0042 - Gift, Juwelen und wir
— Sie müssen dann alles persönliche Eigentum, Bücher z. B. abgeben, und das verwalte ich dann auch, bis die Disziplinarstrafe aufgehoben wird. Nun las ich in der Zeitung, daß Evry Bender gestorben ist. Es fiel mir gleich ein, daß er zwei oder drei Monate vor seiner Entlassung zu vierzehn Tagen verschärfter Einzelhaft verurteilt worden ist, weil er einen Wächter geschlagen hat. Er mußte alles Lesbare abgeben. Als er die Strafe verbüßt hatte, bekam er sein Eigentum zurück, aber durch einen Umstand gab man ihm nicht die Zeitungen wieder, die sich in seiner Zelle befanden. Bender bekam die New York Post ins Gefängnis geliefert. Er fragte nie nach den Zeitungen. Es waren ja auch nur alte Blätter, und er wurde nach kurzer Zeit entlassen. — Ich wollte jetzt das Paket fortwerfen, aber dann fiel mir auf, daß Bender Ausgaben aus fünf Jahren verwahrt hatte, anscheinend ganz wahllos. Die älteste ist fünf Jahre alt, von anderen Jahren sind zwei oder drei Ausgaben da. Die letzte trägt das Datum sechs Monate vor seiner Entlassung. Ich machte meinem Chef davon Mitteilung, und er sagte, es könne vielleicht eine Bedeutung haben. Ich solle das Paket zu Ihnen bringen.«
Er hatte ein großes, mit braunem Packpapier umwickeltes Paket mit hereingebracht. Jetzt hob er es auf und legte es auf den Schreibtisch.
»Danke, Mister McToon«, antwortete ich. »Wir werden die Angelegenheit überprüfen.«
Sobald er uns verlassen hatte, lösten wir die Verschnürung. Die Zeitungen waren zum Teil vergilbt, aber unbeschädigt. Sie waren außerdem nach Daten geordnet.
»Fangen wir mit der Ältesten an«, schlug ich vor.
»Und wonach sollen wir suchen?«
Ich lachte. »Keine Ahnung. Vielleicht hat Bender die Blätter nur verwahrt, weil sie Kurzgeschichten eines von ihm bevorzugten Schreibers enthalten. — Blättern wir sie einfach durch. Vielleicht fällt uns etwas auf.«
Ich nahm die älteste Ausgabe, Phil die im Datum folgende. Sorgfältig las ich die Überschriften. Politik, Leitartikel, Tagesnachrichten, Kultur, Wirtschaft. Eine Überschrift fiel mir auf.
»Smaragd-Mine wechselt den Besitzer.«
Der Text darunter umfaßte wenige Zeilen. »Die American-Diamond-Company verkaufte das in ihrem Besitz befindliche Aktienpaket der Dos-Cruzos-Smaragd-Mine in Brasilien an Mister James Allyson. Diese Aktien notierten zuletzt an der Börse mit 9 Dollar achtundfünfzig für hundert.«
Ich hatte noch nicht zu Ende gelesen, als Phil rief: »Hier steht etwas über Allyson.«
Ich beugte mich zu ihm. Das Blatt war ungefähr ein halbes Jahr später erschienen. Wieder im Wirtschaftsteil stand ein größerer Artikel, dessen Kernsätze lauteten:
»Auch in der vergangenen Woche notierten die Aktien der Dos-Cruzos-Smaragd-Mine, deren praktisch alleiniger Besitzer Mr. James Allyson ist, mit erheblichen Kursverbesserungen. Der letzte genannte Preis belief sich auf zweihundertdreißig Dollar für eine Hundert-Dollar-Aktie. Ursache für diesen Kursanstieg sind die erheblichen Mengen an guten Smaragden, die in letzter Zeit aus dieser Mine gefördert wurden und auf den Markt kamen.«
Unser Reporter wurde leider nicht von Mister Allyson empfangen, jedoch wurde ihm eine schriftliche Erklärung überreicht, die war' nachfolgend abdrucken.
»Die Dos-Cruzos-Mine hat lange Zeit nur geringe Mengen Smaragde gefördert und auf den Markt gebracht. Die Bilanz des Unternehmens war außerdem durch die schlechte Lage, die schlechten Transportmöglichkeiten und die vorsintflutlichen Förderungsmethoden bedingt. — Ich habe einen Flugplatz bauen lassen, habe neue Maschinen beschafft und hatte das Glück, daß meine Ingenieure nach kurzer Zeit auf einen Gebirgsstreifen von Smaragdnestern stießen, deren Karatgewichte sich noch nicht schätzen lassen. Bei der besonderen Art, in der Smaragde im Muttergestein aufwachsen, sind diese Funde nicht einmal erstaunlich. Der Smaragd bildet sich nicht, wie der Diamant, mit einer gewissen Regelmäßigkeit in einer bestimmten Erdschicht, sondern er entstand unter bisher noch ungeklärten Bedingungen an Stellen von Urgestein, in denen vor Millionen von Jahren er sich unter hohem Druck und in einer bestimmten Atmosphäre geformt hat. Aus diesem Grunde auch findet man ihn nur stellenweise. Die Schürfer nennen solche Stellen ›Nester‹. Es sind Fälle bekanntgeworden, in denen Schürfer jahrelang an einer bestimmten Stelle, die smaragdverdächtig war, gesucht haben, es dann aufgaben, und der Nachfolger fand beim nächsten
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