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0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verwalters zu.
    Willi Spengler kratzte sich am Ohr. »Der Typ soll mich in Ruhe lassen, zum Teufel.«
    Er ließ ihn nicht in Ruhe, sondern klingelte. Mürrisch öffnete Willi Spengler.
    »Guten Abend!« schnarrte der Neuankömmling. »Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht Pflaster haben. Meine Frau hat sich in den Finger geschnitten.«
    Willi Spengler stand auf. »Wieviel?«
    Der Mann, von dem Willi Spengler wußte, daß er Kapahnke hieß und aus Berlin stammte, hob die Schultern. Er fuhr mit Daumen und Zeigefinger seinen grauen Oberlippenbart nach und meinte: »Geben Sie mir mal eine ganze Rolle. So ungeschickt wie meine Alte ist, schneidet die sich bestimmt noch mehr ab.«
    Er lachte über seinen eigenen Witz. Spengler verzog nicht einmal das Gesicht. Aus dem Wandschrank holte er das Gewünschte.
    »Wieviel macht das?«
    »Ich setze es auf die Rechnung.«
    »Aber ohne Trinkgeld.« Kapahnke lachte wieder.
    »Arschloch«, murmelte Spengler, allerdings so leise, daß Kapahnke es nicht hörte.
    »Ja, dann gehe ich wieder«, sagte der Deutsche. »Und falls wir uns nicht mehr sehen sollten, rutschen Sie gut rein. Und geben Sie acht, daß Sie nicht daneben rutschen.« Wieder lachte er dumm, ging zur Tür und verschwand.
    »Solche Gäste wünsche ich nicht mal meiner Schwiegermutter«, brummte Willi Spengler. Er setzte sich wieder hin und schaute dem Deutschen nach, der zu seinem Wohnwagen mit dem Vorzelt ging. Die Alkoholfahne des Mannes hing wie ein unsichtbares Tuch im Raum. Aber Spengler roch sie nicht, er war selbst nicht mehr ganz nüchtern.
    Auf den Schreck mußte er sich erst einmal einen Schluck genehmigen. Willi Spengler trank direkt aus der Flasche. Er schluckte, schloß die Augen, genoß, setzte die Flasche wieder ab, öffnete seine Augen – und dachte, ihn hätte ein Pferd getreten.
    Er stierte durch die Scheibe und wollte nicht glauben, was er sah. Aber so betrunken, daß er Halluzinationen hatte, war er noch nicht.
    »Das… das gibt’s doch nicht«, ächzte er.
    Kapahnke, der Berliner, hatte das Haus verlassen und befand sich auf dem Weg zu seinem Wohnwagen. Plötzlich tauchte links von ihm – aus dem Wald – ein Monster auf.
    Eine Riesenameise.
    Fast leichtfüßig lief sie über den plattgewalzten Schnee. Sie mußte ziemlich dicht am Fenster vorbei. Willi Spengler sah die rotglühenden Augen und die beiden tödlichen Scherenbacken, die weit aufgeklappt waren.
    Noch hatte Kapahnke nichts bemerkt.
    Spengler wollte das Fenster aufreißen, um den Deutschen zu warnen, doch der verdammte Riegel klemmte.
    Er mußte eingefroren sein. Und so war das Unglück nicht mehr aufzuhalten.
    Kapahnke konnte nicht mehr gewarnt werden. Als er bemerkte, daß die Gefahr hinter ihm lauerte und er die Geräusche hörte, kreiselte er herum.
    Im gleichen Augenblick stießen die beiden vorderen Beine der Ameise nach unten.
    Kapahnke brüllte auf. Er riß noch die Arme vor sein Gesicht, um sich zu schützen, doch diese Geste half ihm auch nichts mehr. Die Beine der Horrorameise wirkten wie Lanzen.
    Sie töteten den Deutschen auf der Stelle. Der Schnee färbte sich rot, als Kapahnke zu Boden fiel.
    Doch sein Schrei war gehört worden. Er hatte die anderen Camper alarmiert.
    Plötzlich flogen an den verschiedenen Wohnwagen die Türen auf. Die Menschen stürzten ins Freie, schauten sich um und sahen das Rieseninsekt über den am Boden liegenden Mann stehen.
    Markerschütternde Schreie hallten über den kleinen Campingplatz. Das Monster hob den Oberkörper. Die Augen fixierten die angsterfüllten Menschen.
    Die Ameise witterte Beute und setzte sich in Bewegung.
    Flucht! Nur dieser eine Gedanke beherrschte die Gäste vom Campingplatz. Weg aus dieser Hölle. Zum Glück waren keine Kinder da. Aber auch die Erwachsenen hatten es schwer. In der Eile konnten sie keine Skier mehr anschnallen. Sie mußten sich durch hohen Schnee kämpfen. Eine Frau versank am Waldrand in einer Schneewehe und wurde von ihren Mann im allerletzten Moment wieder herausgezogen, denn das verfluchte Untier war schon sehr nahe.
    Blindlings stolperten die Menschen durch die Dunkelheit, getrieben von einer wahnsinnigen Angst und Furcht.
    Auch Willi Spengler hielt es nicht mehr in seinem Büro. Er hatte die schreckliche Tat aus allernächster Nähe mit ansehen müssen. Auf keinen Fall wollte er noch länger dableiben.
    Er riß noch seinen Fellmantel und die gefütterte Mütze vom Haken. Im Laufen streifte er den Mantel über. Die Mütze hatte er schon vorher

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