0041 - Das Amulett des Sonnengottes
das die Verbindung zu allen Kopien dieses Amuletts herstellte.
Das war zuviel für seinen Körper. Mit einem Aufschrei brach er bewußtlos zusammen und rutschte von seinem Sessel auf den Fußboden hinunter.
In einem letzten wachen Moment dachte er noch daran, daß er umsonst zwei Menschenleben in der Raffinerie geopfert hatte. Dann fiel er in bodenlose Schwärze, tauchte ein in das absolute Nichts.
Es war keine gewöhnliche Ohnmacht. Jeder Arzt hätte sie zwar festgestellt, doch der Bewußtlose ›sah‹ und ›hörte‹ weit entfernte Vorgänge.
Die magischen Fäden, die ihn an seine Abhängigen fesselten, übermittelten ihm alles. Unfähig zu einer Reaktion, mußte er miterleben, wie die Rebellion gegen den Sonnengott ausbrach.
Jene Leute, die er mit soviel Mühe zu Sklaven gemacht hatte, lösten sich von seiner Herrschaft. Sie liefen zum nächsten Telefon, um von der Polizei Hilfe zu erbitten. Oder sie sprachen Passanten auf der Straße an. Natürlich glaubten diese Leute, daß sie es mit Verrückten zu tun hatten, mindestens aber mit Betrunkenen. Wieder andere riefen ihre engsten Verwandten zu Hilfe, hatten aber auch bei ihnen wenig Glück. Wer glaubte ihnen schon ihre bizarren Geschichten?
Es gab da jedoch drei Menschen, die alles glaubten, weil sie es am eigenen Leib erfahren hatten. John Sinclair, Jane Collins und Suko. Als sie sich einschalteten, hielt der Unbekannte alles für verloren.
Doch schon nach wenigen Minuten erkannte er, daß es doch noch eine Chance für ihn gab. Die Freude darüber verlieh ihm ungeahnte Kräfte und wirkte sich auch auf seinen völlig ausgepumpten Körper aus. Er begann, sich zu regen. Der Mann schlug die Augen auf und zog sich keuchend in den Sessel hoch. Erschöpft lehnte er auf seinem Sitz, doch in seine Augen trat wieder jener verderbliche Glanz, der den Willen zum Bösen widerspiegelte.
Beinahe hätte der Mann vor Freude gellend aufgeschrien, als er Kontakt zu dem Amulett des Sonnengottes bekam. Im nächsten Moment gerieten auch die Abhängigen unter seine Kontrolle. Die ärgste Gefahr war gebannt.
Jetzt mußte er langsam darangehen, die Schäden festzustellen. Wie viel hatten die Abhängigen in der kurzen Spanne ihrer geistigen Freiheit verraten? Welcher der Abhängigen konnte dem Magier gefährlich werden?
Der Magier war fest entschlossen, jeden zu töten, der auch nur den geringsten Hinweis auf sein Versteck liefern konnte.
Er machte sich sofort an die Arbeit. In seiner Lage durfte er keine Sekunde verlieren.
***
Um Haaresbreite waren wir dem Tod entkommen. Etliche Menschen hatten ihr Leben verloren. Es war Zeit, dem Magier, der das alles ausgelöst hatte, das Handwerk zu legen. Dabei mußte ich allerdings auf einen Zufall hoffen, auf das sprichwörtliche Glück, das jedem Kriminalisten helfen mußte.
»Ich fahre in den Yard«, sagte ich zu meinen Freunden. »Hier habe ich nichts mehr verloren.« Gleichzeitig sah ich mich suchend um. »Ich brauche einen Streifenwagen.«
»Wozu?« Suko umrundete den Bentley. »Das kriegen wir schon hin!«
Bevor ich protestieren konnte, begann er, den defekten Reifen zu wechseln. Ich half ihm dabei, und Jane holte meinen Spezialkoffer aus dem Wagen. In diesem Durcheinander konnte er zu leicht in falsche Hände geraten.
Der Wagen hatte keinen ernsten Schaden genommen. Nur der Lack war ruiniert, und ich zählte sieben tiefe Beulen. Das ließ sich alles reparieren. Nicht reparieren ließ sich der übrige Schaden, den der Magier angerichtet hatte, von den Menschenleben ganz zu schweigen.
Jane trat dicht an mich heran. Sie sah mich bittend an. »Ich habe ein schlechtes Gewissen«, sagte sie und blickte zu den Feuerwehrleuten hinüber, die vergeblich gegen die Flammen kämpften. »Ich habe bei allem mitgemacht.«
»Aber nicht freiwillig«, wandte ich ein. »Das weißt du ganz genau.« Ich überlegte, warum sie sich an mich wandte. Jane konnte nicht unter Schuldgefühlen leiden. Dazu war sie viel zu vernünftig und intelligent. Sie mußte etwas vorhaben. »Heraus mit der Sprache. Was willst du?«
Sie lächelte flüchtig. »Ich möchte dir helfen, diesen Kerl unschädlich zu machen!« rief sie leidenschaftlich. »Er hat mich gezwungen, auf seiner Seite mitzumachen. Jetzt möchte ich freiwillig auf deiner Seite weitermachen.«
»Ich auch«, erklärte Suko. »Hättest du mich nicht von dem unseligen Einfluß des Amuletts befreit, John, wäre ich noch immer ein Sklave dieser Bestie. Und Jane auch, hätte sie sich nicht dagegen
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