging zu seinem Wagen zurück und stellte den jungen Mann seinem Begleiter vor. Leete ließ sich die Anwesenheit eines Dritten nur sehr ungern gefallen, wollte er doch gerade jetzt Zeberlieff sondieren, ob er bereit sei, Goulding gegen die drohende Konkurrenz zu finanzieren.
    Sie setzten Leete vor seiner Wohnung ab und fuhren zur Park Lane weiter. In Hermanns Arbeitszimmer machten sie es sich bei Zigaretten und Kaffee bequem. Der Kaffee kam erstaunlich schnell, so daß die Vermutung nahelag, der brave Martin habe den flüssigen Teil der Unterhaltung aus einer Thermosflasche besorgt.
    »Ich will gleich zur Sache kommen, Herr Bray«, sagte Hermann nach einer Weile. »Ich bin, wie Sie wissen, sehr reich, und Sie haben, soweit ich das beurteilen kann, nicht allzuviel vom Reichtum dieser Welt.«
    Gordon Bray nickte. »Da haben Sie vollkommen recht.«
    »Nun, ich bin bereit, Ihnen zu helfen, wenn Sie mir helfen wollen«, fuhr Hermann fort. »Sie wissen vielleicht, daß meine Schwester verlobt ist.«
    Es trat eine kleine Pause ein. Dann sagte Gordon so leise, daß der andere es kaum verstehen konnte: »Nein, das habe ich nicht gewußt.«
    Hermann sah ihn scharf an.
    »Ja, sie ist in aller Form mit meinem Freund Martin Hubbard verlobt - Sie haben vielleicht von ihm gehört. Er gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt und ist mir besonders lieb, weil er denselben Namen hat wie mein Diener, so daß ich ihn niemals vergesse«, lächelte er.
    Bis zu diesem Augenblick hatte Hermann es sich nicht träumen lassen, daß er irgendwie die Gefühle des anderen verletzte. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, daß dieser Mann ernstlich an die Liebe zu einer Frau denken konnte, die so hoch über ihm stand. Etwas in dem Gesicht des jungen Mannes machte ihn aber stutzig, und er

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