0042 - Gift, Juwelen und wir
Professor Soborn müßte Ihnen eigentlich sagen können, daß Curare wochenlang von den Wilden gekocht wird, bevor es die rechte Wirksamkeit erreicht hat.«
»Ja, das stimmt«, antwortete Soborn, »aber wir haben es mit einer besonderen Abart zu tun, die vielleicht auch auf andere als die bekannte Weise hergestellt worden sein kann.«
»Also zeigen Sie uns den Kessel«, beharrte ich.
»Bitte schön«, antwortete Torstsen und führte uns zu der Hütte, in der der Medizinmann hauste. Er sagte ein paar Worte zu dem Indio und nahm ihm den Kessel fort, den dieser von der Arena mitgenommen hatte.
Professor Soborn hatte ein paar Reagenzgläser bei sich. Er entnahm vorsichtig eine Probe von der in vielen Farben schillernden Flüssigkeit, korkte die Gläser zu und steckte sie ein.
Ich nahm Torstsen in ein Verhör. Er behauptete, bis vor zwei Tagen mit seiner Schau in Maywater gastiert zu haben, und er nannte mir die Adressen von Leuten, die das bestätigen konnten.
»Wo halten sich die Indios nachts auf?«
»Hier. Sie sind in dieser Beziehung sehr genügsam.«
»Kennen Sie Evry Bender?«
»Habe diesen Namen nie gehört.«
»Danke, Mr. Torstsen. Das wäre für den Augenblick alles. Wie lange werden Sie in New York bleiben?«
»Das hängt ganz davon ab, wie meine Ausstellung besucht wird.«
»Benachrichtigen Sie uns, bitte, wenn Sie abzureisen gedenken.«
»Hören Sie«, sagte er, »wenn Sie einen Mordfall durch Curare haben, kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein. Ich verstehe eine Menge davon.«
»Eben das nehmen wir an«, antwortete ich lächelnd. »Gegebenenfalls kommen wir auf Ihr Angebot zurück.«
***
Ich hatte Mr. Allysons Haus seit jener Nacht vor mehr als sieben Jahren nicht gesehen. Es war wohl in der Zwischenzeit mehrfach neu getüncht worden, denn der Anbau war nicht zu erkennen. Wir hatten uns telefonisch angemeldet. Ein junger Mann von rund dreißig Jaren öffnete uns.
»Mr. Cotton und Mr. Decker, nehme ich an«, sagte er mit glatter Stimme. »Ich bin Mr. Allysons Sekretär. Mr. Allyson erwartet Sie.«
Er führte uns durch die Halle. Soweit ich mich erinnerte, war hier alles unverändert.
Der Sekretär brachte uns in das gleiche Zimmer, in dem Evry Bender damals bei dem Einbruchsversuch überrascht worden war. Die Vitrine stand an der gleichen Stelle, nur der samtbezogene Tisch war entfernt worden. Statt seiner hatte man einen großen Schreibtisch hineingestellt, hinter dem James Allyson uns erwartete.
Sein Alter war immer noch nicht zu schätzen, und immer noch trug er schwarze Anzüge zu weißen Hemden mit silbernen Krawatten.
Er stand kurz auf, als wir eintraten, begrüßte uns, ohne uns die Hand zu geben und zeigte auf zwei hochbeinige Stühle vor dem Schreibtisch.
»Nehmen Sie Platz.«
Wir setzten uns. Allyson sah vor sich hin auf die Tischplatte.
»Ich nehme an, Sie erinnern sich an Evry Bender. Das war der Name des Mannes, der bei Ihnen einen Einbruch versuchte«, sagte ich.
Allyson nickte knapp.
»Bender ist tot. Er wurde vor wenigen Tagen ermordet. Wußten Sie das, Mr. Allyson?«
»Nein.«
»Es stand in den Zeitungen, allerdings als Unglücksfall.«
»Ich lese Zeitungen nicht sehr gründlich. Nur die Politik und den Wirtschaftsteil. Das übrige Geschwätz interessiert mich nicht.«
»Wann haben Sie von Bender zum letzten Mal etwas gehört?«
Er überlegte kurz.
»Vor sechs oder sieben Tagen«, erklärte er. »Wenn Sie es genau wissen wollen, muß ich meinen Sekretär fragen.«
Phil und ich sahen uns überrascht an.
»Bitte, erzählen Sie«, bat ich.
Allyson machte eine ungeduldige Handbewegung.
»Eine alberne Geschichte, immer die gleiche alberne Geschichte. Er rief an und beschuldigte mich, ich hätte Ihn ermorden wollen. Sie kennen doch diesen Unsinn. Er hat ihn schon vor sieben Jahren den Richtern aufzubinden versucht.«
Er schien diesen Bericht für völlig ausreichend zu halten, und ich mußte ihn auffordern, genauer zu erzählen.
»Nun, er stieß Drohungen aus. Er würde es mir heimzahlen oder so etwas Ähnliches, sagte er.«
»Verlangte er kein Geld von Ihnen?« Allyson hob die Augenbrauen.
»Nein.«
»Mr. Allyson«, fragte Phil. »Warum haben Sie die Polizei von diesen Drohungen nicht benachrichtigt?«
»Ich hielt es für überflüssig. Auch habe ich Ihrem Freund vor vielen Jahren einmal erklärt, ich wüßte mir selber zu helfen. Ich habe meine Gewohnheiten nicht geändert.«
»Sie haben sich also im Falle Bender selber geholfen?« fragte ich.
Er
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