0040 - Die Ameisen greifen an
hat?«
»Nein.« Ich zeigte auf den Anbau. »Da können wir ja fragen.«
»Okay.« Bevor wir das Haus betraten, stampften wir uns den Schnee von den Schuhen.
Plötzlich spitzten wir beide die Ohren. Jenseits der Tür fragte eine Frauenstimme: »Du hast tatsächlich die Ameisen gesehen?«
Eine Männerstimme antwortete: »Wenn ich es dir doch sage…« Da wurde die Tür aufgerissen.
Wir standen dicht davor.
Die Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Sie trug einen Koffer an der Hand und wankte jetzt zurück, als sie uns entdeckte.
Auch der Mann zuckte zusammen. Er fing sich aber schneller. »Was wollen Sie hier?« herrschte er uns an.
»Wir möchten gern mit Fräulein Carla reden«, erwiderte ich.
»WOZU?«
Ich lächelte etwas mokant. »Vielleicht können wir uns mit ihr über die Ameisen unterhalten.«
Unwillkürlich zog der junge Mann den Kopf ein. Ich hatte mit einer Antwort bei ihm wohl einen wunden Punkt getroffen. Scharf sog er die Luft ein.
»Was wollen Sie damit sagen, mein Herr?«
»Das müßten Sie doch am besten wissen. Zufällig habe ich gehört, wie Sie diese Ameisen erwähnten.«
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Sind Sie etwa der Mann, der Carla…?«
»Ja. Und ich wollte eigentlich mit dem Mädchen reden, habe aber gemerkt, daß auch Sie über das Thema Bescheid wissen. Ist es nicht besser, wenn wir uns drinnen unterhalten?«
Der Mann zögerte.
Dafür meldete sich das Mädchen. »Laß uns doch auf mein Zimmer gehen, Roger.«
Der junge Mann erklärte sich einverstanden. Er und das Mädchen fanden auf dem Bett Platz. Ich setzte mich auf einen Stuhl, und Suko blieb mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand stehen.
Wir machten uns miteinander bekannt.
»Sie sind Engländer?« fragte Roger Calf.
»Und als Urlaubsgast hier«, ergänzte ich. Dann kam ich zum Thema. »Wie war das nun mit der Ameise? Erzählen Sie!«
Roger Calf schaute mich nachdenklich an. »Gut«, sagte er nach einer Weile. Und mit einem Seitenblick auf Colette, die ihm zunickte, ergänzte er, »ich vertraue Ihnen.«
Dann berichtete er. Ich war schockiert, als ich hörte, daß die Riesenameise bereits ihr erstes Opfer gefunden hatte. Als er geendet hatte, legte ich meine Karten auf den Tisch.
Roger Calf und seine Freundin staunten. »Dann haben Sie auch mit der Ameise gekämpft und nicht mit einen Einbrecher?«
»Genau, aber die Wahrheit konnte ich ja wohl schlecht sagen.«
»Das war wirklich nicht drin.«
Egal, was geschieht. Immer gibt es ein Motiv. Auch hinter dem Auftauchen der Ameisen mußte ein Motiv stecken. Und danach fragte ich den jungen Mann.
»Sie sind doch schon lange hier und müßten eigentlich besser Bescheid wissen. Gab es irgendein rätselhaftes Ereignis, wodurch die Ameisen auf diese Welt gekommen sind. Denn meiner Meinung nach sind es Geschöpfe aus einer anderen Dimension.«
Roger Calf starrte mich verwundert an. Auch in den Blicken seiner Freundin las ich eine gewisse Skepsis. Ich gab jedoch keine näheren Erläuterungen, sondern wartete auf eine Antwort.
Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, daß ich Ihnen da helfen kann.«
»Überlegen Sie genau«, sagte ich.
Suko stellte eine Frage. »Ist Ihnen nichts aufgefallen, Fräulein Colette?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Wir standen vor einem Rätsel. Für mich jedoch war klar, daß das Auftauchen der Ameisen einen Grund hatte.
Nur – wo sollten wir ihn suchen. Die Erfahrung spielte bei meinen weiteren Überlegungen mit. Wenn die Riesenameisen tatsächlich aus einer anderen Dimension kamen, dann mußte irgendwo ein Tor geöffnet worden sein, durch das sie unsere Welt betraten. Es gab überall solche Tore. Manche waren gut versteckt. Andere wiederum waren völlig normal. Zum Beispiel konnte ein einfacher Spiegel als transzendentales Tor dienen. Oder ein Fenster. Meiner Meinung nach mußte es in der unmittelbaren Umgebung ein solches Tor geben.
Aber wo sollten wir anfangen zu suchen?
Roger Calf hatte sein Kinn auf beide Hände gestützt. Angestrengt dachte er nach. Ich ließ ihn in Ruhe. Zwei Minuten vergingen schweigend. Dann holte der junge Mann tief Luft und schaute mir ins Gesicht. Die Hand seiner Freundin legte sich auf die seine. Ein Zeichen, daß beide Menschen zusammenhalten wollten.
Ich lächelte. »Haben Sie sich an etwas erinnert?«
»Wahrscheinlich.«
»Dann raus mit der Sprache. Wir sind hier unter uns. Alles, was gesprochen wird, bleibt in diesem Raum. Und ich will Ihnen noch etwas
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