004 - Magie der Liebe
verließ den Aufzug gerade noch rechtzeitig, um Arians erstickten Schrei zu hören.
Er rannte zum Badezimmer und sprang durch die offene Tür, bevor Sven überhaupt seinen Salat abstellen konnte.
Der Anblick, der sich ihm bot, war entsetzlich. Ein ganzer Berg dunkler Locken lag auf dem Teppich. Die scharfen Klingen einer Schere tanzten durch die Luft und schnitten Arians wunderschönes Haar ab. Als der Verrückte hinter Arian die Schere noch einmal hob, packte Tristan ihn am Kragen und schleuderte ihn gegen die Wand.
„Heilige Sch ... !" fluchte Antonio. Sein vornehmer italienischer Akzent war nun endgültig einem unverkennbaren Südstaatenslang gewichen.
Tristan ließ den erschrockenen Friseur los, während ihm dämmerte, wie idiotisch er sich gerade aufgeführt hatte. Der Mann glitt langsam an der Wand herunter und setzte sich mit fassungsloser Miene auf den Boden.
Antonios pink gekleidete Assistentinnen hatten sich ängstlich an die Duschkabine gedrückt und ergaben sich mit erhobenen Händen. Tristan bemerkte, dass Sven seine Pistole auf die Frauen gerichtet hatte. Offenbar hielt er sie für mögliche Terroristinnen.
„Lass es gut sein, Sven", befahl Tristan.
Der Bodyguard entspannte sich und steckte die Pistole zu-rück in sein Schulterhalfter. Dann bot er dem Friseur auf dem Boden seine Hand an.
„Hallo, Andy."
„Hallo, Sven." Antonios Gesicht wurde puterrot, während er sich von Sven auf die Beine helfen ließ.
„Ihr beide kennt euch?" Copperfield warf Tristan einen ungläubigen Blick zu.
Sven zuckte die breiten Schultern. „Auch ein erfolgloser Schauspieler braucht Geld zum Leben. Ich habe als Friseur und Kosmetiker gearbeitet, bevor ich Bodyguard wurde."
„Dein Boss wird eher einen Anwalt als einen Bodyguard benötigen, wenn ich mit ihm fertig bin", fauchte Antonio, der einige von Arians Haaren von seinem maisgelben Hemd wischte. Mit beleidigter Miene griff er nach seiner Tasche und marschierte wütend aus dem Raum. Seine weiblichen Lakaien folgten ihm wie eine Horde pink gefärbter Pudel.
Tristan gab Cop ein diskretes Handzeichen, dem Mann zu folgen. Sein Freund würde wissen, wie viel Bargeld nötig war, um den verletzten Stolz des Friseurs zu heilen.
Der Anblick Arians abgeschnittener Locken auf dem Boden erfüllte ihn erneut mit Grauen. Langsam hob er den Blick zu ihrem Kopf, während er befürchtete, sie beinahe kahl zu sehen.
Eine weiche Wolke dunkler Locken rahmte noch immer ihr hübsches Gesicht ein, obwohl ihr Haar deutlich kürzer war. „Dieser arme Gentleman versuchte doch nur, mir die Haare zu schneiden", sagte sie mit einem schüchternen Lächeln.
Tristan räusperte sich, doch seine Stimme schien ihn verlassen zu haben. Verlegen zupfte er an seiner Krawatte. Warum bekam er in letzter Zeit nur so schlecht Luft?
Arian warf einen Blick auf den bedruckten Pappbecher, den er achtlos auf den Boden geworfen hatte. „Ist das für mich?"
Als Tristan sein bescheidenes Geschenk aufhob, kam er sich absolut lächerlich vor.
Er überreichte ihr die Eiscreme mit einem unverständlichen Gemurmel.
Als sie ihn anlächelte, bemerkte er zum ersten Mal ein reizendes Grübchen in ihrer Wange. Plötzlich schien sich eine eiserne Faust um sein Herz zu legen. „Woher wusstest du, dass Schokolade meine Lieblingssorte ist?" fragte sie.
Er wollte sich nicht noch mehr blamieren, indem er gestand, dass einer der Hausmeister in seinem Auftrag den Müll aus dem Penthouse nach leeren Schachteln durchsucht hatte. „Oh, ich habe nur geraten", sagte er.
Sven untersuchte Arians unvollendete Frisur. „Ich kann das hier retten", erklärte er selbstbewusst.
Der Anblick von Svens Fingern, die durch Arians Haare fuhren, verstärkte den Druck in Tristans Brust noch mehr. Er warf einen Blick in den Spiegel und stellte fest, dass er ungewöhnlich blass wirkte. Schnell wandte er sich von Arians Stuhl ab. „Würdet ihr mich bitte entschuldigen? Es gibt noch einige Vorbereitungen, um die ich mich kümmern muss."
Arian und Sven tauschten einen erstaunten Blick aus. Offensichtlich verstanden sie Tristans seltsames Verhalten ebenso wenig wie er selbst.
Tristan ging in sein privates Arbeitszimmer und warf die Tür hinter sich zu.
Aufstöhnend ließ er sich auf den Schreibtischstuhl sinken.
Er fragte sich, wieso er die eindeutigen Symptome ignoriert hatte: Brustschmerzen, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen und Herzrasen.
Sein Zustand war schlimmer, als er zunächst gedacht hatte. Er war keineswegs
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