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0042 - Der Totenbeschwörer

0042 - Der Totenbeschwörer

Titel: 0042 - Der Totenbeschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verweinten Augen nach und hatte die Lippen trotzig zusammengepreßt.
    Bill und ich blieben dem Hauseigner dicht auf den Fersen. Er drehte sich noch einmal um und flüsterte: »Verstehen Sie das alles?«
    »Noch nicht«, erwiderte ich ebenso leise.
    Nach ein paar Schritten blieben wir vor Jill Hansons Zimmertür stehen und lauschten.
    Das Mädchen sprach mit jemandem. Wir hörten zwar ihre Stimme, doch Worte konnten wir nicht verstehen. Lester Hanson blickte sich und schaute durch das Schlüsselloch.
    »Können Sie was erkennen?« raunte Bill.
    Lester Hanson erhob sich wieder. »Ich sehe sie.«
    »Und?«
    »Weiß nicht. Sie scheint auf dem Boden zu sitzen.«
    »Wir gehen hinein«, sagte ich.
    Lester legte seine rechte Hand auf die Türklinke. Er sah uns noch einmal an, holte tief Atem, drückte die Klinke und öffnete mit einem Ruck die Tür.
    Er überschritt als erster die Schwelle. Wir blieben dicht hinter ihm, schauten über seine Schulter.
    Im Zimmer brannte nur eine Wandleuchte. Sie gab einen schwachen Schein ab, doch innerhalb des Lichtkreises saß ein junges Mädchen. Wir sahen nur den schmalen Rücken und die fahlblonden Haare, in denen einige Erdklumpen klebten.
    Lester Hanson konnte nicht mehr an sich halten. »Jill!« rief er und ging einen Schritt vor.
    Seine Tochter drehte sich um.
    Ihr Gesicht war ebenso bleich wie das lange Nachthemd oder Gewand. Tief lagen die Augen in den Höhlen. Ränder hatten sich unter ihnen in die Haut gegraben.
    Doch das war es nicht, was uns entsetzte.
    Jills Lippen waren dunkelrot. Rot von Blut!
    ***
    Sekundenlang standen wir entsetzt da. Lester Hanson hatte am schwersten zu leiden. Er zitterte, wollte etwas sagen, öffnete den Mund, doch nicht ein Wort drang aus seiner Kehle.
    Er war sprachlos und entsetzt!
    Ich schob ihn zur Seite, ging auf das am Boden sitzende Mädchen zu und sagte leise ihren Namen.
    Sie erwiderte nichts, sondern schaute mich nur an. Ihr Blick war seltsam leer, irgendwie tot, ohne Gefühl. Wie bei einem hypnotisierten Menschen oder bei einem Toten.
    Sollte Jill etwa…?
    Sie hockte im Schneidersitz am Boden. Zwischen ihren gekreuzten Beinen stand eine Schale mit Blut. Der süßliche Geruch zog mir in die Nase. Ich sah auch die kleinen Fläschchen, die sie rundum aufgebaut hatte, und in die sie das Blut füllte.
    Wofür?
    Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Durch den Stoff fühlte ich die Haut.
    Kalt wie Eis…
    Ich schauderte. Stand ich vor einer lebenden Toten? Barg dieser Friedhof ein grauenhaftes, dämonisches Geheimnis, von dem wir nichts wußten?
    Ich sprach das Mädchen an. »Jill«, sagte ich, »kannst du mich verstehen?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Wenn du mich hören kannst, dann nicke.«
    Wieder keine Reaktion.
    Ich versuchte es trotzdem weiter. »Warst du auf dem Friedhof, Jill?«
    »Ja.«
    Die Antwort war nur ein Hauch. Mehr nicht. Aber ich atmete auf. Die nächste Frage. »Bei deinem Großvater?«
    Nicken.
    »Was hast du da gemacht?«
    »Mit ihm gesprochen.«
    »Worüber?«
    »Er hat mich gerufen. Ich mußte zu ihm. Seit Wochen schon lockte er mich auf den Friedhof.«
    »Ist er aus dem Grab gestiegen?« Voller Spannung wartete ich auf die Antwort. Denn jetzt kam es darauf an.
    Wenn ja, dann hatten wir es tatsächlich mit einer lebenden Toten zu tun. Und was das bedeutete, wußte ich aus eigener Erfahrung. Es gibt kaum schrecklichere Geschöpfe als diese Kreaturen.
    »Er – er ist nicht aus dem Grab gestiegen«, lautete die Antwort.
    Ich ließ mir meine Enttäuschung nicht anmerken. »Aber du hast doch mit ihm gesprochen?«
    Jill legte die Hände flach auf die Oberschenkel. »Ich – ich bin zu ihm gegangen.«
    »In das Grab?« hakte ich nach.
    »Ja!«
    Hinter mir stöhnte Lester Hanson auf. Ich hörte ihn den Namen seiner Tochter flüstern, sagte aber nichts. Auch ich war erregt. Was Jill da erzählte, war ungeheuerlich. Sie selbst war in das Grab ihres Großvaters gegangen.
    »Wie hast du das geschafft?« fragte ich und bemühte mich dabei, meine Stimme unter Kontrolle zu halten.
    »Er hat mich geholt.«
    »Was hat er zu dir gesagt?«
    »Er holt die anderen nach. Genau wie mich. Wir werden alle aus den Gräbern holen. Sie sollen dem Meister dienen, denn er braucht uns.«
    Der Meister! Eine neue Person war in das höllische Spiel getreten.
    »Wer ist der Meister?«
    Die Antwort haute mich fast um. »Myxin«, erwiderte das Mädchen.
    Ich warf einen raschen Blick zu Bill Conolly hin. Mein Freund war ebenso geschockt wie ich. Wir beide

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