004 - Magie der Liebe
an einem Herzleiden erkrankt. Stattdessen war er dabei, sich ernsthaft in eine Hexe zu verlieben. Er brauchte keinen Kardiologen, sondern einen verdammten Exorzisten.
Mit zittrigen Händen griff er nach dem Karteikasten auf seinem Schreibtisch.
Natürlich ist es keine Liebe, versicherte er sich selbst, während er wie wild die Karten durchblätterte. Sicher war es nur eine kurzfristige Schwärmerei, die bald vorübergehen würde. Tristan erinnerte sich an ein Mädchen, in das er in der siebten Klasse verliebt gewesen war. Als er ihr eine selbst gebastelte Karte zum Valentinstag geschickt hatte, war der Brief einen Tag später mit der Aufschrift „Zurück an den Absender", geschrieben mit rotem Lippenstift, zurückgekommen.
Entschlossen zog er eine Karteikarte aus dem Kasten. Sein Verlangen nach Arian war wahrscheinlich nur deshalb so stark, weil er seit längerer Zeit keine Frau mehr geliebt hatte. Zweifellos würde jede andere attraktive Frau dieselbe Lust in ihm erwecken.
Tristan entschied, die Richtigkeit seiner Theorie sofort zu überprüfen. Er warf einen weiteren Blick auf die Karte, streckte die Hand zum Telefon aus und wählte schnell eine Nummer.
Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf der Tischplatte, während er sich den Text eines Anrufbeantworters anhörte. Als er schließlich eine Nachricht hinterließ, klang sein Tonfall glücklicherweise so gelassen wie immer. „Hallo, hier spricht Tristan Lennox. Ich weiß, dass wir uns eine Weile nicht gesehen haben und mein Anruf recht kurzfristig kommt, aber hast du heute Abend schon etwas vor?"
Verwundert blickte Arian ihr Spiegelbild an. Sie mochte eine Hexe sein, aber Sven hatte sich als der wahre Zauberer erwiesen. Nur mit einer Schere, Mascara und einer Bürste bewaffnet, hatte er sie in das Abbild eleganter Schönheit verwandelt.
Zum Schluss hatte er ihrer Erscheinung mit einem schimmernden Puder, den er „Lidschatten" nannte, den letzten Schliff gegeben.
Dankbar hatte Arian ihm einen frischen Salat aus dem Restaurant bestellt und kein Wort gesagt, als er den Salat aufgegessen hatte und an der Styroporschüssel kaute.
Einige Zeit später war Sven gegangen, um die Sicherheitsvorkehrungen für den Empfang zu organisieren. Arian war allein im Badezimmer zurückgeblieben und bewunderte nun die fremde Frau im Spiegel.
Obwohl die puritanische Gesellschaft Eitelkeit für eine Sünde hielt, konnte sie den Blick nicht von sich abwenden. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie immer noch Tristans Morgenmantel trug.
Erschrocken blickte sie an sich herunter. Sie und Sven waren so mit ihrem Haar beschäftigt gewesen, dass sie nicht an ihre Kleidung gedacht hatten. Mit einem Aufschrei rannte sie zu Tristans Kleiderschrank.
Sobald sich die elektrische Tür hinter ihr geschlossen hatte, begann sie, den riesigen Raum zu durchsuchen. Schließlich fand sie den Stapel Kartons mit den Kleidern von Bloomingdale's hinter einem großen Schuhregal. Sie hatte sich bisher nicht einmal die Mühe gemacht, die Kleidung auszupacken. Sie kniete sich hin und öffnete die oberste Kiste. Beim Anblick des schlichten grauen Rockes verzog sie missmutig das Gesicht. Sie warf ihn über die Schulter und erforschte den nächsten Karton, der ein sackartiges schlammbraunes Kleid enthielt. Sie erinnerte sich daran, diese Kleider ausgewählt zu haben, weil sie bescheiden und züchtig wirkten. Und genau aus diesem Grund konnte sie die Kleidungsstücke nun nicht mehr gebrauchen.
Angewidert schob sie zwei weitere Kartons beiseite, nachdem sie deren Inhalt untersucht hatte. Unvermittelt fragte sie sich, welchen mächtigen Bann Tristan Lennox über sie gelegt haben mochte. Obwohl sie es nicht für möglich gehalten hätte, wollte sie, dass er sie als begehrenswerte Frau sah.
Sie wollte schon aufgeben und eines der unscheinbaren Kleider anziehen, als ihr Blick auf die letzte Schachtel fiel. Sie war etwas größer als die anderen und von einem goldenen Band mit der Aufschrift „Givenchy" umgeben.
Mit bebenden Händen öffnete sie die elegante Verpackung, und schimmernder Taft kam zum Vorschein.
Arian hielt den Atem an, während sie das Kleid vor sich ausbreitete. Der feine Stoff hatte genau dieselbe smaragdgrüne Farbe wie das Amulett um ihren Hals und glitzerte im Licht.
Warum probieren Sie es nicht an? Es passt zu Ihnen.
Tristans sanfte Worte kamen ihr wieder in den Sinn. Sie hatte sein großzügiges Angebot zurückgewiesen. Dennoch hatte er ihren kindischen Widerspruch
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