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0041 - Die Treppe ins Nichts

0041 - Die Treppe ins Nichts

Titel: 0041 - Die Treppe ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Landreform nach dem spanischen Bürgerkrieg hatte es verschwinden lassen. Dort wo einst die junge Adelige gewohnt hatte, lebten jetzt Kleinbauern auf winzigen Parzellen und versuchten, dem kargen Boden bescheidene Ernten zu entlocken.
    Und noch eine Stelle hatte Professor Zamorra unterstrichen. Sie gab den überlieferten Wortlaut des Bannspruches wieder.
    »Sei verflucht fünfhundert Jahre, Henker von Saratoga. Nie wieder soll Deine Seele Frieden finden. Sei verflucht, Jaime y Ronza di Saratoga!«
    Die junge Adelige habe noch die Lippen bewegt, hieß es im Bericht, doch da hätten die Flammen schon nach ihr gegriffen und in ihrem Geprassel seien die weiteren Worte untergegangen.
    Professor Zamorra schlug das Buch wieder zu.
    Fünfhundert Jahre…
    Vor fünfzehn Jahren waren fünfhundert Jahre seit dem blutigen Spektakel auf dem Stadtplatz von Ainsa vergangen gewesen.
    Hatte der Bannspruch der jungen Adeligen dadurch seine Wirkung inzwischen verloren?
    Zamorra sah ein, dass er mit Grübeln alleine nicht mehr weiterkam. Er musste etwas unternehmen.
    Einige Mühe kostete es, Nicole davon abzuhalten, ihn zu begleiten.
    In Rigo Velasques bekam er unvermutete Schützenhilfe. Er kam im Tennisdress auf die Frühstücksterrasse und steuerte sofort den Tisch mit Zamorra und Nicole an.
    »Darf ich Sie zu einem Spielchen einladen?«, fragte er Zamorras Sekretärin, nachdem er die Begrüßungsfloskeln hinter sich gebracht hatte.
    »Aber natürlich dürfen Sie«, sagte Zamorra an Nicoles Stelle. »Du freust dich doch schon, nicht wahr, Nicole?«
    »Ich habe keine entsprechende Kleidung mitgenommen.«
    »Im Hotel können Sie sich einen Dress leihen«, sagte Rigo Velasques schnell, »kostenlos natürlich, ich lade Sie ein.«
    Zamorra grinste und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun Nicole, du bist doch eine begeisterte Tennisspielerin.«
    Nicoles Augen versprühten Blitze. »Und was machst du, Chef?«
    »Ich sehe mir inzwischen die Gegend ein wenig an.«
    Nicole Duval zog eine Schnute und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Gut«, meinte sie. »Spielen wir ein paar Sätze.« Sie warf ihrem Chef noch einen missmutigen Blick zu, wobei sich zwischen ihren Augenbrauen eine V- förmige, steile Falte bildete.
    Rigo Velasques bemerkte das nicht. Er war zu erfreut, den Goldfisch endlich an der Leine zu haben.
    Das Paar verschwand im Inneren des Hotels. Jetzt stand auch Professor Zamorra auf.
    Nicole konnte ziemlich halsstarrig sein. Bevor sie sich es noch einmal anders überlegte, wollte er im Auto sitzen.
    Er fuhr den Citroën aus der Großgarage, und bald hatte er das Städtchen hinter sich gelassen. Er schlug die Straße nach Benasque ein. Es war eine Bergstraße.
    Zamorra kannte ungefähr die Lage der weißen Burg. Er zwang den großen Wagen durch die engen Kehren. Piere Laguère hatte wesentlich mehr Mühe dabei gehabt. Zamorra half die Servolenkung.
    Nach einer knappen dreiviertel Stunde hatte er die Abzweigung erreicht, wo der Schotterweg steil den Berg hinaufführte. Es war ein klarer Tag und der Himmel präsentierte sich in einem wolkenlosen dunklen Blau.
    Weiß stach der Gipfel des Pico di Aueto gegen den postkartenfarbenen Himmel.
    Der Weg war eng, und Regenwasser hatte tiefe Rillen in den Schotter gegraben. Steine, von den Pneus hochgeschleudert, schlugen gegen das Chassis des Wagens. Zamorra nahm keine Rücksicht auf eventuelle Beulen und Dellen.
    Eine dunkle Ahnung sagte ihm, dass er seinen kleinen Ausflug nicht umsonst machen würde.
    Wieder dieses Ziehen im Nacken, das Gefahr ankündigte.
    Als der Weg zu Ende war, ließ Zamorra den Wagen stehen und stieg aus. Um ihn herum breitete sich eine baumlose, karge Karstlandschaft aus. Früher einmal war die Gegend bewaldet gewesen, doch die spanische Krone hatte hier Raubbau getrieben. Aus Wäldern waren Schiffe und Galeeren geworden. Die Landschaft blutete aus. Wind und Wetter hatten den ungeschützten Boden schnell unfruchtbar gemacht. Kaum ein Strauch wuchs mehr.
    Zamorra stand vor einer Hügelgruppe, die sich kahl wie der Rücken eines Buckligen über die anderen Hügel wölbte. Dort musste die weiße Burg gestanden haben.
    Zamorra sprang von Stein zu Stein. Er heftete seinen Blick auf den Boden. Doch von einstigen marmornen Mauern war keine Spur mehr geblieben.
    Das Ziehen im Nacken verstärkte sich. Seltsam, dachte Zamorra.
    Er hatte gehofft, zumindest Spuren von den Fundamenten zu finden. Doch hier war nichts, absolut nichts. Er glaubte schon, sich den Weg vergeblich

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