0042 - Gift, Juwelen und wir
jedenfalls werden Dollars aus unseren Erfahrungen schlagen.«
Nun, da er die Gefahr eines schrecklichen Todes für sich überstanden wußte, erfüllte ihn so etwas wie eine grimmige Freude und rachlustiger Tatendrang. .Jetzt erst hatte er das Gefühl, James Allyson richtig und hundertprozentig in der Hand zu haben. Vorher war er die Furcht nicht los geworden, daß sein Bluff platzen würde, bevor er kassieren konnte. — Was immer Bender über Allyson gewußt haben mochte, das konnte ihm, Wels, jetzt gleichgültig sein. Er besaß jetzt genug eigenes, durch Erfahrung erworbenes Wissen, um Allyson auszunehmen wie eine Weihnachtsgans.
Als sie an einer Telefonzelle vorbeikamen, stoppte Wels. Er hatte ursprünglich die Absicht gehabt, Allyson erst morgen auf den Pelz zu rücken. Warum sollte .er es nicht sofort tun? Kurz entschlossen betrat er die Zelle und wählte die Nummer, die er längst auswendig wußte.
Es dauerte gar nicht lange, bis sich jemand meldete.
»Hallo«, sagte eine Stimme, und Wels erkannte den blechernen Klang.
»Guten Abend, Mr. Allyson«, knurrte er in den Apparat. »Warten Sie auf die Erfolgsmeldung Ihrer Leute? Noch nicht eingetroffen, wie? Schön, ich kann Sie Ihnen geben. — Niete, Allyson! Niete!«
»Ich weiß«, antwortete der Juwelier. »Ich erwarte Ihren Anruf. Wir werden uns neu verständigen müssen.« Seine Stimme war kalt und erregungslos.
Grifford war von der Gelassenheit erschüttert. »Erst versuchen Sie, mich und meine Leute umzubringen«, brüllte er, »und dann schlagen Sie mir einfach eine neue Verständigung vor. — Ich werde…«
»Ich dachte, eine Verständigung wäre ebenso in Ihrem Interesse, wie es in meinem liegt, daß Sie nicht zur Polizei laufen und Ihre Wahrnehmungen dort erzählen. — Nennen Sie Ihre Bedingungen.«
Der Gangsterchef schnappte nach Luft.
»Hunderttausend Dollar!« schrie er in die Muschel. »Haben Sie gehört? Einhunderttausend Dollar verlange ich.«
»Ich habe gehört«, antwortete Allyson kalt. »In welcher Form wollen Sie die Summe überreicht bekommen?« Grifford überlegte. Ihm schossen einige Möglichkeiten durch den Kopf, dann entschied er sich für ein Verfahren, das ihm sicher erschien.
»Keine einsame Stelle mehr, Allyson. Travory Square, morgen mittag um zwei Uhr. Kennen Sie den Verkehrsstand, von dem aus die Cops den Verkehr regeln? Gut. Dort werde ich stehen. — Ich glaube nicht, daß Sie in unmittelbarer Nähe von Polizeibeamten wagen werden, Ihre häßlichen Tricks zu wiederholen.«
»Es ist in Ordnung. — Woran erkenne ich Sie?«
»Daran, daß noch drei Männer bei mir sind, Allyson, und diese Männer werden ebenso wie ich entsicherte Kanonen in den Taschen haben. — Sie hingegen werden allein kommen. Ist das klar?«
»Es ist klar«, antwortete Allyson.
»Gute Nacht, Mr. Allyson«, antwortete Wels mit viel Hohn in der Stimme.
James Allyson gab den freundlichen Wunsch nicht zurück.
***
Der Travory Square ist einer der belebtesten Plätee New Yorks. Um zwei Uhr geht die Mittagspause der großen Bürohäuser zu Ende, die dort liegen, und die Clerks strömten aus den Speisehäusern und den Drugstores.
Grifford Wels stand mit seiner Garde zwei Schritte von dem Stand entfernt, von dem aus drei Cops gleichzeitig die Verkehrsströme regelten, die über den Platz fluteten. Sie drückten auf Knöpfe und gaben durch Lichtzeichen Fahrbahnen frei, sperrten sie, regelten die Übergangsmöglichkeiten für Fußgänger. Sie waren beschäftigt und hatten keine Zeit, die vier Männer zu beachten, die auf dem Bürgersteig standen und sich zu unterhalten schienen.
Wels kaute nervös an der Unterlippe und warf immer wieder Blicke auf die Passanten. Unmerklich hatte er Bottom, Marelli und Terbook so postiert, daß sie ihn nach allen Seiten schützten.
Schlag zwei Uhr trat ein großer, magerer Mann im schwarzen Paletot und mit einem schwarzen Hut auf dem Kopf auf die Gruppe zu.
»Ich glaube, daß Sie mich erwarten«, sagte er mit einer tonlosen Stimme und ließ den Blick seiner kalten Augen von einem zum anderen gleiten, um den Chef herauszufinden.
»Allyson?« fragte Wels.
Der Schwarze nickte.
Wels sah an ihm vorbei auf die Straße, aber nichts Verdächtiges war zu entdecken.
Er faßte den Schwarzen ins Auge.
»Haben Sie es mitgebracht?«
Wortlos überreichte der Juwelier ihm eine große Aktentasche, die er in seiner rechten Hand trug.
Wels übernahm sie, öffnete den Verschluß und blickte hinein. Er sah gebündelte
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