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0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf die Knie gelegt. Aus unruhigen Augen blickte Colette zu Sheila Conolly hoch.
    »Ich habe Angst, Mrs. Conolly, große Angst sogar.«
    Sheila winkte ab. »Wir werden es schon schaffen, Colette. Ich darf Sie doch so nennen, oder?«
    »Natürlich.«
    »Okay, ich bin Sheila für Sie.«
    Der Tee kam. Der Zimmerkellner staunte, als er seine Kollegin sah, sagte aber keinen Ton, sondern zog sich mit einer angedeuteten Verbeugung zurück, nachdem ihm Sheila ein Trinkgeld in die Hand gedrückt hatte.
    »Was wird der wohl gedacht haben?« fragte Colette.
    Sheila lächelte. »Uns stört’s nicht.«
    Colette nickte. »Da haben Sie recht.«
    Die beiden Frauen tranken. Der Tee war sehr heiß, er schmeckte aber ausgezeichnet und wärmte richtig durch.
    Sheila bot Zigaretten an. »Rauchen Sie.«
    »Ja, danke.« Colette griff nach einem Stäbchen, und Sheila gab ihr Feuer. Sie selbst war Nichtraucherin. Früher hatte sie hin und wieder eine Zigarette geraucht, doch in der Schwangerschaft ließ sie es ganz bleiben. Sie hatte sich einmal daran gewöhnt und sah keinen Sinn darin, das Rauchen wieder anzufangen.
    Colette aber qualmte nervös. Man sah ihr an, daß sie sich Sorgen um ihren Freund machte.
    »Sie und Roger sind noch nicht verlobt?« erkundigte sich Sheila Conolly.
    »Nein, aber bald.« Colette stieß den Rauch hastig aus. »Wir wollen erst noch sparen und uns dann vielleicht ein kleines Chalet kaufen. Aber die Preise hier sind ja so hoch, daß sich ein normal verdienender Mensch das nicht leisten kann.«
    Sheila lachte auf. »Wem sagen Sie das. Der Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau kostet eben was.«
    »Sind Sie zum erstenmal in der Schweiz?« fragte Colette.
    »Nein, ich war früher als junges Mädchen mal einige Wochen in Zürich. Von dort bin ich dann durch die Ostschweiz gereist. Nach Graubünden und ins Engadin. Wunderschön, sage ich Ihnen.«
    »Ja, die Landschaft ist wirklich prächtig.« Colette drückte ihre Zigarette aus. Dann schaute sie Sheila fest an. »Ich habe das Gefühl, daß Sie sich mit außergewöhnlichen Dingen auskennen, Sheila.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie zeigen nicht den Schrecken, den man bei einer Unbeteiligten erwartet.«
    Sheila nickte. »Sie haben mit Ihrer Vermutung recht, Colette. Ich habe wirklich schon einiges erlebt. Wenn ich daran denke! Allein wie mein Vater umgekommen ist.«
    Sheila erzählte aus ihrem Leben, und Colette hörte gebannt zu. Bills Frau vergaß auch nie ihren Mann zu erwähnen und berichtete, unter welch dramatischen Umständen sie sich kennengelernt hatten.
    Doch plötzlich unterbrach Sheila ihre Erzählung und horchte auf.
    »Ist was?« fragte Colette.
    Sheila hob die Schultern. »Ich weiß nicht genau. Ich glaube aber, ein Geräusch gehört zu haben.«
    »Wo?«
    »Vom Balkon.«
    Sheila Conolly erhob sich. Auch Colette wollte aufstehen, doch Sheila winkte ab. »Nein, nein, bleiben Sie sitzen. Ich sehe nach.«
    Colette nickte. Sie ließ sich wieder zurückfallen und folgte Sheila mit angstvollen Blicken. Sie bewunderte den Mut der eleganten, blondhaarigen Frau. Anscheinend hatte sie keine Angst.
    Vor der bis zum Boden reichenden Gardine blieb Sheila Conolly stehen.
    Dann faßte sie sich ein Herz und zog die Gardine zur Seite.
    Im gleichen Augenblick schrie Sheila Conolly auf. Zwei tellergroße, rotglühende Augen starrten sie an.
    Die Ameise war da!
    ***
    Zwei begleitende Hotelangestellte verteilten die Fackeln. Sie setzten sie auch in Brand.
    Die Leute rissen sich um die Pechfackeln. Sie waren wie die kleinen Kinder.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Auch Suko wunderte sich.
    »Gib den Menschen Freibier, so wühlt sich sogar ein Millionär durch bis an die Theke«, sagte ich.
    Suko nickte. »Wahrscheinlich hast du recht.« Er probierte seine Lampe aus. Der Strahl war ziemlich breit, auch relativ stark gebündelt und fächerte erst in einer großen Entfernung auseinander. Er huschte über die Eisfelder und langen Schneekämme.
    Das rötliche Licht der Fackeln tanzte über die Gesichter der Menschen. Zahlreiche Augen glänzten noch vom genossenen Alkohol. Einer schwenkte die Fackel wild in die Runde, beschrieb einen flammenden Kreis und hätte bald seinem Nachbarn das brennende Stück Holz ins Gesicht geschlagen.
    Direktor Krämer war sofort zur Stelle. Höflich, aber bestimmt machte er den Gast darauf aufmerksam, daß er diese Art Spielerei in Zukunft unterlassen sollte.
    Der Mann schwieg.
    Wir gingen weiter. Krämer kam wieder zu uns. Er trug eine Fellmütze und

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