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0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bretter ab. Die letzten Meter wollte er zu Fuß laufen. Roger stapfte durch den Schnee. Es war herrlicher Pulverschnee. Dick lag er auf den Tannenzweigen. Der Wind strich darüber hinweg, löste Flocken und wirbelte sie dem einsamen Wanderer entgegen.
    Er schlug einen Bogen und näherte sich der Hütte von der Rückseite. Sie war aus Holz gebaut. Dicht übereinander lagen die einzelnen Stämme. Der alte Santini hatte den Bau selbst fertiggestellt. Aber die Unterkunft war windschief und längst nicht so abgedichtet wie die Hütten der Bergwacht.
    Mit der Schulter berührte Roger Calf einen Tannenzweig. Die Schneelast geriet ins Rutschen und stäubte dicht neben dem jungen Mann zu Boden.
    Geduckt stapfte er weiter. Dann hatte er die Rückseite der Hütte erreicht. Seine Bretter hielt Roger jetzt in der linken Hand. Er lehnte sie dicht neben dem schmalen rückwärtigen Fenster an die Wand und versuchte, durch die vereiste Scheibe zu peilen. Vergeblich.
    Roger sah auch keinen Lichtschein und entdeckte nichts, was darauf hindeutete, daß die Hütte bewohnt war.
    Sollte der alte Santini nicht dasein?
    Roger Calf wollte nicht gehen, ohne sich davon überzeugt zu haben.
    Vor dem Alten hatte er keine Angst, nur vor den Ameisen. Denn wer garantierte ihm, daß sie sich nicht in seiner unmittelbaren Umgebung aufhielten? Roger blieb wachsam.
    Er schritt um die Hütte herum, erreichte die Vorderseite und sah die Fußspuren im Schnee. Er wußte aber immer noch nicht, ob Santini zu Hause war.
    Erst wollte Roger anklopfen, doch dann überlegte er es sich anders.
    Vor der Tür war der Schnee festgestampft. Roger legte seine Hand auf die gebogene Klinke, drückte sie nach unten und stieß mit einem Ruck die Tür auf. Die Skier hatte er neben dem Eingang gegen die Hüttenwand gelehnt.
    Mit zwei langen Schritten war Roger in der Hütte.
    Und dann spürte er den Druck an der linken Wange.
    Stocksteif blieb Roger stehen.
    Jemand kicherte. »Keine Angst, Söhnchen, ich bin ja bei dir. Geh ruhig weiter rein, aber schließe vorher die Tür. Du kannst das mit dem Fuß machen.«
    Roger Calf hatte die Stimme erkannt. Sie gehörte dem alten Santini. Wahrscheinlich hatte der seinen Anmarsch längst bemerkt und ihn in die Falle hineinlaufen lassen. »Na los, schließ die Tür!« Roger hob den Fuß und kickte gegen die Tür, so daß sie ins Schloß schnappte.
    »So ist es brav. Und jetzt geh noch einen Schritt vor. Aber keine dumme Bewegung, sonst blase ich dir dein Licht aus.«
    Calf räusperte sich. »Seit wann bist du so aggressiv, mein Freund?«
    »Geh weiter.«
    Roger gehorchte. Mit dem Alten war an diesem Abend wirklich nicht zu spaßen. Schon beim Eintreten war Roger Calf der seltsame Geruch aufgefallen. Es war mehr ein widerlicher Gestank, aus allen möglichen Kräutern und Essenzen zusammengesetzt. Roger hatte so etwas noch nie gerochen, und der Gestank verursachte bei ihm eine leichte Übelkeit. So langsam gewöhnten sich seine Augen an die Lichtverhältnisse, und er machte Umrisse aus.
    Eine Bank, ein Tisch, ein alter Schrank. Der gemauerte Ofen in der Ecke, in dem die Kohlen nur noch schwach schwelten. Der Druck an seiner Wange war inzwischen verschwunden, aber der junge Mann hütete sich, eine falsche Bewegung zu machen. Sicherlich hatte Santini ihn voll im Visier. Außerdem wollte Roger von dem Alten noch einiges wissen.
    »Setz dich auf den Stuhl!« befahl Santini.
    Roger gehorchte. Die Sitzfläche war hart und ziemlich unbequem. Außerdem zu klein.
    Er sah Santinis Umrisse. Der Alte bewegte sich zur Seite, öffnete eine Schranktür und holte aus dem Innern eine Petroleumfunzel hervor. Er drehte sie mit der linken Hand höher, und augenblicklich wurde der Raum in einen rötlichen Schein getaucht. Santini stellte sie so hin, daß der Schein Roger Calf erreichte, ihn selbst aber nicht, denn er wollte nicht gesehen werden. Die Schrotflinte hatte er sich unter den rechten Arm geklemmt. Der Holzkolben ruhte im angewinkelten Arm. Die Mündung zeigte auf Roger Calf.
    »Wenn ich dich jetzt erschieße, kräht kein Hahn mehr nach dir«, sagte der Alte. »Du bist hier bei mir eingebrochen, und ich habe dich auf frischer Tat ertappt.« Er kicherte wie über einen gut gelungenen Witz. Santini trug einen dreiviertellangen Fellmantel. Darunter eine verschossene Jacke und eine alte Cordhose.
    Rogers Blick wanderte weiter und streifte auch über den Boden. Er glaubte, dort die Umrisse eines aufgemalten Fünfecks zu erkennen. Das konnte aber auch eine

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